Kinder Des Nebels
Geldbörse gefunden hatte und wegsteckte. Die Bemerkung über sein Augenlicht war natürlich eine Lüge - niemand kam weit im Untergrund, wenn er eine solche Behinderung hatte. Doch ein Adliger, der glaubte, sein Informant sei halbblind, würde viel weniger Angst haben, identifiziert zu werden. Kelsier machte sich darüber hingegen keine Sorgen, denn er steckte in einer von Docksohns besten Verkleidungen. Neben dem Bart trug er eine falsche, aber sehr echt aussehende Nase sowie Schuhe mit erhöhten Absätzen, und er hatte Schminke aufgetragen, die seine Haut heller machte.
»Du sagst, es gibt da noch mehr?«, fragte Kelsier. »Ich schwöre, Skaa, wenn deine Informationen nicht gut sind ...«
»Sie sind es«, versicherte Hoid hastig. »Graf Renoux denkt über eine Verbindung seiner Nichte, Herrin Valette, und Graf Elant Wager nach.«
Kelsier schwieg.
Das hatte ich nicht erwartet ...
»Das ist doch sinnlos. Wager steht
weit
über Renoux.«
»Man hat gesehen, wie die beiden jungen Menschen ausgiebig auf dem Wager-Ball vor einem Monat miteinander gesprochen haben.«
Kelsier lachte spöttisch. »Das weiß doch jeder. Es hat nichts bedeutet.«
»Ach, nein?«, fragte Hoid. »Weiß denn auch jeder, dass Graf Elant Wager vor seinen Freunden - dieser Gruppe von adligen Philosophen, die sich regelmäßig in der
Zerbrochenen Feder
treffen - sehr gut über das Mädchen geredet hat?«
»Junge Männer reden nun einmal über Mädchen«, sagte Kelsier. »Das bedeutet nichts. Du wirst mir diese Münzen zurückgeben müssen.«
»Wartet!«, sagte Hoid. Nun klang er zum ersten Mal nervös. »Da ist noch etwas. Graf Renoux und Graf Wager pflegen geheimen Umgang miteinander.«
Wie bitte?
»Es stimmt«, fuhr Hoid fort. »Das sind ganz frische Informationen. Ich habe sie selbst erst vor kaum einer Stunde gehört. Es gibt eine Verbindung zwischen Renoux und Wager. Und aus irgendeinem Grund konnte Graf Renoux verlangen, dass Elant Wager die Aufsicht über Herrin Valette auf den Bällen ausübt.« Er senkte die Stimme. »Man munkelt sogar, dass Graf Renoux einen gewissen ... Einfluss auf das Haus Wager ausübt.«
Was ist auf dem Ball heute Abend geschehen?,
dachte Kelsier. Laut aber sagte er: »Das klingt alles sehr schwach, Skaa. Hast du nichts anderes als müßige Spekulationen?«
»Nicht über das Haus Renoux, Herr«, gab Hoid zu. »Ich habe mein Bestes versucht, aber Eure Sorgen wegen dieses Hauses sind gegenstandlos! Ihr solltet ein Haus auswählen, das stärker in die Politik verstrickt ist. Das Haus Elariel zum Beispiel ...«
Kelsier runzelte die Stirn. Indem er Elariel erwähnte, gab der Informant zu erkennen, dass er eine wichtige Information besaß, die Kelsiers Bezahlung wert war. Anscheinend waren die Geheimnisse des Hauses Renoux gut gehütet. Es war an der Zeit, das Gespräch auf andere Häuser zu lenken, damit Kelsiers Interesse an Renoux den Informanten nicht misstrauisch machte.
»Also gut«, sagte Kelsier. »Aber wenn das meine Zeit ebenfalls nicht wert sein sollte ...«
»Es ist es, mein Graf. Herrin Schan Elariel ist eine Besänftigerin.«
»Hast du einen Beweis dafür?«
»Ich habe gespürt, wie sie meine Empfindungen berührt hat, mein Graf«, sagte Hoid. »Während eines Feuers in der Festung Elariel vor einer Woche war sie da und besänftigte die Dienerschaft.«
Kelsier hatte dieses Feuer gelegt. Leider war es nicht über die Wachthäuser hinausgelangt. »Und was sonst noch?«
»Das Haus Elariel hat ihr vor kurzem die Erlaubnis gegeben, ihre Kräfte bei Hofe öfter anzuwenden«, teilte Hoid ihm mit. »Man befürchtet einen Krieg der Häuser und will, dass sie so viele Allianzen wie möglich knüpft. Sie hat immer einen dünnen Umschlag mit geraspeltem Messing in ihrem rechten Handschuh. Bringt auf einem Ball einen Sucher nahe genug an sie heran, und Ihr werdet es sehen. Herr, ich lüge nicht! Mein Leben als Informant hängt ausschließlich von meinem Ruf ab. Schan Elariel ist eine Besänftigerin.«
Kelsier schwieg und tat so, als denke er nach. Diese Information war nutzlos für ihn, aber sein wahres Ziel - Informationen über das Haus Renoux zu erhalten - hatte er bereits erreicht. Hoid hatte sich seine Münzen verdient, egal, ob ihm das klar war oder nicht.
Kelsier lächelte.
Und nun werden wir noch ein wenig Chaos anrichten.
»Was ist mit Schans heimlicher Beziehung zu Salmen Tekiel?«, fragte Kelsier. Er hatte einfach den Namen desjenigen jungen Adligen ausgewählt, der am ehesten für so etwas
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