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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Fackeln der Skaa erleuchten die Nacht, und sie wagen es, hinaus in den Nebel zu gehen. Sie rotten sich auf blasphemische Weise zusammen und greifen die Festungen der Adligen an!«
    »Sollen sie es doch tun«, sagte der Oberste Herrscher unbeteiligt. Er schien so ... erschöpft zu sein. Zwar saß er fest auf seinem Thron, doch seine Haltung und Stimme umwebte eine ungeheure Müdigkeit.
    »Aber Herr!«, beharrte Tevidian. »Die Großen Häuser gehen unter!«
    Der Oberste Herrscher machte eine abwehrende Geste. »Es ist gut, wenn sie einmal im Jahrhundert gesäubert werden. Das fördert die Instabilität und hält den Adel davon ab, allzu stark zu werden. Für gewöhnlich lasse ich es zu, dass sie sich in einem ihrer närrischen Kriege gegenseitig töten, aber dieser Aufstand taugt ebenfalls dazu.«
    »Und was ist, wenn die Skaa auf den Palast zumarschieren?«
    »Dann werde ich mich um sie kümmern«, sagte der Oberste Herrscher sanft. »Ich will nichts mehr darüber hören.«
    »Ja, Herr«, sagte Tevidian, verneigte sich und machte einige Schritte zurück.
    »Jetzt zu euch«, meinte der Oberste Herrscher und wandte sich an die Inquisitoren. »Was wollt ihr von mir?«
    Der vernarbte Inquisitor trat vor. »Oberster Herrscher, wir möchten anregen, dass die Führung Eures Ministeriums diesen ... Männern entzogen und den Inquisitoren übertragen wird.«
    »Darüber haben wir doch schon geredet«, wandte der Oberste Herrscher ein. »Ich brauche dich und deine Brüder für wichtigere Aufgaben. Ihr seid zu wertvoll, um in der einfachen Verwaltung eingesetzt zu werden.«
    »Aber indem Ihr es zulasst, dass einfache Männer Euer Ministerium führen, habt Ihr es unabsichtlich ermöglicht, dass sich Korruption und Neid im Herzen Eures heiligen Palastes festsetzen konnten!«
    »Leere Behauptungen!«, höhnte Tevidian. »So etwas sagst du off, Kar, aber nie bietest du einen Beweis dafür an.«
    Kar drehte sich langsam um. Sein unheimliches Lächeln wurde durch den verzerrten Schein, der durch das farbige Fenster drang, noch betont. Vin erbebte. Dieses Lächeln war beinahe so beunruhigend wie die besänftigende Macht des Obersten Herrschers.
    »Einen Beweis?«, fragte Kar. »Erkennst du dieses Mädchen, Hochprälan?«
    »Pah, natürlich nicht«, meinte Tevidian und machte eine ab wehrende Handbewegung. »Was hat denn ein Skaa-Mädchen mit der Führung des Ministeriums zu tun?«
    »Alles«, sagte Kar und wandte sich an Vin. »O ja, alles. Sag dem Obersten Herrscher, wer dein Vater ist, Mädchen.«
    Vin versuchte sich seinem Griff zu entwinden, aber die allomantische Kraft des Obersten Herrschers war zu bedrückend, und die Hände des Inquisitors waren zu stark. »Ich weiß es nicht«, stieß sie durch zusammengebissene Zähne hervor.
    Der Oberste Herrscher richtete sich ein wenig auf, drehte sich ihr zu und beugte sich vor.
    »Du kannst den Obersten Herrscher nicht belügen, Kind«, sagte Kar mit leiser, rauer Stimme. »Er lebt schon seit vielen Jahrhunderten und hat es gelernt, die Allomantie so zu benutzen, wie es keinem Sterblichen gegeben ist. Er erkennt die Wahrheit in der Art, wie dein Herz schlägt, und er liest deine Gefühle an deinen Augen ab. Er spürt es, wenn du lügst. Er weiß alles. O ja, er weiß es.«
    »Ich habe meinen Vater nie kennengelernt«, sagte Vin trotzig. Wenn der Inquisitor etwas von ihr wissen wollte, dann schien es ihr eine gute Idee zu sein, es ihm nicht zu verraten. »Ich bin nur ein armes Straßenkind.«
    »Ein nebelgeborenes armes Straßenkind?«, fragte Kar. »Das ist allerdings bemerkenswert. Nicht wahr, Tevidian?«
    Der Hochprälan schwieg und blickte düster drein. Langsam erhob sich der Oberste Herrscher, schritt die Stufen des Podests herunter, auf dem sein Thron stand, und ging auf Vin zu.
    »Ja, Herr«, sagte Kar. »Ihr habt ihre Allomantie bereits gespürt. Ihr wisst, dass sie eine richtige Nebelgeborene ist, und zwar eine erstaunlich mächtige. Aber sie behauptet, auf der Straße aufgewachsen zu sein. Welches Adelshaus würde ein solches Kind aussetzen? Da sie so ungeheuer stark ist, muss sie aus einer extrem reinen Linie stammen. Zumindest ...
eines
ihrer Elternteile muss aus einer sehr reinen Linie kommen.«
    »Was willst du damit andeuten?«, fragte Tevidian, der sehr blass geworden war.
    Der Oberste Herrscher beachtete die beiden nicht. Er schritt durch die fließenden Farben, die sich auf dem Boden abzeichneten, und blieb unmittelbar vor Vin stehen.
    So nahe,
dachte sie. Seine

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