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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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erhielten. Theron hatte herausgefunden, dass diese frischgebackenen Obligatoren und ihre Aufseher große Mengen Geld mit sich führten, die als Gepäck getarnt waren und in Luthadel eingelagert wurden.
    Das Banditentum hatte es nicht leicht im Letzten Reich, denn andauernd hielten Patrouillen an den Kanalrouten Wache. Doch wenn es die eigenen Kanalboote der Diebe waren, auf denen die neuen Obligatoren reisten, war ein Raub durchaus möglich. Falls er zur rechten Zeit geschah und sich die Wachen plötzlich gegen die Passagiere richteten, dann konnte man einen guten Gewinn machen und die Schuld den Banditen geben.
    »Therons Mannschaft ist schwach«, sagte Camon leise. »Er hat zu viel in diese Sache investiert.«
    »Aber der Gewinn ...«, wandte Vin ein.
    »Wird nicht ihm gehören, wenn ich jetzt alles nehme, was ich kriegen kann, und dann damit weglaufe«, meinte Camon lächelnd. »Ich werde den Obligatoren eine Anzahlung vorschlagen, damit meine Bootsflotte auslaufen kann, und dann verschwinde ich mit dem Geld und überlasse es Theron, mit der Katastrophe umzugehen, sobald das Ministerium erkannt hat, dass es übers Ohr gehauen wurde.«
    Vin trat ein wenig entsetzt zurück. Diese Scharade hatte Theron Tausende und Abertausende von Kastlingen gekostet. Wenn das Geschäft für ihn platzte, war er ruiniert. Und wenn ihm das Ministerium auf den Fersen war, konnte er nicht einmal Rache nehmen. Camon würde schnelles Geld machen und sich gleichzeitig eines seiner mächtigeren Rivalen entledigen.
    Es war dumm von Theron, Camon ins Spiel zu bringen,
dachte sie. Doch die Summe, die Theron seinem Kompagnon zu zahlen versprochen hatte, war gewaltig; vermutlich hatte er angenommen, Camons Gier würde ihn so lange zur ehrlichen Mitarbeit zwingen, bis er ihn selbst hintergehen konnte. Camon war einfach nur schneller gewesen, als alle - einschließlich Vin - erwartet hatten. Wie hätte Theron ahnen sollen, dass Camon die Sache hintertreiben würde, anstatt sich zu gedulden und dann die gesamte Ladung von den Booten zu stehlen?
    Vin drehte sich der Magen um.
Es ist bloß ein weiterer Verrat,
dachte sie elend.
Warum macht mir das noch etwas aus? Jeder betrügt jeden. So ist das Leben nun einmal ...
    Sie wünschte sich in eine Ecke - an irgendeinen verborgenen, engen Ort, wo sie sich verstecken und allein sein konnte.
    Jeder wird dich verraten. Jeder.
    Doch hier gab es keinen Ort, an den sie sich hätte zurückziehen können. Endlich trat ein kleinerer Obligator ein und rief nach Graf Jedue. Vin folgte Camon, während sie in das Audienzzimmer geleitet wurden.
    Der Mann, der hinter dem Schreibtisch auf sie wartete, war nicht Prälan Härr.
    Camon blieb in der Tür stehen. Der Raum war nüchtern eingerichtet; hier gab es nur den Schreibtisch und einen einfachen grauen Teppich. Die Steinwände waren kahl und das einzige Fenster kaum eine Handspanne breit. Der Obligator, der auf sie wartete, trug die aufwendigsten Tätowierungen um die Augen, die Vin je gesehen hatte. Sie war sich nicht sicher, welchen Rang diese Verzierungen andeuteten, doch sie erstreckten sich bis zu den Ohren und über die gesamte Stirn des Mannes.
    »Graf Jedue«, sagte der seltsame Obligator. Wie Härr trug er eine graue Robe, doch er wirkte ganz anders als der strenge, bürokratische Mann, mit dem Camon es zuvor zu tun gehabt hatte. Er war auf eine muskulöse Weise schlank, und sein glattgeschorener, dreieckiger Kopf verlieh ihm beinahe das Aussehen eines Raubtiers.
    »Ich hatte erwartet, Prälan Härr anzutreffen«, sagte Camon, der den Raum noch immer nicht betreten hatte.
    »Prälan Härr wurde in wichtigen Geschäftsangelegenheiten abberufen. Ich bin Hochprälan Arriev, der Vorsitzende des Ausschusses, der sich mit Eurem Angebot beschäftigt hat. Nun habt Ihr die seltene Gelegenheit, mich unmittelbar anzusprechen. Für gewöhnlich führe ich keine persönlichen Anhörungen durch, doch Härrs Abwesenheit erfordert es, dass ich einen Teil seiner Arbeit übernehme.«
    Vins Instinkte machten sie nervös.
Wir sollten gehen. Sofort.
    Camon stand lange da, und Vin sah, wie er nachdachte. Sollte er jetzt weglaufen? Oder das Risiko eingehen und möglicherweise einen großen Gewinn herausschlagen? Vin war der Gewinn egal, sie wollte nur weiterleben. Doch Camon wäre niemals zum Anführer der Mannschaft geworden, wenn er nicht gelegentlich mit hohem Einsatz gespielt hätte. Langsam betrat er das Zimmer und sah sich vorsichtig um, als er auf dem Stuhl vor dem Obligator

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