Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
was geschehen wird, wenn ich es tue.
    Wenn du mit mir zusammenarbeiten willst,
hatte Kelsier gesagt,
dann musst du mir nur eines versprechen: Vertraue mir.

Kapitel 35
    V in hing reglos mitten im Nebel, der sie wie ein träger Fluss umströmte. Über ihr, vor ihr, an den Seiten und unter ihr. Nebel überall.
    Vertraue mir, Vin,
hatte er gesagt. Du
hast mir so sehr vertraut, dass du dich von einer hohen Mauer gestürzt hast, und ich habe dich aufgefangen. Du solltest mir auch in dieser Sache vertrauen.
    Ich werde dich auffangen.
    Ich werde dich auffangen ...
    Es war, als befände sie sich im Nirgendwo. Im Nebel und
aus
Nebel. Wie sie ihn beneidete. Er dachte nicht. Er sorgte sich nicht.
    Er empfand keine Schmerzen.
    Ich habe dir vertraut, Kelsier,
dachte sie.
Das habe ich wirklich getan, aber du hast mich fallen gelassen. Du hast mir versprochen, dass es in deinen Banden keinen Verrat gibt. Und was ist jetzt? Was ist mit deinem eigenen Verrat?
    Sie schwebte noch immer in der Luft und hatte ihr Zinn gelöscht, damit sie den Nebel besser sehen konnte. Er war ein wenig feucht und kühl auf ihrer Haut. Wie die Tränen eines Toten.
    Aber was spielt es jetzt noch für eine Rolle?,
dachte sie und schaute nach oben.
Nichts spielt mehr eine Rolle. Was hast du noch gleich zu mir gesagt, Kelsier? Dass ich es nie wirklich begriffen hätte? Dass ich noch vieles über Freundschaft lernen müsste? Und was ist mit dir? Du hast nicht einmal gegen ihn gekämpft.
    Er stand vor ihr - in ihren Gedanken. Der Oberste Herrscher tötete ihn mit einem verachtungsvollen Schlag. Der Überlebende von Hathsin war gestorben wie ein gewöhnlicher Mensch.
    Hast du deshalb mit deinem Versprechen gezögert, mich niemals alleinzulassen?
    Sie wünschte, sie könnte einfach fortgehen. Davontreiben. Zu Nebel werden. Früher hatte sie sich nach Freiheit gesehnt; dann hatte Vin geglaubt, sie gefunden zu haben. Doch sie hatte sich geirrt. Dieser Kummer, dieses Loch in ihr - das war keine Freiheit.
    Es war genauso wie damals, als Reen sie im Stich gelassen hatte. Wo war da ein Unterschied? Reen war wenigstens ehrlich zu ihr gewesen. Er hatte ihr immerzu versichert, dass er sie alleinlassen würde. Kelsier hingegen hatte ihr einen neuen Weg gezeigt und ihr geraten, sie solle vertrauen und lieben, doch es war Reen gewesen, der die Wahrheit gesagt hatte.
    »Ich will das nicht mehr«, flüsterte sie den Nebelschwaden zu. »Könnt ihr mich nicht einfach mitnehmen?«
    Die Nebelschwaden gaben keine Antwort. Sie wirbelten weiterhin umher, mutwillig, sorglos. Unablässig sich verändernd und doch stets gleichbleibend.
    »Herrin?«, rief eine unsichere Stimme von unten. »Herrin, seid Ihr das dort oben?«
    Vin seufzte, verbrannte Zinn, löschte ihren Stahl und sank zur Erde hinunter. Ihr Nebelmantel umflatterte sie, während sie durch den Dunst glitt. Still landete sie auf dem Dach ihres Unterschlupfes. Sazed stand nicht weit von ihr entfernt neben der stählernen Leiter, die von den Spähern benutzt wurde, um auf das Dach zu klettern.
    »Was ist los, Saze?«, fragte sie müde und ließ die drei Münzen auf sich zuschwirren, die sie wie die Beine eines Dreifußes dazu benutzt hatte, um sich reglos in der Luft zu halten. Eine von ihnen war verbogen; es war die Münze, mit der Kelsier ihr vor so vielen Monaten gezeigt hatte, wie man mit der Kraft der Allomantie richtig zog und drückte.
    »Es tut mir leid, Herrin«, sagte Sazed. »Ich wollte einfach nur wissen, wo Ihr seid.«
    Sie zuckte die Achseln.
    »Ich finde, es ist seltsam still heute Nacht«, meinte Sazed.
    »Es ist eine Trauernacht.« Nach Kelsiers Tod waren Hunderte Skaa ermordet worden, und Hunderte waren von den Flüchtenden totgetrampelt worden.
    »Ich frage mich, ob sein Tod einen Sinn hatte«, sagte sie leise. »Vermutlich haben wir weniger Menschen gerettet, als hinterher umgebracht wurden.«
    »Umgebracht von bösen Menschen, Herrin.«
    »Hamm fragt sich oft, ob es so etwas wie ›das Böse‹ überhaupt gibt.«
    »Meister Hammond liebt es, solche Fragen zu stellen«, entgegnete Sazed, »aber sogar für ihn ist es vollkommen eindeutig, dass es böse Menschen gibt ... so wie es auch gute Menschen gibt.«
    Vin schüttelte den Kopf. »Ich habe mich in Kelsier getäuscht. Er war kein guter Mensch - er war ein Lügner. Er hatte nie vor, den Obersten Herrscher zu besiegen.«
    »Vielleicht«, meinte Sazed. »Oder er hatte nie die Möglichkeit, seinen Plan in die Tat umzusetzen. Oder wir verstehen seinen Plan

Weitere Kostenlose Bücher