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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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verdammt, an jedem Morgen in einer anderen Welt aufzuwachen, in einer anderen Zeit, andere Menschen kennenzulernen und unter an- deren Erinnerungen zu leiden — sie treffen während ih- rer seltsamen Verbannung auf Seeleute der veneziani- schen Epoche, auf dünkelhafte altrömische >Welterobe-
rer für Cäsar« und auf durchaus vergleichbares Gelichter aus dem 20. Jahrhundert, sie müssen sich mit den zeit- losen, durchs Meer von der Welt isolierten Inselbewoh- nern herumschlagen und natürlich tauchen — man ve-
getiert im Mittelmeer — auch die unvermeidlichen Kreuzritter auf, die Pest zweier Jahrhunderte.
    Der Roman heißt dt. holprig (1987) >Die Gezeiten der Zeit«, (orig. 1984 >The Tides of Time«) und zeigt u. a., daß, wer hundert Kinder hat, wohl nicht erwarten darf,
daß alle hundert Genies werden. Immerhin aber enthält auch dieses ... >Normalkind< Brunners genug der typi- schen Kriterien dieses Autors: klar transportierte wich-
tigste Anliegen, Werben um Menschlichkeit, Engage- ment für Mut & Vernunft... und natürlich gegen Dummheit, vor allem in ihrer irrwitzigsten Gestalt: Als Hedwig ist Stacy Missionarin, »das sagt alles«: — »Wenn jemand davon träumt, das ganze Universum zu verändern, um es einer Reihe örtlich begrenzter Vorur- teile anzupassen ... ach, es ist lächerlich.«
    »Lächerlich«?? — Dieses Possenspiel war tödlich, für 22 Millionen Menschen allein während der sieben ge-
schichtlich festgemachten Kreuzzüge, dazu kommt je- der! Krieg, denn in jedem! Krieg haben die Religionen mitgespielt, bis in die Gegenwart, bis in den Wahnsinn des Iran, bis Aserbeidschan vs. Armenien ...
    »Eine Missionarin«, kann daher Gene mit feierlichem Nicken nur bestätigen, »ist per definitionem eine Per-
    son, die, ohne es zu wollen, mehr Schaden als Nutzen bewirkt.«
    Zu hinterfragen wäre das »Ohne es zu wollen« ...
    Patronenhülsen auf der Insel erinnern an Kriege, Iko-
nen an ihre Ursachen, Einmachgläser an die damit ver- bundene Not... Und dabei alles aus so viel Sinnlosig- keit: Wo gibt es außerhalb des Universums einen Geist? ... wäre eine gute Frage, gäb's nicht innerhalb schon genug Schwierigkeiten; ein Gleichnis aus der Welt der Menschen: ein König tut alles, mehr Land zu bewässern, um mehr Menschen ernähren zu können (mehr Soldaten wird er gebraucht haben! Pack.), sprunghaft steigt die Zahl der Moskitos — Malaria-Seu- chen raffen Leute und Land dahin. Als würden irdische Schwierigkeiten nicht schon genügen ...
    Ein Schwertgriff... »Denken Sie an den Haß und Wahnsinn, die damit verbunden sind! Denken Sie an die falschen Überzeugungen, die den beseelen, der es,
seines Glaubens ganz sicher, schwang ... Und doch ist dieser Wahnsinn wahres Wissen ...«
    ... Denen!, ... und den wenigen, die überleben, durchkommen: nur wissen die dann das Gegenteil (wenn auch nicht immer), Brunners Plädoyer: Offnen Sie Ihren Geist und lassen Sie die Wahrheit einströmen!
Wir hatten uns schließlich zu Begriffen wie Besiedlung und Besetzung vorgearbeitet — nicht Eroberung! — nur anderswo leben! ... und noch ein Merksatz Brunners, noch einmal aus den >Dunklen Jahren<: Töten ist ein- fach, leben nicht!
    War es immer, ist es nie — und oft, so oft sind diesel- ben daran schuld: In >Geheimagentin der Erde< (dt. 1972; orig. >Secret Agent of Terra<, auch: >The Avengers of Carrig<, 1969) ist ein ferner Planet von Karawanen, Schwertern, Pfeil und Bogen, von primitiver Feudal- herrschaft, Totemismus und unbedingtem Götterglau-
ben überzogen. Gerade letzteres macht es einer Hand- voll skrupelloser Gauner leicht, die Herrschaft über
    Stadt und Erzlager zu erringen: Man durchschaue ein
überkommenes, inhaltsleeres Ritual, halte sich an die Buchstaben des Gesetzes und verschaffe sich überlege- ne Waffen: sogar Priesterinnen und Priester mit noch so heiligen Spezialkenntnissen sind da spielend übertöl- pelbar, bald beherrschen 102 Personen eine Stadt von 17000. Dabei hatten sich die Usurpatoren ohnehin recht- zeitig verdächtig gemacht, hatten sie doch das Recht der Götter in Frage gestellt, nach Gutdünken über das Leben von Menschen zu entscheiden ... wie so oft in realer
Vergangenheit (und Gegenwart) machen die Eroberer sofort genau das: sie ersetzen die Priester, setzen sich selber als Götter über die Menschen, und John Brunner
zeigt einmal mehr stichhaltig und trotz aller Ironie mit gebotener Deutlichkeit, wes >Geistes< Kind >Götter<
(auch in der Einzahl, soll sein sogar Der! Eine!)

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