Kinder des Mars

Verfügung, sodass er auf weniger versierte Banditen zurückgreifen musste. «
    »Ich habe lange gerätselt, was es mit der Geschichte auf sich hat. Shane hat mir nichts erzählt. «
    »Er wollte, allerdings war ihm klar, dass er gegen Sila einen stärkeren braucht als dich. Shane gehört nun zu uns. Ich habe ihn aufgenommen und werde auch Sam akzeptieren, wenn sie das möchte. Doch du kennst sie besser als ich und sie leben wie du in der neuen Welt, also gehe ich davon aus, dass ihr in Zukunft in engerem Kontakt stehen werdet. Ich dagegen werde hier bleiben, in der alten Welt mit den Alten. Es gibt genug zu tun. Silas Tod wird nicht den Frieden auf Erden bringen, nur Veränderungen. «
    Vivian konnte nicht länger sitzen und ging auf und ab. Der Duft von Myrrhe stieg ihr in die Nase. Am anderen Ende des Saales stand eine qualmende Opferschale, in der das Kraut vor sich hin schmorte. »Jack gehen zu lassen ist also keine Option, weil Cassandras Orakel ihn zwingt, gegen Sila anzutreten? «
    »Vivian, es geht nicht darum, ihn gehen zu lassen, sondern ihm seinen freien Willen zu lassen. « Mars Blick folgte ihr, während sie hin- und herlief. »Jack weiß nichts von einer Prophezeiung. Nach dem, was ich über ihn erfahren habe, glaubt dieser sehr rational denkende Analytiker sicher nicht mal an das Schicksal. «
    »Das heißt? «
    »Das heißt, er steht unter keinerlei Druck, es zu erfüllen. Für Jack spielt es keine Rolle, was Cassandra gesagt hat, er glaubt fest daran, dass seine Eltern beide ermordet wurden und er ist auf Selbstjustiz aus. - Jetzt setz dich hin. « Mars sah sie fest an, seine Augen waren hart und kalt und duldeten keinen Widerspruch.
    Vivian nahm ihrem Clanoberhaupt gegenüber Platz. »Sollte er es sich anders überlegen... «
    »...darf er gehen, jederz eit. Ich b enutze den Jungen nicht. Was auch immer er sein mag, er ist nicht stärker als ich. Wollte ich Sila töten, hätte ich es längst gekonnt. «
    »Nein! « widersprach Vivian. »Gekonnt ja, getan niemals, denn dann würden die Erinnyen dich hetzen. «
    Mars lächelte. »Das habe ich nicht vergessen und ich leugne es nicht. Aber die Pest loszuwerden, wäre vielleicht wert, von Furien gehetzt zu werden – für mich allerdings nicht. Ich sehe keinen Grund, meinen Bruder zu ermorden. Sila kommt mir nicht in die Quere und ich ihm nicht. «
    »Er tötet Menschen! « rief Vivian aufgebracht.
    »Damit ist er nicht allein «, sagte Mars gleichgültig. »Es gibt gewisse Regeln und Grenzen für alle, wie die Geheimhaltung, möglicherweise gehört auch das Verbot zu töten irgendwann dazu, aber nicht solange Menschen sich Tag für Tag gegenseitig abschlachten. Sie achten ihr Leben offenbar gering, warum sollte Sila es nicht tun? «
    »Sila und einige andere befolgen nicht mal die Gesetze, die wir haben! Nicht entdeckt zu werden, zum Beispiel! «
    »Was erwartest du von mir? Dass ich sie alle töte? Das werde ich nicht. Vivian, genau aus diesem Grund tust du, was du tust. Hielten sich alle an die Regeln, bräuchtest du nie aufräumen. « Mars griff zu einer Flasche mit einer goldgelbenen Flüssigkeit, entkorkte sie, schenkte den Gewürzwein in zwei hohe Gläser und reichte eines Vivian. »Jeder stirbt irgendwann. Außerdem musst du dich nicht um Jack sorgen. Laut Vorhersagung wird er die Pest töten, nicht umgekehrt. «
    Vivian nahm das Glas, hielt es aber nur fest und trank nicht. »Sila ist ein tausende Jahre alter Unsterblicher, Jack nur ein Junge. Cassandra kann sich geirrt haben. Sie mochte Recht haben mit dem Kampf, nicht unbedingt mit dem Ausgang. Hätte Jack sich anders entschieden, gäbe es noch nicht mal einen Kampf und die ganze Weissagung wäre hinfällig, wie so viele andere. «
    »Nun, er hat sich nicht anders entschieden, trotz deiner Bemühungen, ihn auszuschließen, was der eigentliche Grund für deinen Besuch war. Dazu scheint mir, dass du dir die Worte genau ins Gedächtnis rufen solltest: Der Sohn der Hexe wird in den Dienst des Krieges treten. Und er wird an der Pest Rache nehmen . Das ist recht eindeutig. Wie könnte Jack Rache nehmen, wenn er stirbt und Sila unbeschadet davon kommt? Und denke daran, er ist nicht nur ein Junge. « Mars leerte seinen Wein und lehnte sich zurück.
    Vivian holte tief Luft. »Woher willst du das wissen? Jack hat seine Eltern verloren und beinahe auch das eigene Leben, der Himmel weiß, was in ihm vorgeht! «
    »Genau. « Mars sah zufrieden aus, als hätte Vivian ihm gerade beigepflichtet.
    »Wie