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Kinder des Donners

Kinder des Donners

Titel: Kinder des Donners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Brunner
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genug auch: wenn einer nicht überzeugend genug das Gleiche glaubte).
    Es war nie einfach, sich nicht anzuschließen: den Wunsch, zu überleben, verspüren auch Ungläubige ... wenn schon Paris eine Messe wert gewesen sein sollte — um wieviel mehr dann erst ein, ein einziges Men-
schenleben.
    Nie war es einfach, sich nicht zu ergeben in Schicksal und Dummheit — die hatten stets die Macht und den unerschütterlichen Willen, sie erbarmungslos einzuset- zen.
    Welche moderne Waffe ist nicht in christlichen Hirnen ausgebrütet worden? Von der Handgranate bis zur Was- serstoffbombe ... fragt ein Spendungsunwilliger die schwer bewaffnete Sammlerhorde — sogar die chinesi-
    Hitler war ein getaufter Katholik und wurde niemals exkommuniziert
    sche Erfindung des Schießpulvers haben sie einem abendländischen Mönch requiriert, weil sie es nicht er- tragen konnten, daß einmal! ein! todbringendes Instru- ment nicht! von ihnen stammt.
    >Die dunklen Jahre< — so der Titel des (1977 dt., orig.
    1973 >The Stone That Never Came down<) Romans — liegen nicht nur in der Finsternis des Mittelalters, nicht nur in der Gegenwart, für John Brunner zwangsläufig und — nachgewiesenermaßen beinahe — auch in der Zukunft.
    »Erst jetzt erkenne ich, wie gefährlich und destruktiv die christliche Zivilisation geworden ist. Wenn es jemals Liebe in ihr gegeben hat, so ist sie längst ausgeblutet. Drei von den großen Religionen der Erde kennen den Begriff des Heiligen Krieges: Der Schintoismus, der Is- lam und das Christentum ...«, aber!: »Das Christentum allein ist heuchlerisch genug, um seine Gläubigen zu-
gleich aufzufordern, die andere Wange hinzuhalten, mit Freuden Unrecht zu erdulden und dergleichen. Sehen wir uns die Geschichte an. Deutschland war seit zwölf- hundert Jahren christlich, als die Nazis an die Macht ka- men. Hatten die etwa in zwölf Jahren alles abgeschafft, was die Kirche in zwölf Jahrhunderten eingeführt hatte?
Nein, im Gegenteil, sie bauten darauf auf. Hitler war ein getaufter Katholik und wurde niemals exkommuni- ziert.« Brunner meint nicht nur Hitler, wenn er »weiß, daß wir von Dummköpfen und Gaunern geführt wor- den sind«, und er irrt — optimistisch-absichtsvoll — wenn er es in seine Zukunft verlegt, daß dies »das erste Mal« wäre, »daß ein Verbrecher ganz nach oben gekom- men ist.«: Hätte so etwas wirklich so lange gedauert —
es wäre wahrlich eine Heile Welt zu nennen ... dies ist aber auch die der »Dunklen Jahre« nicht, ist keine, je bö- ser vielmehr, desto deutlicher ist es die unsere:
    »Es ist kein Spaß zu entdecken, daß man sein Leben lang andere Leute für sich hat denken lassen, nicht wahr? Ich stützte mich immer auf diese Krücke und überließ das Denken den anderen: in der Schule und an
der Universität, dann beim Militär, dann bei den Agen- ten und Produzenten ... sogar noch als Prediger ...« —
ein überaus gefährlicher, so vertrauter Zustand:
    »Die Verfügbarkeit von Daten und die Macht, Scha-
    den anzurichten, sind untrennbar miteinander verbun- den; die Menschen in den am besten informierten Län- dern sind zugleich jene, die am meisten Unheil anrich- ten können. Die Wilden in Neu-Guinea können die Menschheit nicht ausrotten, und sehr wahrscheinlich wären sie unfähig, sich so etwas vorzustellen. Die Bür- ger der Nuklearmächte hingegen ...«
    Die Synonyme für den tödlichen Idiotismus sind >Pa- triotismus<, >Freiheitsliebe< und >nationale Ehre<, in- haltsleer und traditionell eingesetzt nach den unge-
schriebenen, ehernen Gesetzen der Politik:
    »... daß die wirklichen Geschäfte hinter den Kulissen abgewickelt werden, so daß der Bevölkerung schließlich unter der Maske des demokratisch-parlamentarischen Prozesses ein fait accompli vorgesetzt werden konn- te ...«
    Nur in Brunners Utopia kann es ein Happy-end ge- ben, tatsächlich ein Mittel, das, heimlich verabreicht von
Idealisten, gegen diese verbrecherischen Zustände — in denen wir! heute! leben — wirkt; tröstlich wie Satire: auch da gefällt die am besten, die dem eigenen Wunsch- denken entgegenkommt, den eigenen Ansichten ent- spricht, die eigene Meinung unterstreicht.
    Merkt heute tatsächlich keine Bevölkerung, wie die da oben wirklich sind?
    Seit Mitte/Ende 1989 darf ein wenig Hoffnung kei- men: Polen, Ungarn, DDR, dann die Tschechoslowakei, zuletzt in diesem Jahr der Meilensteine sogar Rumä-
nien ... ein Funken des Brunnerschen Optimismus in der Realität der wirklichen Dunklen

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