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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Vin? Warum kämpfen wir wohl gegen sie? Begreifst du nicht, wozu diese Menschen - all diese Menschen - fähig sind?«
    »Manche von ihnen mögen vielleicht grausam sein«, gab Vin zu. »Und gefühllos. Aber es sind keine Ungeheuer - zumindest nicht alle. Sie sind nicht so wie dein früherer Herr.«
    Docksohn schüttelte den Kopf. »Du siehst nicht genau genug hin, Vin. Ein Adliger kann in der Nacht eine Skaa-Frau vergewaltigen und ermorden und am nächsten Morgen für seine Tugendhaftigkeit und Moral gelobt werden. Skaa sind für sie keine Menschen. Damen erachten es nicht einmal als Ehebruch, wenn ihre Männer mit einer Skaa-Frau schlafen.«
    »Ich ...« Vin verstummte; sie wurde unsicher. Das war ein Bereich der Adelskultur, mit dem sie nicht konfrontiert werden wollte. Schläge konnte sie vielleicht verzeihen, aber das ...
    Docksohn schüttelte noch einmal den Kopf. »Du lässt dich von ihnen an der Nase herumführen, Vin. Solche Dinge sind in den Städten weniger deutlich zu sehen, denn da gibt es Bordelle, aber es ereignen sich trotzdem Morde. In einigen Freudenhäusern arbeiten Frauen von niedriger, aber dennoch adliger Herkunft. Doch die meisten töten ihre Skaa-Huren in regelmäßigen Abständen, um die Inquisitoren versöhnlich zu stimmen.«
    Vin fühlte sich schwach. »Ich ... ich weiß von den Freudenhäusern, Dox. Mein Bruder hat immer damit gedroht, mich an eines zu verkaufen. Aber nur weil solche Häuser existieren, heißt das doch noch nicht, dass alle Männer hineingehen. Es gibt eine Menge Arbeiter, die die Skaa-Bordelle nicht besuchen.«
    »Adlige sind anders, Vin«, sagte Docksohn ernst. »Sie sind schreckliche Kreaturen. Warum beschwere ich mich wohl nicht, wenn Kelsier sie tötet? Warum arbeite ich wohl gemeinsam mit ihm am Sturz der Regierung? Du solltest einige dieser hübschen Jungen, mit denen du tanzt, einmal fragen, wie oft sie schon mit einer Skaa-Frau geschlafen haben, obwohl sie wussten, dass sie hinterher getötet wird.«

Nachts schlafe ich nur wenige Stunden. Wir müssen vorankommen und am Tag so weit reisen wie möglich. Aber wenn ich mich niederlege, meidet der Schlaf mich. Dieselben Gedanken, die mich tagsüber quälen, werden durch die Stille der Nacht noch verstärkt.
    Und vor allem höre ich dumpfe Geräusche von oben - das Pulsieren der Berge. Mit jedem Schlag ziehen sie mich näher zu sich heran.

Kapitel 23
    E s heißt, der Tod der Geffenry-Brüder sei die Rache für den Mord an Graf Entrone«, sagte Herrin Kliss gelassen. Hinter Vins Gruppe spielten die Musikanten auf der Bühne, aber es war schon spät, und nur wenige Gäste tanzten noch.
    Herrin Kliss' Kreis war erstaunt über diese Neuigkeit. Es waren etwa sechs Adlige einschließlich Vin und ihrem Begleiter, einem gewissen Milen Davenpleu, dem jungen Erben eines kleineren Hauses.
    »Also wirklich, Kliss«, sagte Milen. »Die Häuser Geffenry und Tekiel sind doch miteinander verbündet. Warum sollte Tekiel zwei Geffenry-Adlige umbringen?«
    »Ja, warum?«, fragte Kliss und beugte sich verschwörerisch vor. Ihr riesiger blonder Haarknoten hüpfte leicht auf und ab. Kliss hatte noch nie viel Sinn für Mode gehabt. Allerdings war sie eine ausgezeichnete Klatschquelle.
    »Erinnerst du dich, wie es war, als Graf Entrone tot in den Tekiel-Gärten gefunden wurde?«, fragte sie. »Nun, es
schien
offensichtlich zu sein, dass ein Feind des Hauses Tekiel ihn getötet hatte. Aber das Haus Geffenry hatte Tekiel um ein Bündnis gebeten. Anscheinend dachte eine Partei des Hauses, dass die Tekiels eher bereit wären, ein Bündnis einzugehen, wenn man ihnen ein wenig Feuer unter dem Hintern macht.«
    »Willst du damit sagen, dass Geffenry absichtlich einen Tekiel-Verbündeten umgebracht hat?«, fragte Rene, Kliss' Tanzpartner. Nachdenklich runzelte er die hohe Stirn.
    Kliss tätschelte Renes Arm. »Mach dir darüber nicht zu viele Gedanken, mein Lieber«, riet sie ihm und wandte sich dann wieder dem Gespräch der anderen zu. »Versteht ihr nicht? Geffenry wollte das gewünschte Bündnis erreichen, indem er Graf Entrone heimlich tötete. Das sollte ihm den Zugang zu den Kanalrouten der Tekiels in der östlichen Ebene verschaffen.«
    »Aber es hat nicht funktioniert«, sagte Milen nachdenklich. »Tekiel hat die Kriegslist entdeckt und Ardus sowie Callins getötet.«
    »Auf dem letzten Ball habe ich ein paar Mal mit Ardus getanzt«, sagte Vin.
Nun ist er tot, und seine Leiche liegt da draußen auf einer Straße außerhalb des

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