Kinder des Mars
es eben schon. Außerdem wäre sie nie auf die Idee gekommen, dass irgendein männliches Wesen sich für sie oder eine andere Frau interessieren konnte, solange gleichzeitig eine Tochter der Venus im selben Raum war. Vivian hatte Jordan widersprochen, jedoch ohne Erfolg.
Jeder wusste, wer Vivian war: Tochter von Markus und Viva, Enkeltochter von Mars und Venus. Anders als ihre Schwester Victoria ging Vivian mit ihrer Schönheit achtlos um. Es scherte sie nicht, sie war so geboren worden. Vivian war durchaus dankbar für ihr Aussehen, ihr war klar, wie hart es sein konnte, nicht attraktiv zu sein. Aber sie spielte nicht damit, benutzte keine Schminke und flirtete mit dem anderen Geschlecht genausowenig wie mit dem eigenen.
Vivian interessierte sich auch nicht für das Liebesleben ihrer Mitarbeiter, und so hatte sie Jordans Aussage keine weitere Beachtung geschenkt. Billie dagegen hatte irgendwie Wind von der Sache bekommen, und wollte sie unbedingt richtig stellen. Jordans Vermutung, Billie fühle sich zu Vivian hingezogen, hatte er weit von sich gewiesen. Die Barriere war einfach zu hoch. Sie war seine Chefin, viel älter und mächtiger als er und so etwas wie eine Göttin. Zumindest war sie eine Enkelin zweier Götter. Er vertraute ihr und war ihr gegenüber loyal, weil sie eine starke und gerechte Clanführerin war. Die Schwärmerei für Jordan war eine ganz andere Sache, er war bis über beide Ohren in sie verknallt, und er hatte keinen blassen Schimmer, wie er es ihr sagen sollte.
Dabei konnte Vivian ihm nicht helfen, zumal sie Jordans Standpunkt kannte. Sie wollte Billie nicht verletzen, also tat sie, was sie immer tat: Sie hielt sich heraus. Vivian war kein Beziehungscoach. Sie hatte längst aufgehört, sich zu wundern, warum ihr dennoch jeder sein Herz ausschüttete. Es war eine Nebenerscheinung des immensen Vertrauens, das in allen Angelegenheiten in sie gesetzt wurde. Vivian war eine gute Zuhörerin und verschwiegen, mit ihrem geheimen Wissen prahlte sie nicht. Sie hatte Wichtigeres zu tun.
Neben Billie und Jordan waren sieben weitere von Vivians Mitarbeitern um den Tisch versammelt.
»Da wir vollzählig sind, lasst uns anfangen. Wir haben nicht viel Zeit.« Vivian kam ohne Umschweife zur Sache. »Ich habe kurzfristig diese Krisensitzung einberufen, weil einige von uns in Schwierigkeiten sind.« Die anderen lauschten angespannt ohne ein Wort zu sagen, doch ihre Blicke sprachen Bände. »Zum Glück habe ich schnell davon erfahren. Es gibt immer undichte Stellen. Die schlechte Nachricht ist, dass es sie auch in unseren Reihen gibt. Die gute, dass die Menschen mit demselben Problem kämpfen. Unser Informant hat sich sofort bei Shane gemeldet.«
»Shane? Der Schatten?« fragte Logan. Er sah nicht nur aus wie ein Navy Seal, er hatte früher zu dieser Elite gehört. Bis er ,zu altʼ war.
»Nur Shane«, unterbrach ihn Vivian. »Er arbeitet daran, seinen Beinamen abzulegen.«
»Seit wann geht das so einfach?« fragte Jordan.
Vivian seufzte. »Das steht hier nicht zur Debatte.«
»Wirklich nicht? Ich dachte, er gehört zu Sila. Seit wann steht das nicht zur Debatte?« meldete sich Logan erneut zu Wort.
»Erstens spielt die Familienzugehörigkeit in diesem Fall keine Rolle. Zweitens kämpft Shane hart darum, die Bindung zu Sila zu lösen.«
Logan schnaubte. »Und wie will er das anstellen?«
Vivian wischte den Einwand unwirsch mit einer Handbewegung beiseite.
»Können wir ihm trauen?« hakte Jordan nach.
»Ja. Shane arbeitete schon seit einiger Zeit nicht länger freiwillig für Sila, sondern nur, weil er ihm verpflichtet war. Doch er ist der Meinung, dass er seine Schuld mehr als beglichen hat, wobei ich ihm voll und ganz zustimme. Den letzten Befehl Silas hat Shane verweigert, mit Mars' Zustimmung. Aber es geht hierbei nicht um Streitereien zwischen Clans. Unsere Art ist bedroht.«
»Was?« Billies ohnehin nicht sehr tiefe Stimme rutschte vor Entsetzen eine Oktave höher.
»Die Razzia fand heute statt, vor wenigen Stunden. Ich denke, wir können das Schlimmste noch verhindern. Die Aktion werde ich selbst leiten.« Der Einsatz war zu wichtig, um ihn jemand anderem anzuvertrauen. »Ich brauche euch alle.« Inklusive Vivian waren sie damit ein Team von zehn Leuten. »Wir werden nichts dem Zufall überlassen. Alles muss glatt gehen und jeder seine Aufgabe erfüllen.«
»Sind wir darum so viele?« fragte Jamie. Er war zusammen mit Logan bei der Navy gewesen und es gewohnt, erfolgreich im Alleingang
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