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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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Brillenmann, vor der Katastrophe, bevor hier auf der Erde alle entsprechenden technischen Ausstattungen in Verlust geraten sind.« Eldon Blaine betrachtete das Radio, das auf dem Arbeitstisch stand, dann warf er einen verstohlenen Blick zur Tür. Der Phoko versperrte nicht mehr mit seinem Phokomobil den Ausgang. Eldon überlegte, ob er es schaffen könnte, den Phoko abzuhängen, ob er eine Chance besaß.
    »Ich kann über eine Entfernung von vierhundertfünfzig Kilometer hinweg senden«, sagte Hoppy. »Ich könnte Empfänger im gesamten nördlichen Kalifornien erreichen, aber das ist bei Direktsendung dann auch schon alles. Aber indem ich dem Satelliten sende und ihn alles aufzeichnen und dann immer wieder abspielen lasse, während er um die Erde kreist ...« »So können Sie die ganze Welt bestreichen«, sagte Eldon.
    »Völlig richtig«, bestätigte Hoppy. »Die erforderlichen Appa
    raturen sind an Bord, der Satellit ist darauf eingerichtet, alle möglichen von unten kommenden Anweisungen auszuführen.«
    »Und dann werden Sie Dangerfield sein«, sagte Eldon.
    Der Phokomelus lächelte. »Und niemand wird 'n Unter
    schied bemerken«, stotterte er. »Ich kann's durchziehen, ich habe mir alles genau überlegt. Was wäre denn die Alternative? Großes Schweigen. Der Satellit kann jetzt praktisch jeden Tag sein Programm einstellen. Und dann wäre die eine Stimme dahin, die die gesamte Welt vereint, und die Welt würde zerfallen. Ich bin inzwischen darauf vorbereitet, Dangerfield vom einen auf den anderen Moment abzuschalten, und ich werd's tun, sobald ich mich endgültig davon überzeugt habe, daß er in Kürze den Löffel abgibt.«
    »Weiß er über Ihr Vorhaben Bescheid?«
    »Nein«, antwortete Hoppy.
    »Ich will Ihnen sagen, was ich glaube«, äußerte Eldon. »Ich glaube, Dangerfield ist schon seit langem tot, und in Wirklichkeit waren die ganze seitherige Zeit Sie es, dem wir zugehört haben.« Während er sprach, näherte er sich dem Radio auf dem Arbeitstisch.
    »Sie irren sich«, widersprach der Phoko mit fester Stimme. »Es wird aber nicht mehr lange dauern, bis es sich tatsächlich so verhält«, ergänzte er. »Es ist erstaunlich, daß er solche Lebensbedingungen überhaupt so lange durchgestanden hat. Die Leute vom Militär haben damals, als sie ihn aussuchten, gute Arbeit geleistet.«
    Eldon Blaine riß das Radio an sich und rannte zur Tür.
    Verblüfft glotzte der Phoko ihm nach; Eldon sah noch den Ausdruck von Hoppys Gesicht, dann war er auch schon draußen, flüchtete durch die Dunkelheit zum Polizeifahrzeug, das an der Landstraße geparkt stand. Ich habe ihn überrumpelt, sagte sich Eldon. Der arme Kerl von einem verfluchten Phoko hatte keinen blassen Schimmer von meiner wahren Absicht. All das Geschwätz – hatte es irgend etwas zu bedeuten? Nichts. Größenwahn. Er will hier unten sitzen und zur ganzen Welt sprechen, die ganze Welt empfangen, die gesamte Menschheit zu seiner Zuhörerschaft machen ... Aber außer Dangerfield ist niemand dazu in der Lage. Man kann die Anlagen in dem Satelliten nicht von der Erde aus steuern. Der Phoko müßte im Satelliten sein, dort oben, und es ist ausgeschlossen, daß er ...
    Etwas packte ihn im Nacken.
    Wie das? fragte sich Eldon Blaine, als er vornüber auf den Erdboden sackte, sich unterdessen krampfhaft an das Radio klammerte. Er ist drüben im Haus, ich bin hier im Freien. Fernbeeinflussung ... Er hat mich erwischt. Habe ich mich getäuscht? Ist er wirklich über größeren Abstand hinweg dazu imstande?
    Was ihn im Genick gepackt hatte, drückte nun zu.

    11

    Paul Dietz nahm die erste hektografierte Seite der West Mariner Apokalyptischen Nachrichten zur Hand, der kleinen Zeitung, die er mit vierzehntäglichem Erscheinen herausgab, und las kritisch den von ihm selbst verfaßten Aufmacher.

    TYP AUS BOLINAS HALS UMGEDREHT.

    Vor vier Tagen ist Eldon Blaine, Brillenmann aus Bolinas, Kalifornien, der sich geschäftlich in diesem Landesteil aufhielt, an der Landstraße mit gebrochenem Genick und anderen Blessuren, die auf Gewaltanwendung durch Unbekannt hinweisen, aufgefunden worden. Earl Colvig, Chef der Polizei West Marins, hat sich enorm ins Zeug gelegt und eine umfangreiche Untersuchung angefangen und vernimmt jede Menge Leute, die Blaine an dem fraglichen Abend gesehen haben.

    So lautete der vollständige Text der Meldung, und Dietz verspürte, während er ihn las, tiefe Zufriedenheit; das war endlich einmal ein wirklich guter Aufmacher, den er da für diese

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