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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Kanal. Dutzende Männer trotteten den Treidelpfad neben dem Kanal entlang und zogen die vier Barken und zwei Schmalboote, aus denen der Konvoi bestand. Es war eine praktische, wenn auch arbeitsintensive Art des Reisens. Die Männer, die eine Barke über den Kanal zogen, konnten ein weitaus größeres Gewicht bewegen als solche, die es auf ihrem Rücken tragen mussten.
    Nun aber waren die Männer zum Stillstand gekommen. Vor sich bemerkte Kelsier eine Schleuse, hinter der sich der Kanal teilte. Es war eine Art Wasserstraßenkreuzung.
Endlich,
dachte Kelsier. Die wochenlange Reise war vorbei.
    Kelsier wartete nicht auf einen Boten. Er trat auf das Deck seines Schmalbootes und schüttete sich aus seiner Börse einige Münzen auf die Handfläche.
Zeit, ein wenig anzugeben,
dachte er und ließ eine der Münzen auf die Holzplanken fallen. Er verbrannte Stahl und stieß sich in die Luft ab.
    Rasch gewann er an Höhe und hatte nun einen Überblick über die lange Reihe von Männern. Die eine Hälfte zog die Boote, die andere ging nebenher und wartete auf ihre Schicht. Kelsier beschrieb im Flug einen Bogen, warf eine weitere Münze, als er sich über einer der mit Vorräten beladenen Barken befand, und drückte gegen sie, während er mit dem Abstieg begann. Die zukünftigen Soldaten schauten auf und deuteten ehrfürchtig auf Kelsier, als dieser über dem Kanal schwebte.
    Kelsier verbrannte Weißblech und stärkte seinen Körper, als er auf dem Deck des Schmalbootes auftraf, das die Karawane anführte.
    Überrascht kam Yeden aus seiner Kajüte. »Kelsier! Wir ... äh ... sind bei der Kreuzung angekommen.«
    »Das sehe ich«, sagte Kelsier und warf einen Blick zurück auf die Reihe der Boote. Die Männer auf dem Treidelpfad unterhielten sich aufgeregt miteinander und zeigten in Kelsiers Richtung. Es fühlte sich seltsam an, Allomantie so offen und im hellen Licht des Tages vor vielen Zuschauern zu benutzen.
    Es bleibt mir nichts anderes übrig,
dachte er.
Dieser Besuch ist die letzte Gelegenheit, bei der mich die Männer sehen werden. Ich muss Eindruck schinden und ihnen etwas geben, woran sie sich festhalten können, denn sonst wird mein Plan niemals funktionieren.
    »Sollen wir nachsehen, ob die Gruppe aus den Höhlen schon zu unserer Versammlung eingetroffen ist?«, fragte Kelsier und drehte sich zu Yeden um.
    »Natürlich«, antwortete dieser und gab einem Diener durch einen Wink zu verstehen, er solle das Schmalboot an den Rand des Kanals manövrieren und die Planke auslegen. Yeden wirkte aufgeregt. Er war wirklich ein aufrichtiger Mann, und das respektierte Kelsier, auch wenn Yeden etwas zu wenig Präsenz zeigte.
    Fast mein ganzes Leben lang habe ich das entgegengesetzte Problem gehabt,
dachte Kelsier, während er mit Yeden das Boot verließ.
Zu viel Präsenz, zu wenig Aufrichtigkeit.
    Die beiden gingen an der Reihe der Kanalarbeiter entlang. An der Spitze grüßte sie einer von Hamms Schlägern, der die Rolle von Kelsiers Gardehauptmann spielte. »Wir haben die Kreuzung erreicht, Graf Kelsier.«
    »Das sehe ich«, wiederholte Kelsier. Vor ihnen wuchs ein dichtes Birkenwäldchen am Hang eines Hügels. Die Kanäle führten von dem Wald weg, denn es gab in anderen Teilen des Letzten Reiches bessere Holzquellen. Der Wald stand allein und unbeachtet da.
    Kelsier verbrannte Zinn und zuckte ein wenig unter dem plötzlich blendend gewordenen Sonnenlicht zusammen. Doch seine Augen gewöhnten sich rasch daran, und er konnte Einzelheiten - und eine verstohlene Bewegung - in dem Wäldchen erkennen.
    »Da«, sagte er, warf eine Münze in die Luft und drückte dagegen. Die Münze schoss vorwärts und schlug gegen einen Baum. Auf dieses verabredete Zeichen hin verließ eine Gruppe von Männern in Tarnanzügen den Wald und kam über die aschfleckige Erde auf den Kanal zu.
    »Graf Kelsier«, sagte der vorderste Mann und salutierte. »Mein Name ist Hauptmann Demoux. Sammelt bitte die Rekruten und folgt mir. General Hammond will sich mit Euch treffen.«
    *
    »Hauptmann« Demoux war ein disziplinierter junger Mann. Er war kaum zwanzig Jahre alt und führte seine kleine Schwadron mit einer Ernsthaftigkeit, die wichtigtuerisch hätte wirken können, wenn er weniger fähig gewesen wäre.
    Jüngere Männer als er haben schon Soldaten in die Schlacht geführt,
dachte Kelsier.
Nur weil ich in seinem Alter ein Geck war, bedeutet das noch nicht, dass das jeder andere auch ist. Man sehe sich nur die arme Vin an. Sie ist zwar erst sechzehn, kommt

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