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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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einigen Schwadronen der Häuserwachen und Palastsoldaten gegenübersehen, aber unsere Männer sollten immer noch in der Überzahl sein.«
    Hamm nickte, auch wenn sein Blick Unsicherheit verriet.
    »Was ist denn sonst noch?«, fragte Kelsier, während er sich gegen die glatte, kristalline Mündung der Abzweigung lehnte.
    »Und wenn wir mit ihnen fertig sind, Kell?«, fragte Hamm. »Wenn wir das Atium haben, übergeben wir Yeden die Stadt und die Armee. Und was dann?«
    »Das liegt in Yedens Hand«, sagte Kelsier.
    »Man wird sie abschlachten«, befürchtete Hamm leise.
    »Zehntausend Mann können Luthadel nicht gegen das gesamte Letzte Reich verteidigen.«
    »Ich habe vor, ihnen dazu bessere Möglichkeiten zu geben, als du dir vorstellen kannst, Hamm«, erwiderte Kelsier. »Wenn es uns gelingt, den Adel gegeneinander kämpfen zu lassen und die Regierung zu destabilisieren ...«
    »Wenn ...«, wandte Hamm ein, der noch immer nicht überzeugt war.
    »Du warst mit dem Plan einverstanden«, rief Kelsier ihm in Erinnerung. »Das hatten wir die ganze Zeit über vor: eine Armee auszuheben und sie an Yeden zu übergeben.«
    »Ich weiß«, meinte Hamm seufzend und lehnte sich ebenfalls gegen die Höhlenwand. »Aber jetzt, wo ich ihr Anführer bin, ist es anders geworden. Vielleicht eigne ich mich einfach nicht für einen solchen Posten. Ich bin Leibwächter und kein General.«
    Ich weiß, wie du dich fühlst, mein Freund,
dachte Kelsier.
Ich bin ein Dieb und kein Prophet. Aber manchmal müssen wir das sein, was unsere Arbeit von uns verlangt.
    Kelsier legte eine Hand auf Hamms Schulter. »Du hast gute Arbeit hier geleistet.«
    »›Hast‹ geleistet?«, wunderte sich Hamm.
    »Ich habe Yeden hergebracht, damit er dich ablöst. Dox und ich haben entschieden, dass du dich mit ihm als Kommandant der Armee abwechselst. Auf diese Weise gewöhnen sich die Soldaten auch an ihn als ihren Anführer. Außerdem brauchen wir dich in Luthadel. Jemand muss die Garnison besuchen und dort Informationen sammeln, und du bist der einzige von uns, der Kontakte zum Militär hat.«
    »Also erwartest du von mir, dass ich mit dir zurückgehe?«, fragte Hamm.
    Kelsier nickte.
    Einen kurzen Moment wirkte Hamm niedergeschlagen, doch kurz darauf entspannte er sich und lächelte. »Dann komme ich wenigstens aus dieser Uniform heraus! Glaubst du, Yeden wird mit dieser Aufgabe fertig?«
    »Du hast selbst gesagt, dass er sich während der letzten Monate sehr geändert hat. Und er ist ein wirklich hervorragender Organisator. Seit dem Fortgang meines Bruders hat er gute Arbeit unter den Rebellen geleistet.«
    »Ich glaube ...«
    Kelsier schüttelte wehmütig den Kopf. »Wir sind zu wenige, Hamm. Du und Weher sind die einzigen Männer, denen ich vertrauen kann, und ich brauche dich in Luthadel. Yeden mag nicht die allerbeste Wahl für diese Aufgabe sein, aber die Armee wird ihm später einmal unterstehen. Da sollte er sie auch vorher schon ein wenig befehligen. Außerdem hat er auf diese Weise etwas zu tun. Er ist ein wenig empfindlich geworden, was seine Stellung innerhalb der Mannschaft angeht.« Kelsier hielt inne und lächelte dann belustigt. »Ich glaube, er ist eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit, die ich den anderen zolle.«
    Hamm lächelte ebenfalls. »Na, das nenne ich wirklich eine Veränderung.«
    Die beiden nahmen ihren Weg wieder auf und ließen den Übungsraum hinter sich. Sie betraten einen weiteren gewundenen Steintunnel, der leicht abwärts führte. Hamms Laterne war das einzige Licht hier.
    »Weißt du«, sagte Hamm nach ein paar Minuten schweigenden Gehens, »an diesem Ort gibt es noch etwas, das mir gefällt. Du hast es vielleicht schon bemerkt, aber manchmal ist es hier unten richtig schön.«
    Kelsier war das noch nicht aufgefallen. Während sie weitergingen, warf er einen Blick neben sich. Eine Seite des Ganges wurde aus dünnen Stalaktiten gebildet, die wie schmutzige Eiszapfen von der Decke herabhingen. Sie verschmolzen mit Stalagmiten zu einer langen Säulenreihe. Mineralien glitzerten im Licht von Hamms Laterne, und der Weg vor ihnen wirkte wie ein kleiner gefrorener Wasserfall.
    Nein,
dachte Kelsier.
Nein, ich sehe diese Schönheit nicht, Hamm.
Andere Menschen mochten in den Lagen aus Farben und geschmolzenem Stein Kunst sehen. Kelsier sah nur die Gruben. Endlose Höhlen, die zumeist steil nach unten wiesen. Er war gezwungen gewesen, sich durch Spalten zu winden und in die Finsternis zu stürzen, und er hatte nicht einmal ein Licht

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