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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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bedeutete dann Vin, sie solle die Tür für ihn öffnen.
    Sie tat es.
Irgendetwas stimmt nicht. Irgendetwas stimmt
ganz und gar
nicht.
Sie hielt inne, als Camon das Zimmer verließ, und warf einen Blick zurück auf den Obligator. Er lächelte.
    Ein fröhlicher Obligator war immer ein schlechtes Zeichen.
    Doch niemand hielt sie auf, als sie durch das Vorzimmer mit seinen adligen Insassen schritten. Camon siegelte den Vertrag und übergab ihn dem zuständigen Schreiber, und keine Soldaten erschienen, um sie zu verhaften. Der Schreiber zog eine kleine Truhe voller Münzen hervor und überreichte sie Camon mit unbeteiligter Miene. Dann verließen sie ungehindert das Amtsgebäude. Mit offensichtlicher Erleichterung sammelte Camon seine übrigen Diener ein. Es ertönten keine Alarmrufe. Kein Stiefelgetrappel von Soldaten. Sie waren frei. Camon hatte erfolgreich sowohl das Ministerium als auch einen anderen Banditenführer hintergangen.
    Scheinbar.
    Kelsier stopfte sich ein weiteres kleines Küchlein mit rotem Zuckerguss in den Mund und kaute zufrieden. Der fette Anführer und seine dürre Begleiterin gingen durch das Vorzimmer und betraten die Halle dahinter. Der Obligator, der mit den beiden Dieben gesprochen hatte, war in seinem Büro geblieben und wartete offenbar auf seinen nächsten Termin.
    »Also, was glaubst du?«, fragte Docksohn.
    Kelsier warf einen kurzen Blick auf den Kuchen. »Ziemlich gut«, sagte er und nahm noch einen. »Das Ministerium hatte schon immer einen ausgezeichneten Geschmack, und da ist es nur natürlich, dass sie hervorragende Speisen reichen.«
    Docksohn rollte mit den Augen. »Ich meine das Mädchen, Kell.«
    Kelsier lächelte, während er vier der kleinen Küchlein auf seiner Handfläche stapelte, dann nickte er in Richtung der Tür. Im Vorzimmer des Amtes war es zu unruhig für ein Gespräch über vertrauliche Angelegenheiten. Auf dem Weg nach draußen sagte er dem Sekretär in der Ecke, dass sie sich besprechen müssten.
    Dann gingen die beiden quer durch die Halle und kamen an dem übergewichtigen Anführer der Diebesbande vorbei, der gerade mit einem Schreiber sprach. Kelsier verließ das Gebäude, zog die Kapuze über den Kopf, um sich vor der noch immer fallenden Asche zu schützen, und überquerte die Straße. Neben einer abzweigenden Gasse blieb er stehen. Von hier aus konnten er und Docksohn die Türen des Amtsgebäudes beobachten.
    Zufrieden aß Kelsier seine Küchlein. »Wie bist du auf sie gestoßen?«, fragte er zwischen zwei Bissen.
    »Durch deinen Bruder«, antwortete Docksohn. »Vor ein paar Monaten hat Camon versucht, Marsch zu beschwindeln, und damals hatte er auch dieses Mädchen dabei. In gewissen Kreisen ist Camons Glücksbringer inzwischen schon recht bekannt. Ich bin mir noch immer nicht sicher, ob er weiß, was sie ist. Dir ist ja zur Genüge bekannt, wie abergläubisch Diebe und Betrüger sein können.«
    Kelsier nickte und wischte sich die Hände ab. »Woher wusstest du, dass sie heute hier ist?«
    Docksohn zuckte die Schultern. »Dazu hat ein bisschen Schmiergeld an den richtigen Stellen ausgereicht. Ich habe ein Auge auf das Mädchen geworfen, seit Marsch mich auf sie hingewiesen hat. Ich wollte dir die Möglichkeit geben, zuzusehen, wie sie arbeitet.«
    Endlich öffneten sich die Türen des Amtsgebäudes, und Camon schritt die Treppe herunter; seine »Diener« umgaben ihn. Das kleine, kurzhaarige Mädchen war bei ihm. Als Kelsier sie sah, runzelte er die Stirn. In ihren Schritten lag etwas Nervöses und Ängstliches, und sie zuckte jedes Mal leicht zusammen, wenn jemand eine rasche Bewegung machte. Die rechte Hälfte ihres Gesichts war aufgrund einer erst teilweise verheilten Prellung bläulich verfärbt.
    Kelsier beobachtete den wichtigtuerischen Camon.
Für diesen Mann muss ich mir etwas besonders Passendes einfallen lassen.
    »Armes Ding«, murmelte Docksohn.
    Kelsier nickte. »Bald ist sie ihn los. Es ist ein Wunder, dass sie bisher noch niemand entdeckt hat.«
    »Dein Bruder hatte also Recht?«
    Kelsier nickte noch einmal. »Sie ist zumindest ein Nebeling, und wenn Marsch sagt, dass sie noch mehr ist, dann bin ich geneigt, ihm zu glauben. Ich bin etwas überrascht, dass sie Allomantie bei einem Mitglied des Ministeriums einsetzt, besonders in einem Amtsgebäude. Ich vermute, sie weiß nicht, welche Kräfte sie besitzt.«
    »Ist das denn möglich?«, fragte Docksohn.
    Kelsier nickte. »Spurenmineralien im Wasser können verbrannt werden, wozu es nur einer

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