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Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
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nun schon seit Jahren eng zusammen arbeiteten. Er war tatsächlich immer da. Ganz im Gegensatz zu früher. Jetzt war sie es, die ging.
    »Danke. Ich melde mich bei euch.«
    »Gute Reise!«

    Als Vivian am Dienstag in Rom landete, war sie noch immer sehr erbost über ihre kleine Schwester, doch sie kochte nicht mehr innerlich wie noch bei dem Telefonat mit ihrem Großvater. Der lange Flug hatte ihr die Möglichkeit gegeben, sich etwas zu beruhigen.
    Von Rom sah sie nicht viel. Es interessierte sie im Moment nicht. Ein Chauffeur holte sie am Flughafen ab und brachte sie direkt zu Mars' Villa, die hinter hohen Mauern inmitten eines verwilderten Gartens lag. Auf der Fahrt würdigte Vivian die vorbeirauschende Umgebung keines Blickes. Sie legte sich ihre Argumente erneut zurecht. Die wichtigsten zuerst. Immer schön sachlich bleiben. Nicht zu sehr auf Victorias Verfehlungen eingehen, auch wenn diese endlos sind.
    Der Wagen passierte ein schwarzes Eisentor und hielt kurz darauf in dichtem Grün. Die Tür wurde für Vivian geöffnet. Gedankenverloren stieg sie aus und betrat das riesige Haus, das ungewöhnlich leer und still war. Was folgte, war eine Privatangelegenheit. Mars hatte dafür gesorgt, dass sie ungestört waren.
    Ihr Clanoberhaupt lag auf einer Chaiselongue in der Mitte des größten Raumes des Hauses und lud Vivian mit einer wortlosen Geste ein, auf einer weiteren Platz zu nehmen. Abgesehen davon war der Audienzsaal eher spartanisch eingerichtet. An den Wänden standen schlichte Holzstühle, sonst war der Saal leer. Der Saal verriet den alten Kriegsherrn, der nichts übrig hatte für Annehmlichkeiten, die einen Soldaten verweichlichten. In den Privatgemächern, die er mit Venus teilte, sah es freilich anders aus. Die Göttin der Schönheit liebte Kunst, überflüssige Statuen und Gemälde, weiche Teppiche, Kissen und Decken.
    Für Mars waren die Chaiselongues das größte Zugeständnis an Bequemlichkeit, die er als Clanoberhaupt zu machen bereit war. Auf solchen Möbelstücken hatten sich schon Centurios im Zeltlager ausgeruht, sie passten zu einem Strategierat über die künftige Vorgehensweise. Darüber hinaus hielt er es schlicht, damit nichts sie in ihren Beratungen ablenkte. Die nüchterne Einrichtung verzichtete sogar auf Vorhänge. Das Licht fiel ungehindert durch die hohen Fenster auf den weißen Marmor.
    Die Sitzgruppe stand im Schatten, geschickt geschützt vor direkter Sonneneinstrahlung, damit Mars nicht geblendet wurde. Er war groß und asketisch-muskulös. Seine scharfen Gesichtszüge verrieten die Knochenstruktur, die unter der gebräunten Haut lag. Mars hatte breite Wangenknochen, ein energisches Kinn und seine stahlblauen Augen lagen tief in den Höhlen unter starken Brauenbögen. Sein kurzes Haar hatte den gleichen satten Braunton wie Vivians. Er trug eine schlichte Tunika in weiß und rot, nicht, weil er am alten Rom hing, sondern weil Tuniken bequemer waren als Anzüge und mehr Bewegungsfreiheit gestatteten.
    Vivian trug ebenfalls eine Tunika, weiß mit goldener Borte. Wortlos nahm sie Platz. Sie war unsterblich, doch sie verwendete keine Zeit auf eine Begrüßungsformel, ebensowenig wie ihr Großvater. Das war etwas, das Menschen taten, die heute lebenden jedenfalls. Mars stammte aus einer Zeit, in der Sippenmitglieder keinen Gruß brauchten und Fremde mit dem Hieb einer Keule empfangen wurden, egal ob sterblich oder unsterblich.
    Mars war bekannt dafür, dass er effizient handelte und kurzen Prozess machte. Er wies nicht auf die Erfrischungen hin, die auf einem Tisch bereit standen, denn das wäre überflüssig. Vivian hatte Augen im Kopf und zwei Hände. Sie hatte das Angebot bereits erblickt und konnte sich selbst bedienen. Doch sie rührte sich nicht und sah Mars an, darauf wartend, dass er das Wort ergriff.
    »Nun, Vivian? Dir liegt viel daran, Victoria aus dem Verkehr zu ziehen, nicht wahr?« fragte Mars, eine Augenbraue streng in die Höhe gezogen. »Genug, um deine Arbeit ruhen zu lassen.« Seine Stimme hallte leicht von den nackten Wänden wider. Sie war rau wie ein Reibeisen, eine Stimme, die niemand je vergaß.
    Es war nicht seine Art, Zeit mit Geplänkel zu vergeuden. Er kam direkt zur Sache, was seine größte Schwierigkeit im Umgang mit Sterblichen darstellte. Sie wussten nicht damit umzugehen. Langsame Truppenbewegungen und endlose Verhandlungen, das vorsichtige Herantasten an einen Gegner, das war die Art der Menschen. Mars suchte die direkte Konfrontation ohne

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