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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Waffen nicht einmal seiner Verachtung würdig wären.
    Der Anführer der Rebellen taumelte zurück und wirbelte herum, als seine Gefährten unter der Axt eines Inquisitors aufschrien. Er teilte rasch ihr Schicksal. Der Inquisitor stand über den Leichnamen und zerhackte sie fröhlich.
    Der Oberste Herrscher ging weiter und schien nicht zu bemerken, dass zwei Speere aus seinem Körper herausragten. Kelsier wartete auf ihn. In seiner zerfetzten Skaa-Kleidung sah er erbärmlich aus. Doch sein Stolz war ungebrochen. Er verneigte sich nicht unter der besänftigenden Macht des Obersten Herrschers.
    Der Oberste Herrscher blieb einige Schritte vor ihm stehen; einer der Speere berührte fast Kelsier Brust. Schwarze Asche fiel um die beiden Männer herum und trieb und kräuselte sich im schwachen Wind. Es wurde schrecklich still auf dem Platz; sogar der Inquisitor hörte mit seiner furchtbaren Arbeit auf. Vin beugte sich vor und klammerte sich an die raue Ziegelmauer.
    Tu doch etwas, Kelsier! Setz dein Metall ein!
    Der Oberste Herrscher warf einen kurzen Blick auf den Inquisitor, den Kelsier getötet hatte. »Sie sind sehr schwer zu ersetzen.« Seine überdeutliche Stimme drang bis zu Vins zinnscharfen Ohren.
    Selbst aus der Entfernung konnte Vin sehen, dass Kelsier lächelte.
    »Ich habe dich schon einmal getötet«, sagte der Oberste Herrscher, während er sich wieder Kelsier zuwandte.
    »Ihr habt es versucht«, erwiderte Kelsier mit lauter und fester Stimme, die auf dem ganzen Platz zu hören war. »Aber Ihr könnt mich nicht töten, Tyrann. Ich stelle das dar, was Ihr niemals töten könnt, egal, wie sehr Ihr es versucht. Ich bin die Hoffnung.«
    Der Oberste Herrscher schnaubte verächtlich. Lässig hob er den Arm und versetzte Kelsier einen so heftigen Schlag, dass Vin das Knacken des Genicks deutlich hörte.
    Kelsier wirbelte herum und versprühte Blut, als er zu Boden stürzte.
    »Nein!«,
schrie Vin.
    Der Oberste Herrscher zog einen der Speere aus seinem Körper und rammte ihn in Kelsiers Brust. »Die Hinrichtungen sollen beginnen«, sagte er, drehte sich zu seiner Kutsche um, zog sich den zweiten Speer heraus und warf ihn beiseite.
    Chaos setzte ein. Die Soldaten fühlten sich vom Obersten Herrscher ermuntert und griffen die Menge an. Weitere Inquisitoren erschienen am oberen Ende des Platzes. Sie ritten auf schwarzen Pferden, und ihre ebenholzfarbenen Äxte glitzerten im Licht der Nachmittagssonne.
    Vin beachtete all das nicht. »Kelsier!«, kreischte sie. Sein Körper lag dort, wo er niedergestürzt war. Der Speer stach aus seiner Brust hervor, und scharlachfarbenes Blut sammelte sich um ihn herum.
    Nein. Nein! NEIN!
Sie sprang von dem Gebäude herunter, drückte sich an einigen Leuten ab und flog über das Massaker hinweg. Sie landete in der Mitte des seltsam leeren Platzes. Der Oberste Herrscher war weg, und Inquisitoren waren damit beschäftigt, die Skaa abzuschlachten. Vin kroch neben Kelsier.
    Von seiner linken Gesichtshälfte war fast nichts mehr übrig geblieben. Die rechte Hälfte aber ... sie lächelte immer noch schwach, und das einzelne tote Auge starrte hoch in den rotschwarzen Himmel. Ascheflocken fielen sanft auf sein Gesicht.
    »Kelsier, nein ...«, flehte Vin. Tränen rannen an ihren Wangen herunter. Sie tastete seinen Körper ab und suchte nach dem Puls. Es gab keinen mehr.
    »Du hast gesagt, man kann dich nicht umbringen!«, brüllte sie. »Was wird jetzt aus deinen Plänen? Was ist mit dem Elften Metall? Was wird aus mir?«
    Er regte sich nicht. Vin hatte Schwierigkeiten, durch ihre Tränen hindurch etwas zu sehen.
Das ist unmöglich. Er hat immer gesagt, dass wir nicht unbesiegbar sind ... aber damit hat er mich gemeint. Nicht sich selbst. Nicht Kelsier. Er war unbesiegbar.
    Er hätte es sein sollen.
    Jemand packte sie. Sie wand sich und schrie auf.
    »Es ist Zeit zu gehen, Mädchen«, sagte Hamm. Er hielt inne, sah hinunter auf Kelsier und vergewisserte sich, dass der Bandenführer tot war.
    Dann zerrte er sie fort. Vin wehrte sich noch immer schwach, aber allmählich überkam sie eine große Taubheit. In der hintersten Ecke ihres Kopfes hörte sie Reens Stimme.
    Siehst du, ich habe dir ja gesagt, dass er dich alleinlassen wird. Ich habe dich gewarnt.
    Ich habe es dir versprochen ...

FÜNFTER TEIL
    Glaube an eine vergessene Welt

Ich weiß, was geschehen wird, wenn ich die falsche Wahl treffe. Ich muss stark sein; ich darf die Macht nicht für mich selbst beanspruchen.
    Denn ich habe gesehen,

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