Kinder des Mars
wurde und ihnen diesen Titel verlieh.«
» Pandoras Box?«
» Vivian sagt, die Box ist nur eine Metapher. Die Kinder – die Plagen – kamen natürlich aus Pandora, kurz Dora genannt, meiner Großmutter. Irgendwelche Griechen fanden es später lustig, daraus einen Mythos zu machen und die Geschichte zu verzerren.«
» Interessant. Dann steckt also ein Stückchen Wahrheit darin«, stellte Jack fest.
» Ja. Mein Großvater war nicht immer der besonnene Familienpatriarch, der er heute ist.«
» Richtig. Er war ja früher der Gott des Krieges.«
» Und davor einer der apokalyptischen Reiter.«
» Was?!«
» Natürlich«, sagte Victoria, als sei es das selbstverständlichste auf der Welt. » Der Krieg.«
» Natürlich. - Gab es nicht vier Reiter?«
» Mars hat drei Brüder, Taos, Esur und Sila. Tod, Hunger und Pest.«
» Wenn du sagst, dein Onkel Sila sei die Pest...«
»...m eine ich das ziemlich wörtlich. Wo er hinkommt, sterben die Leute wie die Fliegen. Esur ist der personifizierte Hunger, er frisst alles mit Haut und Haaren. Ziemlich ekelhaft. Taos, kurz für Thanatos, ist der Tod. Er ist sehr manierlich, wie Mars trinkt er Blut heute nur noch von freiwilligen Spendern. Sila und Esur sind Einzelgänger, Taos hat wie Mars einen Clan. Doch der Mars-Clan besteht vor allem aus Familienmitgliedern und nur wenigen anderen Unsterblichen, Vampire sind ausgeschlossen, während Taos Vampire und Menschen, die es werden wollen, akzeptiert. Allerdings müssen sie dafür ein Aufnahmeritual bestehen, dass nicht viele überleben.«
Es klopfte an der Tür. » Zimmerservice!« schallte es von draußen.
» Gut, ich bin am verhungern!« Jack stand auf.
» So solltest du nicht öffnen.« Victorias Augen glitten genüsslich über Jacks nackten Körper.
» Einen Augenblick!« rief er und holte sich aus dem Schrank einen Bademantel, den er überwarf, bevor er durch das mit Sitzmöbeln ausgestattete Vorzimmer zur Tür ging und das Abendessen in Empfang nahm.
Durch die Zeitverschiebung war es bei Ella in L.A. erst sieben Uhr abends, als es für Jack schon elf Uhr nachts war. Für Ella begann der Abend gerade.
Sie trug ihr Haar offen, hatte es nur seitlich mit je einer Klammer festgesteckt, damit ihr keine Strähnen ins Essen fielen. Da sie keine großen Erwartungen an das Date mit Jason hatte, trug sie dezentes Make Up und eine Jeans. Die rote Bluse war das schickste an ihrem Outfit, dazu die grünen Ohrringe, die George ihr letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte. Der Gedanke an ihren Onkel stimmte sie traurig und einen Moment überlegte sie, die Ohrringe wieder abzulegen. Doch das war unsinnig, sie konnte und wollte George nicht komplett vergessen, sie musste lernen, mit der Erinnerung umzugehen. Zweifelsohne würde Jason dazu eine Menge zu sagen haben, auch wenn Ella nicht danach war, darüber zu sprechen.
Pünktlich um sieben Uhr klingelte es. Ella nahm ihre Jacke und Handtasche, schloss die Tür zweimal ab und lief die Treppe hinunter. Jason wartete vor dem Haus mit seinem Auto, einem alten Mustang. Ella dachte, dass er vielleicht lieber Melissa daten sollte, die seine Vorliebe für Oldtimer teilte.
» Hi, ich bin Jason.«
»Ella.«
Er sah wirklich gut aus. Groß, schlank, mit markanten Gesichtszügen und dichtem blondem Haar. Anders als Luke hatte Jason keine Locken und trug seine Haare kürzer. Die großen dunklen Augen mochten ja zu einem Psychologen passen, aber die sonnengebräunte Haut ließ Ella an einen Surfer denken, an jemanden, der viel Zeit draußen verbrachte und das Leben genoss.
»Sollen wir fahren?« Jason hielt ihr die Tür auf.
»Ja.« Sie nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
Jason fuhr mit ihr nach Santa Monica. Er hatte in einer Pizzeria am Strand einen Tisch mit Meerblick reserviert.
Die Bedienung schenkte beiden Wasser ein und nahm Jasons Bestellung einer Flasche Wein entgegen.
»Magst du Pinot Grigio?«
»Gern.«
Er nickte der Kellnerin zu.
»Kommt sofort«, lächelte sie und verschwand.
Bevor Jason ihr eine unangenehme Frage stellen konnte, holte Ella zum Präventivschlag aus. »Arbeitest du Schicht? Oder gibt es so etwas bei Psychologen nicht?« Sie wollte nicht über Privates reden.
Überrascht sah er sie an. »In der Psychiatrie gibt es wie in jedem Krankenhaus Früh-, Spät- und Nachtschicht, allerdings ist bei der Nachtschicht das Personal stark reduziert. Bei uns ist es nicht wie in der Notaufnahme von einem normalen Krankenhaus, wir führen keine lebensrettenden
Weitere Kostenlose Bücher