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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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und zahllose Entartungen. Ungeheuer viele Mißbildungen, sowohl bei Tieren wie auch Menschen. Wie dieser Hoppy ...«
    »Hoppy stammt nicht aus dieser Gegend«, sagte Gill. »Er ist erst nach dem Krieg hier aufgekreuzt, er hat sich gemeldet, als wir einen Technikus gesucht haben. Ich bin auch nicht von hier. An dem Tag, als der Krieg ausbrach, war ich auf der Durchreise, und ich hab's vorgezogen, hier zu bleiben.« Der Kaffee war fertig, und die beiden Männer begannen zu trinken; für eine Weile sprachen sie nicht. »Was für 'ne Art von Schädlingsfallen stellt Ihre Firma her?« fragte Gill zu guter Letzt nach.
    »Es ist kein herkömmlicher passiver Typ«, antwortete McConchie. »Die Fallen sind homöostatisch, das heißt, sie werden von sich aus aktiv, zum Beispiel verfolgen sie eine Ratte – beziehungsweise eine Katze oder einen Hund – bis hinunter in die Löcher und Bauten, wie sie sich heute unter ganz Berkeley erstrecken ... So eine Falle folgt einer Ratte nach der anderen, wenn sie eine getötet hat, nimmt sie sich die nächste vor, bis ihr der Betriebsstoff ausgeht oder es einer Ratte zufällig gelingt, sie kaputtzumachen. Es gibt einige sehr gescheite Ratten – Sie wissen ja, solche Mutationen, die in der Evolution einen großen Sprung getan haben –, die sich sogar darauf verstehen, eine homöostatische Schädlingsfalle der Firma Hardy lahmzulegen. Aber 's sind wenige.«
    »Wirklich beeindruckend«, sagte Gill leise.
    »Um nun auf die von uns vorgeschlagene Apparatur zum Zigarettendrehen zu kommen ...«
    »Mein Freund«, sagte Gill, »Sie sind mir sympathisch, aber ... Da ist ein Problem. Ich habe kein Geld, um Ihre Maschine zu kaufen, und ebensowenig irgend was, das ich dagegen ein tauschen könnte. Und ich habe nicht die Absicht, Teilhaber in meinen Betrieb aufzunehmen. Wie sollten wir unter diesen Umständen ins Geschäft kommen können?« Er lächelte. »Ich muß wie bisher weitermachen.«
    »Warten Sie«, sagte Stuart McConchie augenblicklich. »Es muß sich eine Lösung finden lassen. Vielleicht können wir Ihnen ein Hardy-Zigarettenherstellungsgerät im Rahmen eines Mietkaufs überlassen, bei dem Ihre Gegenleistung aus einer gewissen Anzahl von Ihnen wöchentlich für soundsoviel Wochen zu liefernder Zigaretten besteht, natürlich Ihrer Marke Spezial Deluxe Gold.« Sein Gesicht widerspiegelte äußerste Lebhaftigkeit. »Beispielsweise könnte die Firma Hardy Ihr Vertragspartner für den Alleinvertrieb Ihrer Zigaretten werden. Wir können Sie überall vertreten, ein Vertriebssystem aufbauen, mit Verkaufsstellen landauf, landab in ganz Nordkalifornien, und dadurch den anfälligen, unsystematischen Vertrieb ablösen, wie Sie ihn anscheinend zur Zeit durchführen. Was sagen Sie dazu?«
    »Hmmm«, machte Gill. »Ich muß zugeben, das klingt interessant. Ich gestehe, daß der Vertrieb nicht unbedingt meine Stärke ist ... In der Tat mache ich mir schon seit Jahren selber meine Gedanken über die Notwendigkeit einer funktionierenden Vertriebsorganisation, vor allem, weil meine Fabrik ja einen so ländlichen Standort hat. Ich habe sogar daran gedacht, den Betrieb in die Stadt zu verlegen, aber letzten Endes waren mir die Räuberei und der Vandalismus dort doch zu gefährlich. Und ich selbst möchte auch nie wieder in die Stadt. Hier das, das ist mein Zuhause.« Er äußerte sich nicht über Bonny Keller. Sie war der wahre Grund, weshalb er in West Marin geblieben war; seine Affäre mit ihr war bereits vor Jahren zu Ende gegangen, aber er liebte sie heute mehr als je zuvor. Er hatte beobachtet, wie sie sich von einem dem nächsten Mann zuwandte, wie mit jedem ihre Unzufriedenheit wuchs, und insgeheim glaubte Gill fest daran, sie würde eines Tages zu ihm zurückkehren. Und Bonny war die Mutter seiner Tochter; daß Edie Keller sein Kind war, darüber hatte er volle Klarheit. »Sind Sie sicher«, fragte er unvermittelt, »daß Sie nicht hier sind, um das Rezept meiner Zigaretten zu rauben?« McConchie lachte. »Sie lachen«, sagte Gill, »aber Sie geben mir keine Antwort.«
    »Nein, das ist nicht der Grund, aus dem ich Sie aufgesucht habe«, sagte der Schwarze. »Unser Gewerbe gilt der Herstellung elektronischer Geräte, nicht der von Zigaretten.« Doch Gill konnte sich nicht des Eindrucks erwehren, auf McConchies Gesicht eine gewisse Verlegenheit, wie infolge eines Ertapptseins, zu erkennen, und die Stimme klang zu stark nach Selbstvertrauen, zu nonchalant. Plötzlich empfand Gill wieder

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