Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
würde Kelsier sich verspäten, oder Docksohn hatte etwas von Marsch gehört. Kelsiers Bruder sollte eigentlich bald zusammen mit den anderen neuen Obligatoren in Luthadel eintreffen.
    Docksohn und Renoux hätten mich hinzuziehen sollen,
dachte sie verärgert. Valette empfing oft Gäste zusammen mit ihrem Onkel.
    Sie schüttelte den Kopf. Obwohl Kelsier sie als vollwertiges Mitglied der Bande anerkannt hatte, betrachteten die anderen sie wohl immer noch als ein Kind. Sie waren freundlich und zuvorkommend, aber sie schlossen Vin nicht in ihre Planungen ein. Sie taten es vielleicht nicht einmal absichtlich, aber das machte es kaum weniger enttäuschend.
    Licht ergoss sich aus der Bibliothek vor ihr. Natürlich saß Sazed drinnen und übersetzte die letzten Seiten des Tagebuchs. Er hob den Blick, als Vin eintrat, nickte ihr respektvoll zu und lächelte.
    Diesmal keine Brille,
bemerkte Vin.
Warum hat er sie vor kurzem noch getragen?
    »Herrin Vin«, sagte er, stand auf und holte ihr einen Stuhl herbei. »Wie geht Euer Studium des Tagebuchs voran?«
    Vin schaute auf den Blätterstapel in ihrer Hand. »Gut, glaube ich. Ich weiß aber nicht, warum ich mir überhaupt die Mühe machen soll, es zu lesen. Du hast doch auch Kell und Weher Abschriften gegeben, oder?«
    »Selbstverständlich«, sagte Sazed und stellte den Stuhl neben seinen Schreibtisch. »Meister Kelsier hat aber jedes einzelne Mitglied der Mannschaft gebeten, den Text zu lesen. Ich glaube, das ist richtig. Je mehr Augen diese Worte sehen, desto wahrscheinlicher ist es, dass wir die hinter ihnen verborgenen Geheimnisse entdecken.«
    Vin seufzte leise, glättete ihr Kleid und setzte sich. Dieses weiße und blaue Kleid war wunderschön. Obwohl es zur täglichen Benutzung vorgesehen war, war es doch kaum weniger elegant als ihre Ballkleider.
    »Ihr müsst zugeben, dass der Text verblüffend ist«, sagte Sazed, während sie sich setzte. »Dieses Werk ist der Traum eines jeden Bewahrers. Ich entdecke Einzelheiten über meine eigene Kultur, die ich bisher noch nicht kannte!«
    Vin nickte. »Ich bin gerade zu der Stelle gekommen, wo sie Terris erreichen.«
Hoffentlich enthält der nächste Teil weniger Vorratslisten. Für einen bösen Gott der Finsternis kann er ganz schön langweilig sein.
    »Ja, ja«, meinte Sazed mit untypischer Begeisterung. »Habt Ihr bemerkt, was er sagt? Dass er Terris als einen Ort ›grüner Fruchtbarkeit‹ beschreibt? Es gibt Bewahrerlegenden, die ebenfalls davon sprechen. Heute ist Terris eine Tundra aus gefrorenem Staub. Es haben kaum Pflanzen überlebt. Aber früher war es grün und wunderschön, wie der Text es beweist.«
    Grün und wunderschön,
dachte Vin.
Warum sollte Grün wunderschön sein? Das wäre genauso, als hätte man blaue oder purpurfarbene Pflanzen - genauso unheimlich.
    Doch es war etwas an dem Tagebuch, das sie neugierig machte - etwas, über das sowohl Sazed als auch Kelsier bisher seltsam zurückhaltend gewesen waren. »Ich habe gerade die Stelle gelesen, wo der Oberste beschreibt, wie er Träger aus Terris eingestellt hat«, sagte Vin vorsichtig. »Er schreibt, dass sie tagsüber stärker sind, weil sie nachts schwach werden.«
    Plötzlich wirkte Sazed gedämpfter. »Ja, allerdings.«
    »Weißt du etwas darüber? Hat das etwas mit der Funktion eines Bewahrers zu tun?«
    »Ja«, gab Sazed zu. »Aber ich glaube, das sollte ein Geheimnis bleiben. Damit will ich nicht andeuten, dass Ihr nicht vertrauenswürdig seid, Herrin Vin. Aber je weniger Menschen um die Bewahrer wissen, desto weniger Gerüchte gibt es über uns. Es wäre das Beste, wenn der Oberste Herrscher allmählich glaubt, er habe uns alle vernichtet, was in den letzten tausend Jahren sein vordringlichstes Ziel war.«
    Vin zuckte die Achseln. »Prima. Hoffentlich hängen die Geheimnisse, die wir nach Kelsiers Willen in diesem Text entdecken sollen, nicht mit den Kräften der Terriser zusammen. Falls es doch so sein sollte, dann werden sie mir vollständig entgehen.«
    Sazed schwieg.
    »Es sieht so aus, als würde er eine ganze Menge über die Terriser schreiben«, meinte Vin unbekümmert, während sie die Seiten durchblätterte. »Ich fürchte, ich kann Kelsier nicht viel mitteilen, wenn er zurückkommt.«
    »Ihr wisst Euch durchzusetzen«, sagte Sazed langsam. »Auch wenn Ihr es auf etwas theatralische Weise tut.«
    Vin lächelte keck.
    »Also gut«, meinte Sazed seufzend. »Ich glaube, wir sollten Euch nicht so viel Zeit mit Meister Weher verbringen

Weitere Kostenlose Bücher