Kinder des Mars
Herrenmodell der Uhr, die sie an ihrem rechten Arm trug. Ella konnte nicht erklären warum, sie trug ihre Uhr nun einmal rechts. Obwohl sie Rechtshänderin war, fühlte sich die Uhr dort richtig an und störte sie nicht im geringsten. Auf der Rückseite war die gleiche Gravur wie auf Jacks: Zum 21. Geburtstag. Ginger & George . George sagte, sie hätten das schon lange vor Gingers Tod gemeinsam geplant, und darum hatte er ihren Namen mit eingravieren lassen.
»Und du erst. Obwohl du mir von hinten fast besser gefallen hast«, setzte Jack augenzwinkernd hinzu. »Tolles Kleid.«
»Danke.«
Jack kniff die Augen zusammen. »Du erinnerst mich an jemanden...« Er ließ den Satz unbeendet.
»Aber du weißt nicht an wen?« Ella lachte. Ihre grünen Augen funkelten. »Dein Vater sagt, ich sehe aus wie eine dunklere Version Gingers in jungen Jahren.« George hatte sie gesehen, als sie gerade aus ihrem Zimmer kam. »Im Vergleich zu den Badenixen in L.A. bin ich aber noch immer weiß wie ein Laken.«
»Zum Glück. Du beweist auf jeden Fall mehr Geschmack als Dads Freundin .« Jacks sprach das Wort mit tiefster Missbilligung aus. »Ihr Kleid ist unmöglich und sie lag eindeutig zu lange in der Sonne.«
Ella hob fragend die Brauen. »Bekomme ich sie auch mal zu Gesicht?« Bei Jacks und Ellas Ankunft war die Unbekannte noch mit ihrer Garderobe beschäftigt gewesen und hatte sich nicht zeigen wollen.
»Keine Sorge, sie ist inzwischen immerhin angezogen. Jetzt ist sie mit Dad in der Küche«, erklärte Jack.
Seit Gingers Tod hatte Ella keine Frau an der Seite ihres Onkels gesehen. Zugegeben, sie sah ihren Onkel nicht allzu oft.
Bis zum Abschluss der High School hatten Jack und Ella auf dem Land gelebt. Ihre Mütter waren Geschwister und hatten immer in unmittelbarer Nachbarschaft voneinander gewohnt, obwohl sie grundverschieden waren. Bis Jacks Mutter Ginger, Ellas Tante, starb. Es war eine harte Zeit für Jack gewesen, in der er in dem großen Haus nur mit Ella und der Haushälterin lebte und versuchte, über den Tod von Ginger hinwegzukommen. Aber er hatte den Schulabschluss geschafft.
Seither stand das riesige Landhaus leer. Schon lange vor Gingers Tod war klar gewesen, dass Jack auf ein Ivy League College gehen würde, vorzugsweise Harvard oder Yale. Ella zog es an die Westküste. Dort war sie fremd, doch ihr gefiel das. Alles war anders. Ella kannte sonst nur die Farm ihrer Eltern und New York, weil dort Onkel George lebte. Thanksgiving mit ihnen zu verbringen bedeutete also, in vertraute Gefilde zurückzukehren.
Jacks Vater lebte schon immer in New York und tätigte irgendwelche Geschäfte, von denen niemand etwas wusste, außer, dass sie ihn wohlhabend machten. Ginger hatte er über Freunde kennengelernt. Nach einer überstürzten Hochzeit und heftigen Flitterwochen kaufte George ein Grundstück, welches an das von Gingers Schwester Rose grenzte, und setzte ein großzügiges Haus darauf. Ginger wollte nicht in der Stadt leben, George nicht auf dem Land. Dennoch hatten sie eine gute Ehe geführt.
Freilich war das vier Jahre her. Niemand konnte erwarten, dass George den Rest seines Lebens im Zölibat verbrachte. Doch Ella hatte ihn nie in Begleitung gesehen und einfach nicht darüber nachgedacht.
»Seit wann hat dein Vater eine neue Frau?«
»Noch nicht lange und seine Frau wird sie bestimmt nicht werden«, kommentierte Jack trocken.
»Tut mir leid, so meinte ich das nicht.«
»Ach was, ist schon in Ordnung. Meine Mutter ist vier Jahre tot und mein Vater kein alter Mann. Es ist durchaus möglich, dass er wieder heiratet. Ich habe kein Problem damit.«
Ella sah ihn skeptisch an.
»Ehrlich«, beteuerte Jack und setzte sich auf die Couch. Sein Jacket legte er über die Lehne. »Meine Mutter wird sowieso nie jemand ersetzen, darum geht es nicht. Mein Vater will aber, dass ich aufhöre zu behaupten, jemand hätte sie umgebracht.«
»Ich weiß.« Ella nahm neben Jack Platz. »George denkt, du könntest Ablenkung gebrauchen.«
»Genau, darum drängt er mich, Geld auszugeben und das Leben zu genießen. Dabei tut Dad selbst nichts außer arbeiten. Das habe ich ihm jedenfalls vor einigen Wochen an den Kopf geworfen. Mit dieser Frau will er mir zeigen, dass ich Unrecht habe, und dass er sich gut amüsieren kann. Ich frage mich bloß, wozu er das tut.«
»Damit er ein gutes Vorbild für dich abgibt?« schlug Ella vor.
»Alles nur Show. Als ob ich darauf hereinfallen würde.«
Ella zog die Stirn kraus. »Was ist
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