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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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gepreßt; der Tabak — der hier immer noch angebaut wurde —
war verkauft, genauso wie der Mais, entweder für Po- lenta oder für Öl. So ziemlich die einzigen Farbtupfer in der sandiggrauen Landschaft waren dort zu finden, wo Familien Tomaten zurückbehalten hatten, um sie zu Pa- ste zu trocknen oder zu kochen.
    Es war etwas Altes und Verstaubtes an der Aussicht, die sich David auf dem Beifahrersitz des Alfas, den Har- ry am Flughafen gemietet hatte, darbot. Es war, als ob er in eins der Gemälde eingetreten wäre, die zu bewun- dern man ihm in der Schule beigebracht hatte. Als er noch verpflichtet gewesen war, eine zu besuchen.
    Zum ersten Mal seit ihrer kurzen Begegnung erinner- te er sich an die Schulinspektorin, die er verführt hatte (im großen und ganzen in der Art von Garth und Roger, wie ihm jetzt auffiel), nachdem er sichergestellt hatte, daß er niemals mehr von stumpfsinnigen Lehrern belä- stigt würde.
    Doch jetzt wurde er von entschieden schlimmeren Problemen belästigt. Eins davon war schlicht physikali- scher Natur: Das Essen, das er im Flugzeug gewagt hat-
te zu sich zu nehmen, hatte bei ihm ein Bauchgrimmen verursacht, und es war ihm äußerst peinlich, daß er Harry zweimal hatte bitten müssen anzuhalten, damit er sich hinter einen der vertrockneten Herbstbüsche hocken und seinen Darm entleeren konnte.
    David behagte es nicht, wenn er an seine niederen
menschlichen Bedürfnisse erinnert wurde.
    Ausgelöst durch den Gedanken an Garth, machte er sich jetzt noch über ein zweites Problem Sorgen. Er war davon ausgegangen, daß seine Geschwister auf seiner
Seite standen, so daß es sicher wäre, Alice ihrer Obhut
und dem Schutz des Hauses anzuvertrauen, während er und Harry sich auf dieser Reise nach Italien befanden —
     
    aufgrund eines bloßen Verdachts, doch eines, der eine
Saite in seiner Phantasie anklingen ließ ...
    Nein, es hat sich bestimmt gelohnt. Nach meinem Pro- gramm ...
    Mißtrauen, plötzlich aufkeimendes Mißtrauen kämpf- te in seinem Denken gegen eine angeschlagene Hoff- nung. Er bemühte sich, die Daten, die er hervorbrachte, zu sortieren ... (wie lange würde es noch dauern, bis er
selbst wie ein Computer dachte?)
    Erstens ....'
    Er zwang sich, sich mit der Tatsache auseinanderzu- setzen, daß seine Geschwister nicht automatisch seine Verbündeten waren. Die schlimmsten seiner ursprüngli- chen Befürchtungen waren eingetreten. Sie hatten, so mußte er erfahren, zu lange für sich allein gelebt, ohne einen Sinn für Partnerschaft und Kooperation.
    Vielleicht hätte ich nicht das Risiko eingehen dürfen, sie sich selbst zu überlassen ...
    Der Bauch tat ihm weh, seine Augen brannten, er fühlte sich hundeelend. Der Wagen trödelte dahin, über Straßen voller Schlaglöcher; hinter ihnen wirbelten Wolken von Staub auf und manchmal auch vor ihnen, wenn ein Traktor oder Lastwagen vor ihnen herfuhr. Der Alfa hatte keine Klimaanlage, und es war zu heiß, um die Fenster geschlossen zu halten. Als er sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, schmeckte er knir- schenden Sand.
    Langsam wurde ihm klar, daß er, als er diese Reise geplant und Harry und Alice überredet hatte, sie zu ar-
rangieren, sich diesen Mietwagen als ein gleichwertiges Gegenstück zu dem Rolls-Royce vorgestellt hatte, an den er gewöhnt war. Seine Hand fuhr andauernd zu der
Tastatur und dem Modem, der es ihm ermöglichte, die Programme abzufragen, die er vor seiner Abreise in Gang gesetzt hatte.
    Er war ganz begierig, die Ergebnisse zu erfahren. Mußte sie unbedingt erfahren. Wenn dieser geheim-
    nisvolle Louis Parker tatsächlich sein natürlicher Vater war ...!
    »Links oder rechts?« fragte Harry mit schnarrender
Stimme. Sie waren eben an eine T-Kreuzung gekom- men.
    »Wie bitte?«
    »Verdammt, es ist deine Aufgabe, mir den Weg zu weisen!«
    Wie wagst du mit mir zu reden!
    Doch Davids Zorn flammte auf und verzischte wie Öl in einem Pizzaofen. Er hatte nicht mit Bauchweh ge- rechnet oder mit der Demütigung durch anhaltenden Durchfall ...
    Mit großer Anstrengung erlangte er die Selbstbeherr-
schung wieder und sah sich um. Zur Rechten, in Rich- tung des Sonnenuntergangs, bemerkte er steinerne Säulen als Umrahmung des Eingangs zu einem Weg, der von Olivenbäumen gesäumt war. Er deutete dorthin und murmelte: »Das da sieht richtig aus.«
    »Ich hoffe sehr, daß es das ist! Ich schwöre, ich habe keine Ahnung, warum ich mich darauf eingelassen ha- be, dich hierherzubringen! O Gott, seit Jahren habe ich mich

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