Kinder Des Nebels
ja«, antwortete Docksohn langsam.
»Er soll einer der besten Raucher in der Stadt sein.«
»Vermutlich«, meinte Docksohn. »Aber ... heißt es nicht, dass man mit ihm nur schwer zusammenarbeiten kann?«
»So schlimm ist er gar nicht«, sagte Kelsier. »Nicht, wenn man sich erst einmal an ihn gewöhnt hat. Außerdem glaube ich, ihm könnte diese besondere Sache ... gefallen.«
»In Ordnung«, sagte Docksohn und zuckte die Schultern. »Ich lade ihn ein. Ich glaube, einer seiner Verwandten ist ein Zinnauge. Soll ich ihn auch dazu holen?«
»Klingt gut«, meinte Kelsier.
»In Ordnung«, sagte Docksohn. »Darüber hinaus ist da nur noch Yeden. Vorausgesetzt, er ist noch daran interessiert ...«
»Er wird kommen«, versicherte Kelsier ihm.
»Das sollte er«, sagte Docksohn. »Schließlich ist er derjenige, der uns bezahlt.«
Kelsier nickte und runzelte dann die Stirn. »Du hast Marsch nicht erwähnt.«
Docksohn zuckte die Achseln. »Ich hatte dich gewarnt. Dein Bruder war noch nie mit unseren Methoden einverstanden, und jetzt ... na ja, du kennst Marsch ja. Er will nichts mehr mit Yeden und dem Aufstand zu tun haben und schon gar nichts mit einer Bande von Verbrechern wie uns. Ich glaube, wir müssen uns jemand anderen suchen, der sich bei den Obligatoren einschleicht.«
»Nein«, beharrte Kelsier. »Er wird es tun. Ich muss ihn nur aufsuchen und überreden.«
»Wenn du meinst ...« Docksohn verstummte, stand eine Weile gegen die Brustwehr gelehnt da und ließ den Blick über die aschfleckige Stadt streifen.
Schließlich schüttelte er den Kopf. »Das ist doch verrückt, nicht wahr?«
Kelsier lächelte. »Ein wunderbares Gefühl, oder?«
Docksohn nickte. »Fantastisch.«
»Das wird eine Sache wie keine zuvor«, versprach Kelsier und schaute nach Norden, quer über die Stadt und auf das verwinkelte Gebäude in ihrer Mitte.
Docksohn trat von der Mauer zurück. »Das Treffen findet erst in ein paar Stunden statt. Ich will dir etwas zeigen. Ich glaube, uns bleibt noch genug Zeit - wenn wir uns beeilen.«
Kelsier wandte sich ihm mit neugierigem Blick zu. »Ich würde lieber zuerst meine Zimperliese von Bruder überreden. Aber ...«
»Es wird die Zeit wert sein, die du dafür opferst«, versprach Docksohn.
*
Vin saß in einer Ecke des Unterschlupfs. Wie gewöhnlich hielt sie sich in den Schatten, denn je länger sie außer Sichtweite blieb, desto weniger beachteten die anderen sie. Sie konnte es sich nicht leisten, ihr »Glück« zu ihrem eigenen Schutz einzusetzen. Bisher hatte sie kaum Zeit gehabt, den Vorrat zu erneuern, den sie vor ein paar Tagen beim Treffen mit dem Obligator verbraucht hatte.
Der übliche Pöbel lungerte an den Tischen im Raum herum und würfelte oder besprach kleinere Geschäfte. Rauch aus einem Dutzend verschiedener Pfeifen strömte an der Zimmerdecke zusammen, und die Wände waren fleckig von zahllosen Jahren ähnlicher Behandlung. Auf dem Boden breiteten sich Ascheflecken aus. Wie die meisten Verbrechergruppen war auch die von Camon nicht gerade berühmt für ihre Sauberkeit.
An der Rückwand des Raumes gab es eine Tür, und hinter ihr führte eine steinerne Wendeltreppe hoch zu einem falschen Gully in einer kleinen Gasse. Dieser Raum, der wie so viele andere in der Reichshauptstadt Luthadel sehr gut verborgen war, hätte eigentlich gar nicht existieren dürfen.
Raues Gelächter drang aus dem vorderen Teil der Kammer, wo Camon mit einem halben Dutzend seiner Kumpane zusammensaß und einen typischen Nachmittag bei Bier und groben Scherzen genoss. Camons Tisch befand sich gleich neben dem Tresen, an dem überteuerte Getränke ausgeschenkt wurden. Dies war eine weitere Methode Camons, diejenigen auszubeuten, die für ihn arbeiteten. Die Verbrecher Luthadels hatten die Vorbilder, die ihnen die Adligen gaben, recht gut übernommen.
Vin tat ihr Bestes, um unsichtbar zu bleiben. Noch vor sechs Monaten hätte sie nie geglaubt, dass ihr Leben ohne Reen noch schlimmer sein würde. Ihr Bruder mochte zwar unter schrecklichen Wutanfällen gelitten haben, doch er hatte die anderen davon abgehalten, mit Vin so zu verfahren, wie sie gerade Lust hatten. In den Gaunerbanden gab es vergleichsweise wenige Frauen, und für gewöhnlich endeten sie als Huren. Reen hatte ihr immer gesagt, dass ein Mädchen hart sein müsse - härter sogar als ein Mann -, wenn es überleben wolle.
Glaubst du, irgendein Anführer will einen Hemmschuh wie dich in seiner Mannschaft haben?,
hatte er gesagt.
Nicht einmal
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