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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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die Gitterstäbe und versuchte ihn zu erreichen.
    »Es ist schon in Ordnung, Herrin«, sagte er mit erschreckend schwacher, leiser Stimme. »Ich benötige nur einen Moment, um Kraft zu schöpfen.«
    Um Kraft zu schöpfen.
Vin hielt inne, senkte die Hand und beobachtete Sazed einige Minuten lang.
Könnte es sein, dass ...
    Er wirkte so schwach - als ob seine ganze Kraft, ja sogar jeder seiner Muskeln aus ihm herausgezogen worden wäre. Und vielleicht ... irgendwo gespeichert wurde?
    Sazed riss die Augen auf. Sein Körper wurde wieder normal, dann wuchsen seine Muskeln, wurden kräftig und schwollen an, sogar mehr noch als die von Hamm.
    Sazed lächelte sie an. Nun saß sein Kopf auf einem fleischigen, muskulösen Hals. Mühelos brach er seine Fesseln auf und erhob sich - ein massiger, unmenschlich muskulöser Mann -, so ganz anders als der dünne, stille Gelehrte, den sie gekannt hatte.
    Der Oberste Herrscher hat in seinem Tagebuch über ihre Stärke geschrieben,
dachte sie verwundert.
Er schrieb, Raschek habe allein einen Felsblock in die Luft gehoben und weggeschleudert.
    »Aber sie haben dir deinen ganzen Schmuck weggenommen«, sagte Vin. »Wo hast du dein Metall versteckt?«
    Lächelnd packte Sazed die Gitterstäbe, die ihre beiden Käfige voneinander trennten. »Ich habe etwas von Euch gelernt, Herrin. Ich habe es verschluckt.« Mit diesen Worten riss er die Stäbe auseinander.
    Sie rannte in seine Zelle und umarmte ihn. »Danke.«
    »Gern geschehen«, sagte er, schob sie sanft beiseite und schlug mit seiner massigen Handfläche gegen die Zellentür. Das Schloss brach entzwei, und die Tür flog krachend auf.
    »Rasch jetzt, Herrin«, sagte er. »Wir müssen Euch in Sicherheit bringen.«
    Die beiden Wächter, die Sazed in die Zelle geworfen hatten, erschienen in der Tür. Sie erstarrten und glotzten das massige Ungeheuer an, das den schwachen Mann ersetzt hatte, der von ihnen so heftig zusammengeschlagen worden war.
    Sazed sprang vor und hielt dabei einen der Gitterstäbe aus Vins Zelle in der Hand. Seine Ferrochemie schien ihm zwar Stärke, aber keine Schnelligkeit verliehen zu haben. Mit taumelndem Schritt ging er voran, während die Wachen bereits davongestoben waren und um Hilfe schrien.
    »Kommt, Herrin«, sagte Sazed und warf die Stange beiseite. »Meine Kraft wird nicht lange vorhalten. Das Metall, das ich geschluckt habe, reichte nicht aus, um ferrochemisch stark genug aufgeladen zu werden.«
    Noch während er sprach, schrumpfte er. Vin lief an ihm vorbei und huschte aus dem Raum. Das Wachtzimmer dahinter war recht klein; nur zwei Stühle standen darin. Unter einem fand sie jedoch einen Mantel, den einer der Wächter um sein Abendessen gewickelt hatte, damit es warm blieb. Vin zog den Mantel hervor und warf ihn Sazed zu.
    »Danke, Herrin«, sagte er.
    Sie nickte, ging zur Tür und spähte hinaus. Der größere Raum dahinter war leer, und zwei Korridore führten von ihm weg - der eine lag rechts von ihr, der andere ihr gegenüber. Vor der linken Wand standen etliche hölzerne Truhen, und in der Mitte des Zimmers befand sich ein großer Tisch. Vin erbebte, als sie das getrocknete Blut und die scharfen Instrumente darauf sah.
    Hier werden wir beide enden, wenn wir nicht schnell verschwinden,
dachte sie und winkte Sazed herbei.
    Sie hielt mitten in der Bewegung inne, als in dem Gang vor ihr eine Gruppe Soldaten erschien, die von einem der Wächter angeführt wurde. Vin fluchte leise. Sie hätte die Männer früher hören können, wenn sie Zinn zur Verfügung gehabt hätte.
    Vin warf einen raschen Blick nach hinten. Sazed humpelte gerade durch den Raum der Wächter. Seine ferrochemische Kraft war verschwunden. Die Soldaten hatten ihn offenbar äußerst brutal zusammengeschlagen, bevor sie ihn in die Zelle geworfen hatten, denn er konnte kaum gehen.
    »Lauft, Herrin!«, rief er und winkte sie fort. »Schnell!«
    Du musst noch einiges über Freundschaft lernen, Vin,
flüsterte Kelsiers Stimme in ihrem Kopf.
Ich hoffe, eines Tages erkennst du, was sie ist ...
    Ich kann ihn nicht alleinlassen. Ich werde es nicht tun.
    Vin schoss auf die Soldaten zu. Sie ergriff zwei Foltermesser; ihr heller, polierter Stahl glitzerte zwischen Vins Fingern. Sie sprang auf den Tisch und von ihm aus den herbeieilenden Soldaten entgegen.
    Sie hatte keine allomantischen Kräfte, trotzdem flog sie nun durch die Luft. Ihre monatelange Übung half ihr, auch wenn ihr keine Metalle zur Verfügung standen. Während sie niederging, rammte sie

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