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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gehabt, als sei der Soldat so verärgert über den sich wehrenden Jungen, dass er keine Lust mehr gehabt hatte, die Tat an einem passenderen Ort zu begehen. Falls jemand in Vins Nähe den Mord bemerkt hatte, dann wurde ihm zumindest keine Beachtung geschenkt; die Adligen unterhielten sich weiter, während sie dastanden und warteten. Jetzt, da die Schreie aufgehört hatten, schienen sie sogar noch angeregter miteinander zu plaudern.
    »Herrin«, sagte Sazed noch einmal und schob sie vorwärts.
    Sie ließ es zu, in die Kutsche geführt zu werden; mit den Gedanken war sie immer noch bei der schrecklichen Tat. Es war ein so unmöglicher Kontrast: Hier der tanzende Adel in einem Saal voller Licht und teurer Kleider und dort, im Hof, der Tod. War es ihnen gleichgültig? Wussten sie es nicht?
    Das hier ist das Letzte Reich, Vin,
sagte sie zu sich selbst, während die Kutsche anfuhr.
Vergiss nicht die Asche, nur weil du ein bisschen Seide gesehen hast. Wenn die Leute dort drinnen wüssten, dass du eine Skaa bist, würden sie dich genauso einfach töten wie diesen armen Jungen.
    Das war ein ernüchternder Gedanke, der sie während des gesamten Rückwegs nach Fellise beschäftigte.

Kwaan und ich sind uns zufällig begegnet, auch wenn ich annehme, dass er den Begriff »Vorsehung« bevorzugen würde.
    Seit jenem Tag habe ich viele andere Philosophen aus Terris kennengelernt. Jeder einzelne von ihnen war ein Mann von großer Weisheit und gewaltigem Scharfsinn. Es waren Männer von einer beinahe handgreiflichen Wichtigkeit.
    Nicht so Kwaan. Er war in gewisser Weise genauso wenig ein Philosoph, wie ich ein Held bin. Er hatte kein Gehabe feierlicher Weisheit; er war nicht einmal ein religiöser Gelehrter. Als wir einander zuerst begegneten, ging er in der Bibliothek von Khlenni einer seiner lächerlichen Neigungen nach - ich glaube, er versuchte herauszufinden, ob Bäume denken können.
    Dass er derjenige sein würde, der den großen Helden aus der Prophezeiung von Terris entdecken sollte, hätte mich zum Lachen gebracht, wenn sich die Dinge ein klein wenig anders entwickelt hätten.

Kapitel 19
    K elsier spürte den Puls eines anderen Allomanten im Nebel. Die Vibrationen überspülten ihn wie rhythmische Wellen, die gegen einen stillen Strand schlugen. Sie waren schwach, aber unverkennbar.
    Er hockte auf einer niedrigen Gartenmauer und lauschte den Vibrationen. Der weiße Nebel wirbelte wie gewöhnlich umher; nur dicht bei seinem Körper fügte er sich den allomantischen Strömungen, die Kelsiers Glieder umspielten.
    Kelsier blinzelte in die Nacht, fachte sein Zinn weiter an und suchte nach dem anderen Allomanten. Er glaubte eine Gestalt auf einer Mauer in der Ferne sitzen zu sehen, aber er war sich nicht sicher. Allerdings gab es keinen Zweifel an den allomantischen Vibrationen. Jedes verbrennende Metall gab ein besonderes Signal von sich, das für jemanden, der große Erfahrung mit Bronze besaß, deutlich erkennbar war. Der Mann in der Ferne verbrannte Zinn, genau wie die vier anderen, die Kelsier um die Festung Tekiel herum wahrgenommen hatte. Die fünf Zinnaugen bildeten einen Kreis, beobachteten die Nacht und suchten nach Eindringlingen.
    Kelsier lächelte. Die Großen Häuser wurden allmählich nervös. Fünf Zinnaugen zur Bewachung aufzustellen, war für ein Haus wie Tekiel nicht schwer, aber die adligen Allomanten waren sicher nicht begeistert, zu einfachem Wachdienst aufgestellt zu werden. Und wenn hier fünf Zinnaugen wachten, dann bestand durchaus die Möglichkeit, dass es zusätzlich noch etliche Schläger, Münzwerfer und Taumler gab. Ganz leise hatte sich Luthadel in einen Alarmzustand versetzt.
    Tatsächlich waren die Großen Häuser inzwischen so wachsam, dass es für Kelsier schwierig wurde, Löcher in ihrer Verteidigung zu finden. Er war allein, und auch Nebelgeborene hatten ihre Grenzen. Bisher war er so erfolgreich gewesen, weil seine Angriffe überraschend erfolgt waren. Doch bei fünf wachsamen Zinnaugen konnte Kelsier nicht nahe genug an die Festung herankommen, ohne erspäht zu werden.
    Zum Glück brauchte Kelsier in dieser Nacht Tekiels Abwehr nicht auf die Probe zu stellen. Er schlich entlang der Mauer auf die äußeren Bereiche des Geländes zu. In der Nähe eines Springbrunnens im Garten machte er halt, griff in ein dichtes Gebüsch und zog einen großen Sack hervor, wobei er Bronze verbrannte, damit er sicher sein konnte, dass kein Allomant in der Nähe war. Der Sack war so schwer, dass Kelsier sein

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