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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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betrachtete die Menge. »Der Mann am zweiten Tisch in dem roten Umhang. Vor ein paar Wochen hat man ihn dabei erwischt, wie er abhauen wollte.«
    Der fragliche Mann war dürr und zerfahren und saß in geduckter Haltung an seinem Tisch.
    Kelsier schüttelte den Kopf. »Ich brauche jemanden, der charismatischer ist.«
    Nachdenklich rieb sich Hamm das Kinn. Dann hielt er inne und nickte in Richtung eines anderen Tisches. »Bilg. Der große Knabe am vierten Tisch rechts.«
    »Ich sehe ihn«, sagte Kelsier. Bilg war ein stämmiger Mann mit einem Vollbart und trug eine Weste.
    »Er ist zu klug, um sich offen aufzulehnen«, erklärte Hamm, »aber er macht im Stillen Ärger. Er glaubt, dass wir gegen das Letzte Reich nicht gewinnen können. Ich würde ihn gern einsperren, aber ich kann doch keinen Mann dafür bestrafen, dass er Angst zeigt. Wenn ich das tun würde, müsste ich die halbe Armee einsperren. Außerdem ist er als Krieger zu gut, um ihn einfach gehen zu lassen.«
    »Er ist perfekt«, sagte Kelsier. Er verbrannte Zink und sah Bilg an. Zwar war es nicht möglich, durch das Zink die Gefühle des Mannes zu lesen, doch konnte sich Kelsier auf diese Weise eine einzelne Person vornehmen, um sie zu besänftigen oder aufzuwiegeln, so wie er auch ein einzelnes Stück Metall aus Hunderten auswählen konnte, um daran zu ziehen.
    Dennoch war es schwierig, Bilg aus einer so großen Menschenmenge auszusondern. Daher konzentrierte sich Kelsier auf den gesamten Tisch und hielt ihre Gefühle für später »bereit«. Dann stand er auf. Allmählich wurde es still in der Höhle.
    »Männer, bevor ich gehe, möchte ich ein letztes Mal ausdrücklich betonen, wie beeindruckt ich von diesem Besuch bin.« Seine Worte hallten durch die Kaverne und wurden durch die natürliche Akustik verstärkt.
    »Ihr werdet eine feine Armee sein«, sagte Kelsier. »Ich entschuldige mich bei euch dafür, dass ich euch General Hammond wegnehme, aber ich lasse an seiner Stelle einen sehr fähigen Mann hier zurück. Viele von euch kennen General Yeden bereits. Ihr wisst, dass er schon seit Jahren als Anführer der Rebellen dient. Ich vertraue voll und ganz darauf, dass er euch weiter als Soldaten ausbilden wird.«
    Nun begann er damit, Bilgs Gefühle und die seiner Kameraden aufzuwiegeln. Er entflammte ihre Emotionen und zählte darauf, dass sie sicherlich nicht derselben Meinung waren wie er.
    »Ihr habt eine große Aufgabe vor euch«, sagte Kelsier, wobei er Bilg nicht ansah. »Die Skaa außerhalb von Luthadel - ja die meisten Skaa auf der Welt - wissen nicht, was ihr für sie tun werdet. Sie haben keine Ahnung von der Ausbildung, die ihr über euch ergehen lassen müsst, oder von den Schlachten, auf die ihr euch vorbereitet. Aber sie werden die Früchte eurer Bemühungen ernten. Eines Tages werden sie euch Helden nennen.«
    Er wiegelte Bilgs Gefühle noch stärker auf.
    »Die Garnison von Luthadel ist stark«, sagte Kelsier, »aber wir können sie besiegen, vor allem wenn es uns gelingt, die Stadtmauern rasch einzunehmen. Vergesst niemals, warum ihr hergekommen seid. Es geht nicht nur darum, zu lernen, wie man ein Schwert schwingt oder einen Helm richtig trägt. Es geht um eine Revolution, wie die Welt sie noch nicht gesehen hat. Es geht darum, dass ihr selbst die Regierung übernehmen und den Obersten Herrscher vertreiben werdet. Verliert euer Ziel niemals aus den Augen.«
    Kelsier verstummte. Aus den Augenwinkeln heraus sah er finstere Mienen bei den Männern an Bilgs Tisch. Schließlich hörte Kelsier von dort in der Stille eine gemurmelte Bemerkung, die aufgrund der Akustik in der Höhle an viele Ohren drang.
    Kelsier runzelte die Stirn und wandte sich an Bilg. In der Höhle schien es nun noch stiller zu werden. »Hast du etwas gesagt?«, fragte Kelsier.
Jetzt kommt der Moment der Entscheidung. Wird er sich auflehnen oder klein beigeben?
    Bilg erwiderte seinen Blick. Kelsier stachelte den Mann noch mehr an. Mit hochrotem Gesicht erhob sich Bilg von seinem Tisch. Kelsier hatte gewonnen.
    »Ja,
Herr«,
fuhr der stämmige Mann ihn an. »Ich habe etwas gesagt. Ich habe gesagt, dass einige von uns das ›Ziel‹ nicht aus den Augen verloren haben. Wir denken täglich daran.«
    »Und warum?«, fragte Kelsier. Flüstern ertönte im hinteren Teil der Höhle, als die Soldaten den Wortwechsel denjenigen mitteilten, die so weit entfernt saßen, dass sie nichts davon mitbekamen.
    Bilg holte tief Luft. »Weil wir glauben,
Herr,
dass Ihr uns in den Selbstmord

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