Kinder Des Nebels
aber Marsch an Ernsthaftigkeit schon gleich.
Sie liefen auf Umwegen durch den Wald. Hamm hatte befohlen, dass jeder Zug einen anderen Weg einschlug, damit kein Pfad zu tief ausgetrampelt wurde. Kelsier warf einen Blick zurück auf die etwa zweihundert Männer hinter ihm und runzelte leicht die Stirn. Vermutlich würde ihr Weg trotzdem nicht unsichtbar bleiben, doch daran war nichts zu ändern. Die Bewegungen so vieler Menschen konnten einfach nicht vollkommen verschleiert werden.
Demoux wurde langsamer, winkte, und einige Mitglieder seiner Schwadron stolperten herbei. Sie hatten nicht den Sinn ihres Anführers für militärische Etikette. Dennoch war Kelsier beeindruckt. Als er beim letzten Mal hier gewesen war, waren die Männer unkoordiniert und abgerissen gewesen, wie es bei den meisten Skaa der Fall war. Doch Hamm und seine Offiziere hatten gute Arbeit geleistet.
Die Soldaten zogen falsches Unterholz beiseite und enthüllten einen Spalt im Boden. Dahinter war es dunkel; die Wände bestanden aus vorstehendem kristallinen Granit. Es war keine richtige Höhle, sondern ein einfacher Riss im Boden, der unmittelbar nach unten führte.
Kelsier stand still da und schaute auf das schwarze, von Stein eingerahmte Loch. Er erbebte leicht.
»Kelsier?«, fragte Yeden. »Was ist los?«
»Es erinnert mich an die Gruben. Sie sehen so ähnlich aus - wie Spalten in der Erde.«
Yeden erbleichte sichtbar. »Oh. Ich ... äh ...«
Kelsier machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich wusste, dass mir das bevorsteht. Ich bin ein Jahr lang Tag für Tag in diese Spalten hinabgestiegen und immer wieder herausgekommen. Ich habe sie besiegt. Sie haben keine Macht mehr über mich.«
Zur Bekräftigung seiner Worte trat er vor und kletterte in die Öffnung. Sie war gerade so breit, dass ein großer Mann hindurchschlüpfen konnte. Als Kelsier seinen Weg nach unten nahm, sah er, wie die Soldaten - sowohl Demoux' Schwadron als auch die neuen Rekruten - ihn still beobachteten. Er hatte absichtlich so laut gesprochen, dass ihn alle hören konnten.
Sie sollen meine Schwäche sehen, und sie sollen sehen, wie ich sie überwinde.
Das waren tapfere Gedanken. Sobald er sich unter der Oberfläche befand, fühlte er sich, als wäre er zurückgekehrt. Eingezwängt zwischen zwei Steinwände, mit zitternden Fingern auf der Suche nach dem Abstieg. Kalt, feucht, dunkel. Es waren Sklaven, die das Atium förderten. Allomanten könnten es vielleicht besser, aber jeder, der in der Nähe der Atiumkristalle Allomantie einsetzte, wurde zerschmettert. Also setzte der Oberste Herrscher verurteilte Straftäter ein. Er zwang sie in die Gruben hinein. Zwang sie, nach unten zu kriechen, immer tiefer nach unten ...
Kelsier mühte sich voran. Das hier war nicht Hathsin. Der Spalt würde nicht stundenlang in die Tiefe führen, und es gab keine kristallgesäumten Löcher, in die man mit blutenden Armen greifen musste, um nach den Atiumgeoden zu suchen, die sich darin versteckten. Eine einzige Geode erkaufte einem eine weitere Woche Leben. Leben unter der Peitsche des Zuchtmeisters. Leben unter der Herrschaft eines sadistischen Gottes. Leben unter der rot gewordenen Sonne.
Ich werde die Dinge für die anderen ändern,
dachte Kelsier.
Ich werde ihr Leben besser machen!
Das Klettern war schwierig für ihn, viel schwieriger, als er je zugegeben hätte. Glücklicherweise öffnete sich der Spalt bald und wurde zu einer größeren Kaverne, und Kelsier bemerkte ein Licht, das von unten heraufschien. Er ließ sich fallen, landete auf dem unebenen Steinboden und lächelte den Mann an, der auf ihn wartete.
»Da hast du ja einen verdammt schönen Eingang, Hamm«, sagte Kelsier, während er sich den Staub von den Händen wischte.
Hamm lächelte. »Du solltest erst einmal das Badezimmer sehen.«
Kelsier lachte und machte den anderen Platz. Einige natürliche Tunnel führten aus der Kammer heraus, und eine kleine Strickleiter hing vom unteren Rand des Spaltes herab, damit man leicht wieder an die Erdoberfläche gelangen konnte. Yeden und Demoux kletterten nun auf dieser Leiter in die Kaverne hinunter; ihre Kleidung war beschmutzt und zerrissen vom Abstieg. Es war nicht gerade ein einfacher Zugang. Doch das war schließlich der Sinn der Sache.
»Es ist schön, dass du hergekommen bist, Kell«, sagte Hamm. Es war seltsam, ihn in einer Kleidung zu sehen, an der nicht die Ärmel fehlten. Seine Uniform wirkte recht formell; sie war streng geschnitten und vorn geknöpft. »Wie viele
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