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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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wenn die Leichen noch fortgeschafft werden sollten, werden es wohl kaum die Hände des Obersten Herrschers sein, welche die Gräber ausheben«, sagte der Mann. »Nein, es werden unsere Hände sein. Kelsier, unser Herr, hat es so gesagt.«
    »Kelsier, unser Herr!«, pflichteten einige ihm bei. Jetzt war die Gruppe bereits sehr groß, und auch Frauen und Jugendliche stießen zu ihr.
    Ein Klappern auf der Leiter zeigte Hamms Ankunft an. Kurz darauf gesellten sich Sazed, Weher, Docksohn, Spuki und sogar Keuler zu ihr.
    »Kelsier, unser Herr!«, verkündete der Mann unter ihnen. Die anderen zündeten Fackeln an und erhellten den Nebel. »Kelsier hat heute für uns gekämpft! Er hat einen unsterblichen Inquisitor getötet!«
    Die Menge spendete ihm Beifall.
    »Aber dann ist er selbst gestorben«, rief einer.
    Schweigen setzte ein.
    »Und was haben wir zu seiner Hilfe unternommen?«, fragte der Anführer. »Viele von uns waren dort - Tausende von uns. Haben wir ihm geholfen? Nein! Wir haben abgewartet und zugesehen, wie er für uns gekämpft hat. Wir haben dumpf daneben gestanden und ihn verlieren lassen. Wir haben zugesehen, wie er gestorben ist!
    Oder nicht? Was hat der Überlebende gesagt? Dass der Oberste Herrscher ihn nie wirklich werde töten können? Kelsier ist der Herr der Nebel! Ist er jetzt etwa nicht bei uns?«
    Vin wandte sich an die anderen. Hamm sah aufmerksam zu, aber Weher zuckte bloß die Achseln. »Dieser Mann ist offensichtlich verrückt. Ein religiöser Spinner.«
    »Ich werde euch etwas sagen, Freunde«, rief der Mann unter ihnen. Die Menge schwoll immer noch beständig an, und weitere Fackeln wurden entzündet. »Ich werde euch die Wahrheit sagen!
Heute Nacht ist mir Kelsier, unser Herr, erschienen!
Er hat mir gesagt, dass er immer bei uns sein wird. Sollen wir ihn etwa schon wieder enttäuschen?«
    »Nein!«, ertönte die Antwort.
    Weher schüttelte den Kopf. »Ich hätte nicht geglaubt, dass sie das Zeug dafür haben. Zu schade, dass es eine so kleine ...«
    »Was ist denn das?«, fragte Dox.
    Vin drehte sich um. In der Ferne erschien ein Licht. Es war wie ... das Licht von Fackeln im Nebel. Auch weiter im Osten, in der Nähe der Elendsquartiere, leuchtete es nun. Ein drittes Licht flammte auf. Dann ein viertes. Bald hatte es den Anschein, als würde die gesamte Stadt glühen.
    »Du wahnsinniges Genie«, murmelte Docksohn.
    »Was?«, fragte Keuler und runzelte die Stirn.
    »Wir haben ihn falsch verstanden«, erklärte Dox. »Das Atium, die Armee, der Adel ... das war es nicht, was Kelsier vorhatte.
Das hier
war es! Unsere Mannschaff war nie dazu bestimmt, das
Letzte
Reich zu stürzen, denn dazu ist sie viel zu klein. Aber die Bevölkerung einer ganzen Stadt ...«
    »Willst du damit sagen, dass er es absichtlich getan hat?«, fragte Weher.
    »Er hat mir immer wieder dieselbe Frage gestellt«, warf Sazed von hinten ein. »Er hat immer wieder gefragt, warum Religionen eine solche Macht haben. Jedes Mal habe ich ihm dieselbe Antwort gegeben ...« Sazed sah sie an und hielt den Kopf ein wenig schräg. »Ich habe ihm gesagt, dass die Gläubigen etwas haben, das sie in Leidenschaft versetzt. Etwas ... oder jemanden.«
    »Aber warum hat er uns das nicht gesagt?«, wollte Weher wissen.
    »Weil er wusste, dass wir seinem Plan niemals zustimmen würde«, erklärte Dox ruhig. »Denn nach diesem Plan war sein Tod unausweichlich.«
    Weher schüttelte den Kopf. »Das kaufe ich dir nicht ab. Warum hat er sich dann überhaupt mit uns eingelassen? Er hätte es doch ganz allein tun können.«
    Warum hat er sich mit uns eingelassen ...
»Dox«, sagte Vin und drehte sich zu ihm um, »wo ist das Lagerhaus, das Kelsier für seine Informantentreffen angemietet hat?«
    Docksohn dachte nach. »Nicht weit von hier entfernt, glaube ich. Nur zwei Straßen. Er sagte, es sollte in der Nähe des Ausweichverstecks liegen ...«
    »Zeig es mir«, sagte Vin und beugte sich über den Rand des Daches. Die versammelten Skaa wurden lauter; jeder Schrei war deutlicher zu vernehmen als der vorangegangene. Die ganze Straße war hell erleuchtet; der Nebel erstrahlte im Schein der flackernden Fackeln.
    Docksohn führte sie hinaus auf die Straße; der Rest der Mannschaft folgte ihnen. Das Lagerhaus war ein großes, verfallenes Gebäude, das trostlos im Industriegebiet des Elendsviertels lag. Vin ging darauf zu, fachte ihr Weißblech an und riss das Vorhängeschloss von der Tür.
    Sie schwang langsam auf. Docksohn hielt seine Laterne hoch, deren

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