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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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wertvolle Kartoffelpüree bis zum letzten Klecks aus dem Topf schabte und Senf als Extrabeilage sowie Besteck zu Tisch brachte.
    Er blinzelte sie an. »Was, um alles in der Welt, meinst du damit. Wie kann ich aufhören, mir Sorgen zu ma- chen?«
    »Es könnte sein, daß die Kinder nicht ganz so bereit-
    willig sind, wie man sich das vorstellt«, antwortete sie hintergründig. »Ich meine, um anderer Leute Sauerei wegzuräumen ... Wollen wir essen? Wenn Bernie gleich kommt, bleibt uns nicht mehr viel Zeit.«
    Diesmal erschien der Hacker wenigstens ohne blaues Auge und ohne Matsch an der Kleidung, obwohl sich das Nieseln zum echten Regen entwickelt hatte und der Regen wie immer schmutzig war. Nachdem er ein Bier genommen hatte, ließ er sich in den Sessel nieder, der inzwischen sozusagen zu seinem Stammplatz gewor- den war.
    »Habt ihr das von Claudia gehört?« fragte er.
    »Ja.«
    »Der Verkauf von Fisch, der lebende Anisakis-Larven enthält, ist in allen EG-Ländern gesetzwidrig.«
    »Vielleicht hat sie sich bereits in Amerika infiziert...«
    »Die Symptome, einschließlich des Erbrechens — un-
ter anderem — von Blut, treten innerhalb weniger Stun- den auf. Ich habe mich informiert.«
    »Dann muß sie in einem Sushi-Lokal mit miesen hy-
gienischen Verhältnissen gegessen haben! Herrje, muß
ich noch darauf hinweisen, wie sehr die Regierung bei den Nahrungsmittel-Prüfern einspart? Wenn es die Sendung Continuum weiterhin gegeben hätte, dann wä-
re das eins der Themen gewesen, die wir aufgegriffen hätten!«
    »Dann brauchte ich nicht zu wiederholen, was ich eben gesagt habe. Es ist gesetzwidrig, Fisch mit lebenden Anisakis-Larven zu verkaufen!«
    Peter erstarrte für einen Moment wie versteinert. Dann pfiff er durch die Zähne.
    »Du hast kapiert, was ich meine, ja?« brummte Ber- nie. »Selbst wenn sie sich die Krankheit in einem japa- nischen Restaurant geholt hätte — natürlich wagen wir es nicht, die Japaner zu beleidigen, solang wir noch dar- um buhlen, wieder zu ihrer Wirtschaftssphäre zugelas-
    sen zu werden —, dann hätte der Besitzer auf jeden Fall einen Besuch von den Bullen erhalten und nachweisen müssen, daß sein Betrieb nicht die Quelle der Infektion war. Das Krankenhaus hätte den Fall sofort melden müssen.«
    »Und das ist nicht geschehen?«
    Bernie schüttelte den Kopf. »Die Sicherung der Poli-
zeiberichte über Vorkommnisse in Krankenhäusern ist so lasch, daß sie praktisch Allgemeingut sind. Es ist nichts gemeldet worden.«
    »Nun ja, sie sind schrecklich überlastet«, murmelte
Peter. »Vielleicht hat es jemand vergessen.«
    »Oder vielleicht leidet Claudia gar nicht unter dem Heringswurm.«
    Es herrschte eine Zeitlang Schweigen. Schließlich sagte Peter mit kalter, dünner Stimme: »Los, weiter! Sprich es aus! Ich glaube nicht, daß es mir gefallen wird, aber ... los, sprich es aus!«
    Aus der Innentasche seiner Jacke brachte der Hacker
ein Stück Papier zum Vorschein, einen Computeraus- druck. »Hier! Seht euch das an! Ich darf das natürlich ei- gentlich nicht haben, aber... He, ist Claudia übrigens zu Schwester Higgins gegangen?«
    Während Peter den Ausdruck in Augenschein nahm
und damit näher zur Lampe rutschen mußte, wobei ihm einfiel, daß er sich geschworen hatte, sich jetzt dann bald eine Brille anzuschaffen — aber solang er keine neuen Aufträge bekam, konnte er sich keine leisten, denn das Staatliche Gesundheitswesen kam nicht mehr dafür auf —, brummte er: »Ja. Und sie jst Patientin in ei- nem Pflegeheim und gehört nicht etwa zum Personal. Außerdem ist die völlig plemplem und hat nur noch ein paar Monate zu leben ... Du liebe Güte! Ist das hier wahr?«
    Vor lauter Aufregung zerknüllte er das Papier und starrte Bernie an.
    »Soweit ich weiß, schon«, seufzte der Hacker. »Jeden-
    falls habe ich es aus einer zuverlässigen Quelle erfah- ren.«
    »Sie hat keineswegs den Heringswurm!«
    Ellen war in der Küche mit Abwaschen beschäftigt
gewesen. Da sie gerade noch rechtzeitig hereinkam, um die letzten Worte aufzuschnappen, verlangte sie eine Erklärung.
    Peter gab ihr einen kurzen Einblick, dann fuhr er ha-
stig fort: »Aber warum? Und wie?«
    Bernie spreizte die Finger. »Das ist eine gängige Me- thode, um unliebsame Nachforscher für eine Weile aus dem Weg zu räumen. Die Gruppen Fünf und Sechs des Militärischen Geheimdienstes wenden sie mit Vorliebe an, die CIA und das KGB benutzen ähnliche Verfah- ren ... Der Grundgedanke ist, jemandem ein vorüberge-

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