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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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mehr gehört, seit sieben Jahren nicht. Es fiel bisher ziemlich schwer, sich vorzustellen, daß es irgendwo in der Welt so was noch geben könnte. Soviel hat sich geändert, aber hier in diesem Mann, diesem Stuart McConchie, war es erhalten geblieben. Gill verspürte eine Aufwallung von Vergnügen. Diese Redensarten, dies Vertretergeschwätz, waren eine Erinnerung an schönere Zeiten. Er fühlte sich durchaus von dem Mann angetan.
    »Vielen Dank«, sagte er, und zwar aus ganzem Herzen. Vielleicht begann die Welt nun endlich etwas von ihrem alten Format zurückzugewinnen, die Umgangsformen, die Bräuche und alle Arten von Handel und Wandel, all das, was sie früher zu dem gemacht hatte, was sie damals gewesen war. Diese Sprüche, die dieser McConchie klopft, sie sind ernst gemeint, sie haben in ihm überdauert, er spielt mir hier nichts vor. Irgendwie ist es diesem Mann gelungen, seinen ursprünglichen Standpunkt zu bewahren, seine geschäftliche Begeisterungsfähigkeit, trotz allem, was sich zugetragen hat – heute wie damals schmiedet er Pläne, er stellt neue Überlegungen an, macht diesen und jenen Quatsch ... und nichts kann und wird ihn aufhalten. Er ist ganz einfach, erkannte Gill, ein sehr guter Verkäufer. Nicht einmal ein mit Wasserstoffbomben geführter Krieg und der Zusammenbruch der Gesellschaft haben ihn beirren können. »Wie wär's mit 'ner Tasse Kaffee?« schlug Gill vor. »Ich lege für zehn bis fünfzehn Minuten 'ne Pause ein, und Sie erzählen mir mehr über diese automatische Maschine oder was Sie sich da ausgedacht haben.«
    »Richtigen Kaffee?« fragte Stuart McConchie nach, und seine angenehme, optimistische Miene entgleiste für einen Moment; er starrte Gill in heftiger, unverhohlener Begierde an.
    »Leider nicht«, sagte Gill. »Es ist Ersatzkaffee, aber nicht übel. Ich glaube, er dürfte Ihnen schmecken. Besser als das, was man in den Städten an den sogenannten Kaffeebuden anbietet.« Er ging den Wasserkessel holen.
    »Ihr Betrieb hier ist wirklich was wert«, sagte Stuart McConchie, während sie darauf warteten, daß das Wasser kochte.
    »Sehr beeindruckend und effizient.«
    »Vielen Dank«, sagte Gill.
    »Mit meinem Besuch bei Ihnen habe ich mir einen langgehegten Traum erfüllt«, gestand McConchie. »Die Fahrt hat eine Woche gedauert, und ich habe ständig daran gedacht, Sie zu besuchen, seit ich meine erste Spezial Deluxe Gold geraucht habe. Hier ist ...« Er suchte nach Worten. »Eine richtige Insel der Zivilisation in diesen barbarischen Zeiten.«
    »Was halten Sie vom hiesigen Landkreis als solchem?« wollte Gill wissen. »Eine kleine Ortschaft wie diese, verglichen mit dem Leben in der Stadt ... Sicher ein erheblicher Unterschied.«
    »An erster Stelle wollte ich zu Ihnen«, sagte McConchie. »Ich bin geradewegs zu Ihnen gekommen. Ich habe mir nicht die Zeit nehmen können, mir die Umgebung anzuschauen. Mein Pferd braucht vorn rechts ein neues Hufeisen, und ich habe es im ersten Stall gelassen, den ich hier in der Nähe gesehen habe, gleich hinter der kleinen eisernen Brücke.«
    »Ach, ja«, sagte Gill, »der gehört Stroud. Ich weiß, welchen Sie meinen. Sein dortiger Schmied ist tüchtig, er wird Sie zufriedenstellend bedienen.«
    »Ich habe den Eindruck, daß das Leben auf dem Land viel friedlicher abläuft«, sagte Stuart McConchie. »Wenn Sie in der Stadt irgendwo Ihr Pferd allein lassen ... Na, vor einiger Zeit habe ich mal mein Pferd im Hafengelände warten lassen, weil ich zur anderen Seite der Bay übersetzen mußte, und als ich zurückkam, da hatte man's mir an Ort und Stelle aufgefressen ... Solche Vorfälle sind's, durch die einen die Stadt mit der Zeit ankotzt, so daß man weggehen möchte.«
    »Ich weiß«, sagte Bill und nickte verständnisvoll. »Das Leben in der Stadt ist brutal, weil's dort noch so viele obdachlose und heruntergekommene Menschen gibt.«
    »Und ich hatte das Pferd richtig gern«, sagte McConchie mit kummervoller Miene.
    »Tja, andererseits wird man auf dem Land ständig mit dem Tod von Tieren konfrontiert«, sagte Gill. »Das war schon immer eine der weniger erfreulichen Seiten des Landlebens. Als die Bomben fielen, sind hier oben Tausende von Tieren schrecklich verwundet worden, Schafe, Rinder ... Natürlich kann man das nicht mit der Schädigung und Vernichtung menschlichen Lebens vergleichen, wie's dort unten stattgefunden hat, woher Sie kommen. Sie müssen seit dem Tag X sehr viel menschliches Leid gesehen haben.«
    Der Neger nickte. »Das

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