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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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verliehen haben? Etwa der Oberste Herrscher?« Hamm zuckte die Achseln.
    »Nein, Hamm«, beharrte Kelsier. »Es
kann
nicht so sein. Es ist nicht richtig. Ich weiß, es ist schwer zu verstehen - es ist ja immer so gewesen -, aber mit der Lebensweise der Skaa stimmt etwas ganz und gar nicht. Das
musst
du glauben.«
    Hamm schwieg und nickte schließlich.
    »Komm, wir gehen weiter«, schlug Kelsier vor. »Ich möchte auch den letzten Zugang besichtigen.«
    *
    Die Woche ging sehr langsam vorbei. Kelsier inspizierte die Truppen, die Ausbildung, das Essen, die Waffen, die Vorräte, die Späher, die Wächter und alles andere, das ihm sonst noch einfiel. Wichtiger noch, er inspizierte die Männer. Er lobte und ermutigte sie, und er gebrauchte regelmäßig Allomantie in ihrer Gegenwart.
    Zwar hatten viele Skaa schon von der »Allomantie« gehört, doch sie wussten kaum etwas über deren Wirkungsweise. Adlige Nebelinge setzten ihre Kräfte nur selten vor anderen Menschen ein, und Halbblute waren noch vorsichtiger. Die gewöhnlichen Skaa und sogar die Stadt-Skaa wussten nichts über Stahldrücken oder das Verbrennen von Weißblech. Wenn sie Kelsier durch die Luft fliegen oder mit übernatürlichen Kräften kämpfen sahen, schrieben sie dies einer gestaltlosen »allomantischen Magie« zu. Dieses falsche Verständnis kam Kelsier sehr gelegen.
    Doch trotz all seiner Aktivitäten während dieser Wochen vergaß er nie sein Gespräch mit Hamm.
    Wie konnte er nur auf den Gedanken kommen, dass die Skaa minderwertig sind?,
dachte Kelsier, während er am Tisch in der zentralen Versammlungshöhle saß und in seinem Essen herumstocherte. Der ausgedehnte Raum war so groß, dass er eine ganze Armee von siebentausend Mann zu fassen vermochte, auch wenn dann viele in Seitenkammern oder in den angrenzenden Tunneln sitzen mussten. Der Tisch der Anführer stand auf einem Felspodest am hinteren Ende des Raumes.
    Vermutlich mache ich mir zu viele Sorgen.
Hamm neigte dazu, über Dinge nachzugrübeln, an die kein geistig gesunder Mann denken würde; das war nur ein weiteres seiner vielen philosophischen Dilemmas. Inzwischen schien er seine früheren Bedenken sogar schon wieder vergessen zu haben. Er scherzte mit Yeden und genoss sein Mahl.
    Und was Yeden anging, so wirkte der dünne Rebellenführer sehr zufrieden mit seiner Generalsuniform und hatte die letzte Woche damit verbracht, sich sehr ernsthaft bei Hamm über den Stand der Armeeoperationen zu informieren. Er schien sich ohne Schwierigkeiten in seine neuen Pflichten gefügt zu haben.
    Kelsier war offenbar der Einzige, der das Festmahl nicht genießen konnte. Das Essen heute Abend - das nur für diesen Anlass von den Barken hergebracht worden war - war einfach, wenn man die Maßstäbe der Aristokratie anlegte, aber es war viel besser als alles, woran die Soldaten gewöhnt waren. Die Männer verschlangen die Speisen mit lärmender Freude, tranken ihre kleinen Bierzuteilungen und feierten den Augenblick.
    Dennoch machte sich Kelsier Sorgen. Was glaubten diese Männer, wofür sie kämpften? Sie schienen von ihrer Ausbildung begeistert zu sein, doch das konnte auch an den regelmäßigen Mahlzeiten liegen. Glaubten sie wirklich, dass sie es verdient hatten, das Letzte Reich zu stürzen? Glaubten sie, dass die Skaa den Adligen unterlegen waren?
    Kelsier spürte ihre Zurückhaltung. Viele der Männer erkannten die drohende Gefahr, und nur die strengen Regeln für den Gang an die Oberwelt hielten sie von der Flucht ab. Während sie gern über ihre Ausbildung redeten, vermieden sie es, ihr endgültiges Ziel zu benennen: die Besetzung des Palastes und der Stadtmauern sowie die Abwehr der Garnison von Luthadel.
    Sie glauben nicht, dass sie gewinnen können,
vermutete Kelsier.
Sie brauchen Selbstvertrauen. Die Gerüchte über mich sind ein Anfang, aber ...
    Er stieß Hamm leicht in die Seite, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
    »Gibt es Männer, die Schwierigkeiten mit der Disziplin haben?«, fragte Kelsier leise.
    Hamm runzelte die Stirn über diese merkwürdige Frage. »Natürlich. Ich glaube, in einer so großen Gruppe gibt es immer ein paar Abweichler.«
    »Irgendjemand Besonderes?«, fragte Kelsier. »Männer, die gehen wollen? Ich brauche jemanden, der dem, was wir tun, offen widerspricht.«
    »Da sind ein paar, die sich im Augenblick in der Brigg befinden.«
    »Ist niemand hier?«, fragte Kelsier. »Am besten an einem der Tische, die wir von hier aus sehen können.«
    Hamm dachte kurz nach und

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