Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder des Mars

Kinder des Mars

Titel: Kinder des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skylar Hamill
Vom Netzwerk:
ausgelassen hatte. Darum konnte niemand aus Ellas Familie sie je verstehen. Die Magie hätte sich auf die Geschwister verteilen können, statt dessen konzentrierte sie sich in diesem einen Mädchen. Es überraschte nicht, dass sie in Jack einen Bruder fand. Beide sind höchst magische Wesen. Doch Ella weiß nichts davon, und die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Bruder oder noch nicht existenter Sohn Jacks Platz einnehmen, ist geringer als null. Jack ist der erste Sohn nach dreitausend Jahren. Das Warten ist vorbei.«
    Diese Antworten warfen bei Vivian mehr Fragen auf als zuvor. »Woher weißt du das alles? Seit wann beobachtest du sie und warum? Wie konntest du wissen, dass Jack der Sohn der Hexe aus der Prophezeiung ist? Es gab früher viele andere Hexen, nicht wenige davon aus Troja.«
    »Mit vielen gewöhnlichen Söhnen. Sie waren unauffällig. Ginger und Jack nicht. Als sie ihre Magie für ihr Kind opferte, verglühte diese Kraft wie ein sterbender Stern. Aus ihr wurde Jack erschaffen.«
    »Wir haben diese Art von Magie nicht. Wie konntest du sie aufspüren?«
    »Gar nicht. Ich habe von dem Spektakel genauso wenig mitbekommen wie die Menschheit.« Mars lächelte. »Ein Mann allein baut kein Imperium und ein Mann, der sich nicht anpassen kann, hält es nicht. Zwischen den Magiewebern und mir besteht keine Feindschaft, und wenn es zu unser beider Vorteil ist, verbünden wir uns. Dies ist nicht der erste Fall, in dem Väinämöinen mit Nachrichten zu mir kommt.«
    »Der legendäre Zaubersänger aus dem Norden?«
    Mars nickte. »Er zieht noch immer durch die finnischen Wälder, gelegentlich in Ares' Gesellschaft.«
    Ares. Das erklärte, weshalb er nun ein sibirischer Tiger war. Er hatte sich dem langen Winter angepasst. »Das passt zu ihm. Als Babysitter in der Großstadt ist er weniger geeignet.«
    Mars lachte kurz auf, ein heiserer, kehliger Laut. »Darüber wurde ich in Kenntnis gesetzt. Nicht tragisch, seine Dienste sind nicht mehr von Nöten. Ich werde mich höchstselbst mit dem Problem beschäftigen, zu dem Victoria geworden ist. Ares kann damit abschließen und in den Schnee zu Väinämöinen zurückkehren.«
    »Sie stehen weiter in Kontakt?«
    »Ich vermute es.« Mars schnaubte. »Ares ist so verschlossen. Wir stehen uns nicht gerade nahe, obwohl wir miteinander verbunden sind. Ares erzählt mir freiwillig nichts, meist läuft er sogar vor mir weg. Nach all den Jahrtausenden kann ich jetzt noch an einer Hand abzählen, wie oft er mich aufsuchte und nicht umgekehrt. Vor zweiundzwanzig Jahren war eine dieser seltenen Gelegenheiten. Er brachte Väinämöinen zu mir, damit er mir persönlich mitteilte, was er gesehen hatte. Der Zaubersänger nannte es ,ein Leuchtfeuer am Firmament' und sagte, damit sei ein Tor zu Xibalbá aufgestoßen. Er war in tiefer Unruhe darüber. Daher fand ich, dass es sich lohnen könnte, ein Auge darauf zu haben.«
    »Du hast dich nicht geirrt. Bald darauf wurde Jack geboren, der nun...« Vivian hielt verwirrt inne. »Was ist Xibalbá?«
    »Die Unterwelt der Maya. Die Toten durchlaufen sie und kehren dann zurück, um wiedergeboren zu werden.«
    »Oh.« Vivian fehlten die Worte. Mit der Mythologie der Maya hatte sie sich bisher nicht auseinander setzen müssen. Das war das Gebiet ihres Großonkels Taos.
    »Es ist wie eine Mischung aus finnisch-heidnischer Unterwelt und Hinduismus«, erklärte Mars. »Väinämöinen sagte, dass aus der Unterwelt seines Volkes Tote wiederkehren können. Im Hinduismus wird es als selbstverständlich erachtet, dass Seelen wiedergeboren werden, allerdings in einer anderen Hülle. Die Maya meinten, ihre Toten müssten in der Unterwelt Prüfungen bestehen, bevor sie zu den Göttern aufstiegen. Xibalbá ist eine Zwischenstation, wie die finnische Unterwelt. Ab und an bricht scheinbar jemand daraus aus, statt zu den Göttern aufzusteigen.« Mars setzte sich auf, schenkte aus einer Kristallkaraffe Wasser in ein Glas und trank in tiefen Schlucken.
    »Und das ist hier passiert?«
    »Ein Stern stirbt nicht einfach. Etwas wird aus ihm wiedergeboren, wie aus allen Dingen. Sogar die Ungläubigen tragen zum ewigen Kreislauf des Lebens bei, ob sie wollen oder nicht. Und wenn Magie von einer Hexe manipuliert wird – wer von uns kann schon ahnen, was dort geschehen ist? Ich muss auf Väinämöinens Wort vertrauen.«
    »Sind die Maya nicht untergegangen?« wunderte sich Vivian.
    »Taos sagt, es existieren noch immer Nachfahren. Sie erhalten den mythischen Kosmos aufrecht, und

Weitere Kostenlose Bücher