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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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leise. Eine Zigarette glomm auf – eine von Andrew Gills Spezial Deluxe Gold –, und ihr angenehmer, würziger Duft breitete sich aus, hob allgemein die Laune und weckte bei den Versammelten freundschaftlichere Gefühle gegenüber dem neuen Lehrer und füreinander.
    Sobald er die Zigarette sah, nahm Mr. Barnes' Gesicht einen sonderbaren Ausdruck an. »Sie haben hier noch T abak?« vergewisserte er sich mit heiserer Stimme. »Nach sieben Jahren?« Offenbar traute er seinen Augen nicht.
    »Wir haben keinen Tabak, Mr. Barnes«, entgegnete Mrs. Tallman, indem sie belustigt lächelte, »denn heutzutage hat in der Tat niemand noch welchen. Aber es gibt hier einen ausgezeichneten Tabakfachmann. Er stellt diese Spezial Deluxe Gold für uns so her, wie es ihm nach den noch vorhandenen Mitteln möglich ist, aus Altgemüse sowie aus Kräutern, deren Natur allerdings – und mit gutem Recht – sein persönliches Geheimnis bleibt.«
    »Wieviel kosten sie?« erkundigte sich Mr. Barnes.
    »In kalifornischem Notgeld ungefähr hundert Dollar das Stück«, sagte Orion Stroud. »In Vorkriegswährung das Stück 'n Zehner.«
    »Ich habe einen Zehner«, sagte Mr. Barnes und langte zittrig in seine Manteltasche; er suchte darin, brachte den Zehner schließlich zum Vorschein und streckte ihn dem Mann mit der Zigarette hin, George Keller, der zurückgelehnt auf seinem Stuhl saß, die Beine bequem übereinandergeschlagen.
    »Tut mir leid«, sagte George. »Ich möchte keine verkaufen. Am besten wenden Sie sich an Mr. Gill. Tagsüber ist er in seinem Laden bei Point Reyes Station, aber natürlich fährt er auch regelmäßig herum. Er hat einen pferdebespannten VW-Bus.«
    »Ich werde dran denken«, sagte Mr. Barnes. Sehr sorgsam steckte er seinen Zehner wieder weg.

    »Wollen Sie an Bord der Fähre?« fragte der Beamte, der im Dienst von Oakland stand. »Falls nicht, wär's besser, Sie stellen Ihren Wagen an die Seite, Sie versperren nämlich die Zufahrt.«
    »Doch, klar, ich will hinüber«, antwortete Stuart McConchie. Er stieg wieder ins Auto und ruckte an den Zügeln, so daß Prinz Edward von Wales, sein Pferd, zu ziehen anfing. Edward legte sich ins Zeug und zog den motorlosen 1975er Pontiac durch die Einfahrt und hinaus auf den Hafendamm.
    Zu beiden Seiten lag blau und von Böen aufgewühlt die Bucht, und Stuart beobachtete durch die Windschutzscheibe, wie eine Möwe sich herabschwang und sich zwischen den Pfählen etwas Freßbares schnappte. Auch Angler waren zu sehen – etliche Männer, die hofften, ein Abendessen fangen zu können. Einige der Männer trugen die abgerissenen Reste von Armeeuniformen, wohl Veteranen, die hier unter den Landungsbrücken hausten. Stuart setzte die Fahrt fort.
    Könnte er es sich nur leisten, in San Franzisko anzurufen! Aber das unterseeische Kabel war wieder einmal ausgefallen, und die Verbindung nach drüben mußte über San José und um die ganze Halbinsel zur anderen Seite vermittelt werden, und bis er mit seinem Anruf nach San Franzisko durchkam, würde das Telefonat ihn fünf Dollar in Silbergeld kosten. Derartige Telefongespräche waren heutzutage außer für stinkreiche Leute einfach nicht mehr drin; folglich mußte er die zwei Stunden bis zum Ablegen der Fähre warten ... Aber konnte er sich so eine Warterei erlauben?
    Er ging einer wichtigen Angelegenheit nach.
    Er hatte ein Gerücht vernommen, daß eine große sowjetische Lenkrakete gefunden worden sei, ein nicht losgegangenes Geschoß, ein Blindgänger; er sollte in der Nähe von Belmont in der Erde liegen, und es hieß, ein Bauer hätte ihn beim Pflügen entdeckt. Man hatte erzählt, der Bauer verkaufe sie stückweise, und daß allein das Lenksystem aus Tausenden von Teilen bestünde. Er verlangte einen Penny pro Teil, das man sich selber aussuchen durfte. Und Stuart benötigte für seine Tätigkeit viele solche Teile. Doch das gleiche galt für zahlreiche andere Leute. Wer zuerst kam, konnte zuerst einheimsen; und wenn er nicht ziemlich bald über die Bucht und nach Belmont gelangte, würde es zu spät und kein einziges elektronisches Teil für ihn und sein Geschäft mehr übrig sein.
    Er verkaufte kleine elektronische Fallen (die ein anderer Mann anfertigte). Alles mögliche Ungeziefer war mittlerweile mutiert und hatte es gelernt, die gewöhnlichen, rein passiv konstruierten Fallen zu meiden oder gar kaputtzumachen, ganz gleichgültig, wie kompliziert sie auch beschaffen sein mochten. Vor allem die Katzen hatten sich stark verändert,

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