Kinder des Donners
— und so fort. Ich habe jeden Hinweis verfolgt und gegengecheckt; es war einfach nichts da. Du hast gesehen, wie Ellen Schwester Higgins ausfindig gemacht hat, indem sie frühere Telefonverzeichnisse
durchsuchte. Wenn du das im Fall von Louis Parker
machst, wirst du ihn nicht finden. Andererseits sagtest du, er war ein lebenslustiger Hans Dampf in allen Gas-
sen; kannst du dir vorstellen, daß so jemand kein Tele- fon besitzt?«
Kalter Schweiß perlte auf Peters Stirn. Er setzte zum
Sprechen an, doch bevor er die richtigen Worte gefun- den hatte, preschte Bernie weiter vor.
»Und erzähl mir nichts über Geheimnummern! Wenn du weißt, wie man's macht, kannst du die Nummer ei- nes jeden herausfinden, ob er lebt oder tot ist. Oder zu- mindest von jedem, der nach der Einführung des Com- putersystems hier gelebt hat. Auch beim Einwohner- meldeamt ist nichts über ihn bekannt. Bei der Sozialver- sicherungsanstalt ist er nicht eingetragen. Keine der wichtigsten Banken hat je ein Konto auf seinen Namen geführt. Wie ich schon mal gesagt habe, er hat sich ein Loch gegraben, ist hineingestiegen und hat es hinter sich zugeschüttet. Und das deutet auf Schwierigkeiten derartiger Größenordnung hin, daß ich nicht hineinge- zogen werden möchte.«
Er leerte seinen Bierkrug erneut und erhob sich, um zu gehen. Auf dem Weg zur Tür zögerte er jedoch. Ihm war bewußt geworden, daß Ellen ihn anstarrte.
»Ist irgendwas nicht in Ordnung?« fragte er.
»Ja, du.« Das Mädchen erhob sich von der Couch und stand sehr aufrecht da.
»Was meinst du damit?«
»Du hast Geld vom Comet angenommen, damit du in dieser Story, die Claudia aufgebracht hat, recherchierst. Am Anfang hast du die Sache nicht mit dem angemes- senen Ernst behandelt. Jetzt stellt sich heraus, daß es ein ganz großer Fisch ist. Du müßtest eigentlich aufge-
regt sein, begierig, das Ganze unbedingt bis zu Ende zu verfolgen. Statt dessen stiehlst du dich davon!«
Das zarte Gesichtchen zeigte einen vielsagenden Ausdruck von Abscheu, als sie zurück in die Küche
stolzierte und sich mit einigem Getue der Katze zu- wandte.
An der Tür sagte Peter: »Ellen hat recht, weißt du.«
»Vielleicht. Aber ich werde ... meinen Arsch aus der Schußlinie bringen, wie die Amerikaner sagen wür- den.«
»Und ich werde meinen hinhalten!« fuhr Peter ihn zornig an. »Morgen werde ich genau das tun, was Ellen vorgeschlagen hat.«
»Was? Willst du versuchen, Claudias Arzt zu einem Eingeständnis zu bringen, daß er ...?«
»Genau!«
»Na, dann kann ich dir nur wünschen, daß du über- lebst. Nacht!«
Am nächsten Morgen mußte Peter einige Schwierigkei- ten überwinden, bevor er in Claudias Krankenzimmer
vorgelassen wurde. Blaß, an einen Haufen schäbiger Kissen gelehnt, lächelte sie aus Freude über seinen Be-
such — und hörte sofort auf zu lächeln, als er ihr ver- stohlen den Computerausdruck zeigte, den Bernie ver- gessen hatte zurückzufordern.
»O mein Gott!« flüsterte sie, als ihr seine Bedeutung
vollends klar wurde. »Ich bin in etwas noch viel Größe- res hineingestolpert, als ich es mir anfangs vorgestellt hatte!«
»Etwas sehr Großes!« murmelte Peter und blickte über die Schulter, um sich zu vergewissern, daß nie- mand so nah war, um sie zu hören — doch ein Hilfspfle- ger schob eine elektrische Poliermaschine über den Bo- den, und dieser Krach machte es eventuellen Lauschern bestimmt sehr schwer. »Ich habe die halbe Nacht dar- über nachgedacht, nachdem mir Bernie einiges in bezug auf Louis Parker erzählt hatte.« Er faßte es rasch in eini- gen Worten zusammen.
»Und wenn er der Vater all dieser Kinder ist«, sagte Claudia langsam, »dann ...«
»Dann ist nichts wahrscheinlicher, daß er zumindest zum Teil mit diesem >Talent< ausgestattet ist. Kein Wun- der, daß er sich ein Loch graben und darin verschwin- den kann, wie Bernie es ausgedrückt hat, und dann im- mer noch Leute wie deinen zuständigen Arzt beein- flußt!«
»Ich kann es immer noch kaum glauben«, seufzte Claudia. »Ich hätte schwören mögen, daß eine ehrliche Diagnose gestellt worden ist...«
»Laut diesem Papier hier ist es nicht so — ich sollte es übrigens besser wieder an mich nehmen.« Peter ließ den Worten die Tat folgen. »Ich denke, du solltest dich in ei-
ne Privatklinik verlegen lassen, gleichgültig, wieviel von Strugmans Geld das verschlingt. Und du tätest gut dar- an, deinen Freund, den Rechtsanwalt Mr. Stine anzuru- fen, und ... Also, ihr habt
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