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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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doch bestimmt einen Code, oder nicht?«
    Claudia nickte benommen. »Ich weiß nicht, wie ich ihn sichern kann, aber wir wechseln ihn ziemlich häu- fig.«
    »Ich kann mir vorstellen, welchen Kommentar Bernie dazu abgeben würde ... na ja, macht nichts. Nimm Ver-
bindung zu ihm auf. Die Strugger-Clique hat doch be- stimmt einige gute Beziehungen.«
    »Ja, natürlich.«
    »Es ist Zeit, Gebrauch davon zu machen.« Peter zö- gerte, bevor er hinzufügte: »Claudia, ich hoffe, du ver- zeihst mir, aber ...«
    »Ach, Scheiße! Weshalb diesmal?«
    »Na ja« — voller Unbehagen —, »weil ich deiner Theorie nicht den angemessenen Ernst entgegenge- bracht habe, den sie verdient, wie ich jetzt erkenne.«
    »Und ich glaube, ich sollte dir dafür dankbar sein. Denn schließlich wirst du die Story ja nicht gerade in die internationalen Schlagzeilen bringen, oder?«
    »Nicht, bevor sie völlig ausgegoren und hieb- und stichfest ist.«
    »Und nachdem du jetzt weißt, auf was wir uns da eingelassen haben, scheint das nicht sehr bald der Fall zu sein ... Oh, oh!«
    Eine robuste Krankenschwester näherte sich wie ein Schiff unter vollen Segeln, mit strengem Gesichtsaus- druck.
    »Mr. Levin! Sie haben die Besuchszeit bereits um ei- niges überzogen. Sie dürfen die Patientin nicht ermü- den!«
    »Ich gehe ja schon, ich gehe ja schon ...« Peter schob das Papier wieder in eine Tasche und hoffte, daß es nicht bemerkt würde. Doch dies war eine »soziale« Sta- tion — das heißt, eine des Staatlichen Gesundheitswe- sens —, und nur in den Stationen, die privaten, zahlen-
den Patienten vorbehalten waren, gab es den kostspieli- gen Luxus von Fernsehkameras, um den Krankheitsver- lauf auf Monitoren überwachen zu können. Er beugte
sich hinunter, um Claudia auf die Stirn zu küssen.
    Sie legte ihm die Arme um den Hals und flüsterte dicht an seinem Ohr: »Wenn Bernie recht hat, weißt du, dann bedeutet das, daß Louis Parker über seine Kinder Bescheid weiß — wer sie sind, und wo.«
    »O mein Gott!« Peter wich entsetzt zurück.
    »Also, Mr. Levin, Sie dürfen die Patientin nicht beun- ruhigen!«
    »Sie hat soeben mich beunruhigt«, fauchte Peter. »Daran hatte ich gar nicht gedacht... Ich weiß aber, wer daran gedacht hat!«
    »Wer?«
    »Ellen! Sie entwickelt die Art von Wahnvorstellun- gen, die ich selbst auch gern kultiviert hätte, weil sie ei- nem Reporter sehr zugute kommen!«
    »Dann sprich mit ihr, wenn sie von der Schule nach
Hause kommt«, sagte Claudia gefaßt. »Und ... Schwe- ster?«
    »Ja?«
    »Bringen Sie mir ein Telefon. Sofort! Ich glaube, mein
    Zustand wurde falsch diagnostiziert, und ich möchte ei- ne zweite Meinung dazu hören. Danach beabsichtige ich, meinen Anwalt in New York anzurufen und mich mit ihm über eine Anzeige wegen ärztlichen Fehlverhal- tens zu beraten.«
    Die Schwester machte ein verständnisloses Gesicht.
Peter schenkte ihr ein falsches Lächeln.
    »Tun Sie, was sie gesagt hat!« riet er ihr. »Falls nicht, werden Sie für die Schäden haftbar gemacht, da ich Zeuge dieser traurigen Angelegenheit geworden bin.«
    Sie kämpfte einen Moment lang mit sich, ob sie den Gehorsam verweigern sollte. Dann kuschte sie. Doch als sie sich entfernte, war an der Bewegung ihrer Lippen
deutlich abzulesen:
    Widerliche Amerikaner!
    »Krebs«, sagte der Tierarzt, zu dem Peter und Ellen am Abend mit der Katze gegangen waren.
    »Aber sie ist doch noch so jung!« rief Ellen aus.
    »Ja, ungefähr neun Monate, würde ich sagen. Aber letzte Woche habe ich einen Wurf von Kätzchen auf die Welt befördert, die bereits im Mutterleib mit Tumoren
durchwuchert waren. Manchmal überlege ich, wenn wir das schon unseren vierbeinigen Lieblingen antun, was tun wir dann erst uns selbst und uns gegenseitig an ...«
    Er besann sich. Er trug ein rot-weiß-blaues Band am Kittel, und seine Hand huschte jetzt dorthin wie zu ei- nem Talisman, einem Kruzifix.
    »Nun, ich bin sicher, die Regierung tut alles in ihrer Macht Stehende!« schloß er voller Inbrunst. »Aber es
wäre das gnädigste, wenn Sie Ihre Katze einschläfern lassen würden. Man möchte ihr Leiden ja nicht verlän- gern. Bitte, unterschreiben Sie dieses Formular ... Vie-
len Dank. Das macht fünfundzwanzig Pfund. Wir neh-
men alle einschlägigen Kreditkarten; bitte sagen Sie der
Sekretärin, welche Sie bevorzugen. Der nächste!«
    So tief im Süden war es immer noch warm, obwohl die Arbeiten des Sommers bereits abgeschlossen waren. Die Trauben und Oliven waren geerntet und

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