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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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nicht verpflichtet, jeden unbequemen Trend mitzumachen.
    Cameron wartete bereits auf dem Dach. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt, sein kurzes schwarzes Haar wirkte stumpf, er ließ die Schultern hängen und hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben. Unter seinen Augen lagen Schatten, aber er lächelte, als er Vivian sah. »Der Ausblick ist immer wieder atemberaubend.«
    »Ja. Vor allem der Sonnenaufgang von hier oben.«
    Unter ihnen breitete sich New York aus. Das Gebäude, auf dessen Aussichtsplattform sie standen, war beinahe so hoch wie das Empire State Building, dessen Spitze sie in der Nähe sehen konnten. Überall blinkten Lichter, so dass es auch ohne den fahlen Schein der ersten Morgenröte am Horizont recht hell war.
    Die kalte Luft war ruhig. Nur der Wind und ihre eigenen Stimmen zerschnitten die Stille. Vom Straßenlärm drang nichts nach so weit oben.
    Vivian breitete eine Decke aus. Cameron setzte sich neben sie und half ihr, den Korb auszupacken.
    »Erdbeeren!« staunte er. »Die sehen richtig reif aus. Und das im Winter. Euer Cateringservice ist wirklich exzellent. Allein dafür lohnt es sich, bei dir zu arbeiten.«
    »Vor allem, wenn der Dom Perignon dazugehört.« Vivian riss die Folie um den Korken herum ab.
    »An deiner Stelle würde ich die nicht aufmachen. Es tut mir leid. I ch fürchte, wir haben nichts zu feiern. Aus Barry ist nichts herauszubekommen.«
    Vivian hielt inne. »Das ist in der Tat enttäuschend.« Dann machte sie sich daran, die Flasche zu entkorken. »Aber zu feiern gibt es dennoch etwas. Der Einsatz Donnerstag Nacht war höchst erfolgreich und ich hatte noch keine Gelegenheit, darauf anzustoßen.«
    Camerons Miene hellte sich neugierig auf. »Was für ein Einsatz?«
    »Streng geheim und hat nichts mit Barry zu tun, also frag nicht. Jedenfalls sind wir danach alle todmüde gewesen und waren einfach froh, nach Hause zu kommen.« Der Korken knallte wie ein Feuerwerkskracher und flog davon. Vivian schenkte in zwei hohe Sektflöten ein und reichte eine Cameron. »Cheers!«
    »Cheers!«
    Sie leerten ihre Gläser in einem Zug. Vivian wurde leicht zu mute, als würde ihr Magen gleich wegfliegen. Sie musste ihn dringend füllen.
    Cameron goss den dicken roten Saft aus der Kristallkaraffe in Gläser. Sie aßen schweigend. Erst als sie nach Lachsbrot, Blutwurstpastete und einer ganzen Flasche Orangensaft zum Nachtisch aus Erdbeeren und mehr Champagner übergingen, nahmen sie das Gespräch wieder auf.
    »Drohungen und kaltes Wasser haben Barry nicht zum Reden gebracht. Und zu drastischeren Methoden bin ich nicht bereit, sorry.« Cameron schnitt sich ein Stück Käse ab.
    »Entschuldige dich nicht. Ich hätte es ohnehin nicht gestattet. Barry wird nicht verletzt. Wir sind keine Folterer. Und erst recht keine Barbaren, die sich an Barrys sterblicher Hülle vergreifen.« Sie sah Cameron fest an. »Vielen Dank, dass du mir das Verhör abgenommen hast. Das war eine große Erleichterung. Ich musste dringend schlafen.«
    »Kein Problem. Allerdings habe ich leider nichts herausgefunden, außer dass Barry und ich inzwischen beide todmüde sind.« Cameron fuhr sich mit dem Handrücken über die Augen. »Ihm ist dazu noch kalt und er sitzt seit Stunden in nassen Kleidern in einer Zelle, die ganz offenbar nicht der Polizei gehört und in der er keine Rechte hat. Er weiß, dass er keinen Anwalt anrufen darf und von der Außenwelt abgeschnitten ist. Seine Chancen stehen mehr als schlecht, das hier zu überleben, jedenfalls glaubt er das. Und er ist ein Weichei. Die meiste Zeit hat er mit Heulen und Schreien verbracht. Wenn er etwas wüsste, hätte er es erzählt, auch ohne dass ihm ein Folterknecht die Zehnägel zieht.«
    Cameron trank seinen Champagner aus und griff nach dem Dom Perignon. Die Flasche war leer. Die Karaffe ebenfalls. An ihrem Boden hatte sich eine hauchdünne, rotbraune Kruste abgesetzt.
    »Ich glaube dir.« Vivian steckte sich die letzte süße Erdbeere in den Mund. »Doch Barry ist unsere einzige Verbindung.«
    »Und wie soll es weitergehen?« Fragend sah Cameron Vivian an.
    »Der Inquisitor muss aus Spanien kommen.«
    »Aus Spanien? Hierher? Hat er überhaupt schon mal Europa verlassen?«
    »Das weiß ich nicht genau. Doch mir bleibt keine Zeit, hin und her zu fliegen, erst recht nicht mit Barry im Gepäck. Pera wird ihn herschicken.« Vivian ahnte, dass das nicht so einfach war, wie sie es gerade gesagt hatte. Je eher sie ihre Tante anrief, desto besser.

    Es kostete einige

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