Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
Vom Netzwerk:
Menschen gewesen, und nichts, auch nicht die Verwandlung, konnte ihre Unzulänglichkeiten tilgen. Das Blut eines Unsterblichen machte Menschen ebenfalls unsterblich, doch dafür bezahlten sie einen hohen Preis. Sie wurden zu Vampiren, zu Wesen der Nacht, die in der Sonne vergingen, und behielten zu allem Überfluss viele ihrer menschlichen Schwächen; unter anderem waren sie nicht feuerresistent.
    »Zwei Unsterbliche, vier Vampire. Seid vorsichtig, bis sie raus sind. Danach brennt ihr alles so gründlich nieder, dass nicht einmal die Grundmauern überstehen.«
    Die fünf Finnen grinsten.
    Vivian war nicht zum Lachen zumute. Dafür war sie zu angespannt. Sollte die Existenz von Unsterblichen bekannt oder gar bewiesen werden, würde man sie nicht in Ruhe lassen. Und nicht nur die Unsterblichen, die ehemaligen Götter und Halbgötter aus alten Zeiten, auch die Vampire würden ins Kreuzfeuer geraten. VanHelsings würden aus dem Boden schießen wie die Pilze und eine gnadenlose Hexenjagd beginnen. Im wahrsten Sinne des Wortes, denn es gab noch immer Sterbliche mit übernatürlichen Kräften. Auch sie würden nicht unentdeckt bleiben.
    Und dann war da noch der Junge. Jack Fuller, der Sohn der Hexe. Vivian erinnerte sich an Cassandras Worte: » Der Sohn der Hexe wird in den Dienst des Krieges treten. Und er wird an der Pest Rache nehmen.« In den Chroniken wurde die Prophezeiung als Nummer 1058 geführt. Es war Cassandras letzte Wahrsagung, fast schon ein Fluch, den sie im Sterben aussprach, als sie in den Feuern Trojas verging. Vor vier Jahren war Mars sicher gewesen, dass die Zeit gekommen war, da die Prophezeiung sich endlich erfüllte. Vivian wollte es nicht wahrhaben. Fuller und seine Familie waren Menschen, sie sollten nicht in Angelegenheiten von Unsterblichen verwickelt werden. Und weil in den letzten vier Jahren nichts geschehen war, hegte Vivian die Hoffnung, dass Mars sich geirrt hatte. Es gab genug Probleme.
    »Die Aktion muss heute Nacht über die Bühne gehen, die Zeit drängt. Das Flugzeug wartet schon. Wann seid ihr startbereit?«
    »Wir müssen nur unsere Ausrüstung holen und kommen dann direkt zum Flugplatz«, sagte Logan. Jamie und die anderen nickten zustimmend.
    »Schafft ihr es alle in zwei Stunden?«
    »Sollte möglich sein«, überlegte Jordan. »Hängt vom Verkehr ab.«
    »Gut. Dann seht zu, dass ihr spätestens um zehn da seid.«

4 Thanksgiving

    Ella stand an der Fensterfront des Wohnzimmers und blickte hinab in die dunkle Häuserschlucht. Der Abgrund zwischen den dicht an dicht stehenden Wolkenkratzern erinnerte sie an einen tief eingegrabenen Canyon. Die Straßenlaternen weit unten waren statische Glühwürmchen, die schwach in regelmäßigen Abständen den grauen Asphalt erhellten. An den Rändern der Gehwege türmte sich festgefrorener dreckiger Schnee. Das Außenthermometer war auf minus zehn Grad gefallen.
    Der Raum, in dem Ella stand, war hell und warm. Auf dem Boden des weitläufigen Zimmers lag ein dicker, wollweißer Teppich, der so weich war, dass man bei jedem Schritt ein bisschen einsank. Er gab einem das Gefühl, auf Wolken zu gehen. Terracottafarbene Wände und rote Polstermöbel reflektierten die vom Kamin ausgehende Wärme. Braune Holzscheite knackten in der gelben Glut.
    In der Suite im dreiundzwanzigsten Stock war es so angenehm, dass Ella ihren Blazer auszog. Das lange Kleid, das sie trug, war vorne hochgeschlossen und hinten tief ausgeschnitten. Ella hatte ihre Haare hochgesteckt, damit der Rückenausschnitt zur Geltung kam. Das Rot des Stoffes war etwas heller als ihre Haarfarbe und bildete einen schönen Kontrast zu ihrer leicht gebräunten Haut. Von Hause aus war Ella sehr blass, aber drei Jahre im Süden Kaliforniens gingen selbst an ihr nicht spurlos vorüber.
    Eine tiefe Stimme ertönte hinter ihr. »Wow, Ella.«
    Sie drehte sich um. »Jack! Du siehst gut aus.«
    Nach ihrer Ankunft hatten sich beide zum Abendessen umgezogen. Immerhin war Thanksgiving.
    Jack trug ein weißes Hemd und Krawatte, dazu eine dunkle Anzughose. Das passende Jacket hatte er sich über die Schulter geworfen. Ella wusste, dass es auch Jack in der Wohnung dafür einfach zu warm fand. Sein dunkelbraunes Haar war wie immer durcheinander. Er hatte längst sämtliche Versuche aufgegeben, es mit Gel, Schaum oder Wachs in Form zu bringen. Bei seinen scharf geschnittenen Gesichtszügen und blasser Haut wirkte eine ordentliche Frisur ohnehin zu streng, fand Ella. An seinem linken Handgelenk sah sie das

Weitere Kostenlose Bücher