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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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einen Moment lang. »Es ging besser, als ich noch das vorherige Pferd hatte, Prinz Edward von Wales«, ergänzte er. »Jetzt steht mir nur ein Pferd zweiter Garnitur zum Ziehen meines Wagens zur Verfügung, und es dauert viel länger, irgendwo hinzugelangen.«
    »Hören Sie zu«, sagte Hoppy, »erzählen Sie niemandem, daß Sie mich schon vor dem Krieg gekannt haben, sonst werde ich nämlich stinksauer, haben Sie verstanden? Ich bin in dieser Gemeinde seit vielen Jahren ein angesehener Mitbürger, und ich wünsche nicht, daß irgendwer daherkommt und mir dazwischenpfuscht. Vielleicht kann ich Ihnen bei Ihren Geschäften behilflich sein, dann können Sie um so schneller Weiterreisen. Was halten Sie davon?«
    »Einverstanden«, sagte Stuart. »Ich werde so bald wie möglich abreisen.« Er musterte den Phoko mit solcher Eindringlichkeit, daß Hoppy sich nahezu vor Verlegenheit wand. »Also hast Du hier 'ne richtige Heimat gefunden«, sagte Stuart. »Gut für Dich.«
    »Ich werde Sie Gill vorstellen«, sagte Hoppy. »Soviel kann ich auf jeden Fall für Sie tun. Ich bin natürlich gut mit ihm bekannt.«
    »Schön«, sagte Stuart und nickte. »Das weiß ich zu schätzen.«
    »Und stellen Sie hier nichts an, klar?« Der Phoko hörte, wie seine Stimme jetzt schriller klang; er vermochte es nicht zu verhindern. »Klauen Sie hier nicht und begehen Sie keine sonstigen Verbrechen, oder Ihnen wird's dreckig ergehen – kapiert?!«
    Der Farbige nickte ernst. Doch allem Anschein nach fürchtete er sich nicht; er schrak nicht zurück, und der Phoko fühlte sich immer stärker beunruhigt. Ich wollte, du würdest abhauen, dachte der Phoko. Verschwinde von hier. Mach mir bloß keinen Ärger. Ich wünschte, ich würde dich überhaupt nicht kennen. Es wäre mir lieber, ich würde niemanden von außerhalb kennen, aus der Zeit vor dem Tag X. Am liebsten täte ich mich nicht einmal in Gedanken mit solchen Leuten beschäftigen.
    »Wir haben in einem Kellerraum Schutz gesucht, als die ersten schweren Sprengköpfe losgingen«, sagte Stuart plötzlich. »Ich bin durch die Luke im Gehsteig hinuntergesprungen. Wir waren da unten wirklich gut geschützt.«
    »Weshalb fangen Sie davon an?« quengelte der Phoko.
    »Ich weiß nicht. Ich dachte, es würde dich interessieren.«
    »Es interessiert mich nicht«, kreischte der Phoko; er legte sich seine Servos über die Ohren. »Ich will von den vergangenen Zeiten nichts mehr hören und nicht mehr daran denken.«
    »Na gut«, sagte Stuart und zupfte versonnen an seiner Unterlippe. »Dann wollen wir also diesen Andrew Gill aufsuchen.«
    »Wenn Sie wüßten, wozu ich fähig bin, würden Sie sich gehörig vor mir fürchten«, sagte der Phoko. Ich kann ...« Er unterbrach sich; um ein Haar wäre er auf Eldon Blaine, den Brillenmann, zu sprechen gekommen. »Ich kann Gegenstände aus der Ferne bewegen«, sagte er. »Das ist keine Magie«, erhob Stuart Einspruch. Seine Stimme klang ausdruckslos. »Wir nennen das Fr eakeffekt.« Er lächelte.
    »Na-Nein«, stotterte Hoppy. »Was soll das heißen? ›Freakef fekt‹? Das Wort habe ich noch nie gehört. So was wie Ferneffekt?«
    »Ja, eine Fernwirkung, ausgeübt von Freaks. Von Mißgestalteten.«
    Er fürchtet sich nicht vor mir, sah Hoppy ein. Es muß daran liegen, daß er mich schon früher gekannt hat, in den alten Zeiten, als ich noch ein Nichts und Niemand war. Es war aussichtslos; dieser Neger war zu dumm, um begreifen zu können, daß sich alles gewandelt hatte; er selbst war fast genauso wie damals, vor sieben Jahren, als er und Hoppy sich das letzte Mal gesehen hatten. Wie ein Felsklotz war er allem völlig unzugänglich.
    Hoppy dachte an den Satelliten. »Warten Sie's nur ab«, sagte er zu Stuart, schier außer Atem. »Es dauert nicht mehr lange, dann werden auch diese eingebildeten Städter von mir erfahren. Die ganze Welt wird von mir wissen, so wie's jetzt hier in der Umgebung ist. Es wird nicht mehr lange dauern. Ich bin fast soweit!«
    Stuart grinste nachsichtig. »Am besten beeindruckst du mich erst einmal damit«, sagte er, »daß du mich dem Tabakexperten vorstellst.«
    »Wissen Sie, was ich könnte?« schnob Hoppy. »Ich könnte Ihnen Andrew Gills Tabakrezept aus seinem Tresor holen – oder wo er's halt aufbewahrt – und Ihnen einfach in die Hand drücken. Was sagen Sie dazu?« Er lachte.
    »Es genügt mir, wenn du mich mit ihm bekanntmachst«, wiederholte Stuart. »Mehr will ich nicht. An dem Rezept habe ich kein Interesse.« Er wirkte

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