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Kinder des Holocaust

Kinder des Holocaust

Titel: Kinder des Holocaust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
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dieser Art von traumatischem Erlebnis Interesse, oder hast du im Laufe der letzten sieben Jahre schon zu viele derartige Fälle kennengelernt?
    Das Geschöpf namens Bill in Edie Kellers Leib lebte irgendwie im Kontakt mit den Toten, soviel hatte Hoppy gemerkt. Halb in unserer Welt, dachte er, in der er gemeint hatte, er selbst könne mit dem Jenseits Verbindung aufnehmen ... Das war wahrhaftig ein Witz, den ich mit mir gerissen habe, dachte er. Ich habe mich selbst mehr als alle anderen in die Irre geführt. Und sie haben nichts geahnt. Stuart McConchie und die Ratte, wie Stuart dahockte und begeistert die Ratte hinabfraß ...
    Und auf einmal begriff er. Das hieß, Stuart McConchie mußte überlebt haben; er war nicht während der Katastrophe umgekommen, jedenfalls – im Gegensatz zu Fergesson – nicht sofort. Also war es womöglich doch kein Trugbild gewesen, als er vorhin Stuart McConchie gesehen hatte.
    Er zitterte, als er sein Mobil stoppte, um überstürzt nachzudenken.
    Weiß er irgend etwas über mich? fragte er sich. Kann er mich in Schwierigkeiten bringen? Nein, schlußfolgerte er, denn was war ich denn damals, in den alten Zeiten? Nur ein hilfloses Etwas auf einem von der Regierung gestifteten Karren, dankbar für jeden Job, den man mir gab, für jeden Mist, den man mir überließ. Es hat sich vieles geändert. Heute bin ich für das ganze Gebiet von West Marin ein unentbehrlicher Mann, dachte er sich. Ich bin ein erstklassiger Technikus.
    Er fuhr die Strecke zurück, die er gekommen war, und gelangte wieder auf die Hauptstraße, hielt dort nach Stuart McConchie Ausschau. Und in der Tat war er noch da, ging in die Richtung von Andrew Gills Tabak- und Getränkevertrieb, zur dazugehörigen Fabrik. Der Phoko machte Anstalten, ihm zu folgen, doch da hatte er eine Idee.
    Er brachte McConchie zum Stolpern.
    Er grinste auf seinem Mobil vor sich hin, als er den Schwarzen straucheln, fast fallen und mit knapper Not das Gleichgewicht wiedergewinnen sah. Aus verdrossener Miene betrachtete McConchie das Straßenpflaster. Dann setzte er den Weg fort, allerdings langsamer, achtete sorgfältiger auf die Risse im Beton, das aufgeschossene Unkraut. Der Phoko fuhr ihm nach. »Sieh mal an«, sagte er laut, als nur noch ein Abstand von etwa einem Schritt ihn von ihm trennte, »Stuart McConchie, der TV-Verkäufer, der tote Ratten roh auffrißt.« Der Farbige wankte wie vom Blitz getroffen. Er drehte sich nicht um; er stand nur da, die Arme erhoben, die Finger gespreizt. »Wie gefällt Ihnen das Leben nach dem Tode?« fragte Hoppy.
    »Gut«, antwortete der Neger nach kurzem Schweigen mit heiserer Stimme. Nun wandte er sich um. »Du bist also durchgekommen.« Er musterte den Phoko und sein Mobil von oben bis unten.
    »Ja«, bekräftigte der Phoko. »Wahrhaftig. Und nicht durchs Auffressen von Ratten.«
    »Ich nehme an, du bist hier der Technikus«, sagte Stuart.
    »Jawohl, bin ich«, bestätigte Hoppy. »Technikus Hoppy Ohnehand, das bin ich. Und was machen Sie?«
    »Ich ... ich betreibe Geschäfte mit homöostatischen Schädlingsfallen«, gab Stuart Auskunft. Der Phoko lachte auf. »Ist das vielleicht dermaßen gottverdammt komisch?« fügte Stuart hinzu.
    »Nein«, sagte der Phoko. »Entschuldigung. Freut mich, daß Sie überlebt haben. Wer ist schon sonst noch davongekommen? Der Psychiater, der gegenüber vom TV modern seine Praxis hatte ... er lebt jetzt hier. Stockstill. Fergesson ist ums Leben gekommen.«
    Beide schwiegen für ein Weilchen.
    »Lightheiser ist tot«, sagte Stuart. »Bob Rubenstein auch. Ebenso Connie, die Kellnerin, und Tony. Erinnerst du dich an sie?«
    »Ja«, sagte der Phoko und nickte.
    »Hast du Mr. Crody gekannt, den Juwelier?«
    »Nein«, sagte der Phoko, »leider nicht.«
    »Er ist verstümmelt worden. Hat beide Arme und das Augenlicht verloren. Aber er lebt, er befindet sich in einer staatlichen Klinik in Hayward.«
    »Warum sind Sie hier in der Gegend?« erkundigte sich der Phoko.
    »Geschäftlich.«
    »Haben Sie vor, Andrew Gills Rezept für seine Zigaretten Marke Spezial Deluxe Gold zu klauen?« Wieder kicherte der Phoko. Es ist wahr, dachte er sich dabei jedoch, jeder der von außerhalb zu uns geschlichen kommt, hat die Absicht, zu morden oder zu stehlen. Man denke nur an Eldon Blaine, den Brillenmann, und der kam aus Bolinas, also nicht mal von so weit her.
    »Meine Geschäfte sind mit Reisen verbunden«, entgegnete Stuart ausdruckslos. »Ich komme in ganz Nordkalifornien herum.« Er schwieg

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