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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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verstärkte. Plötzlich schien der Nebel weniger undurchdringlich zu sein. Es war nicht so, dass die Nacht heller geworden wäre; lediglich seine Sehfähigkeit war geschärft. Weit in der Ferne, im Norden, erkannte er schwach ein großes Bauwerk. Es war die Festung Wager.
    Kelsier verbrannte weiterhin Zinn, wenn auch sehr langsam. Vermutlich musste er sich keine Sorgen um seine Vorräte machen. Während er dastand, schmiegten sich die Nebel sanft um seinen Körper. Sie drehten sich und umflossen ihn in einer kaum wahrnehmbaren Strömung. Die Nebelschwaden kannten ihn; sie erhoben Anspruch auf ihn. Sie spürten es, wenn Allomantie gebraucht wurde.
    Er sprang hoch, drückte mit seiner inneren Kraft gegen einen Metallkamin hinter ihm, was zu einem ausgedehnten horizontalen Sprung führte. Währenddessen warf er eine weitere Münze; das kleine Metallstück flackerte in Nebel und Dunkelheit. Er drückte gegen die Münze, noch bevor sie auf den Boden traf; sein eigenes Gewicht trieb sie mit einer heftigen Bewegung nach unten. Sobald sie auf die Pflastersteine schlug, zwang Kelsiers Druck ihn wieder nach oben, und der zweite Teil des Sprungs geriet ihm zu einem anmutigen Bogen.
    Kelsier landete auf einem weiteren Spitzdach. Das Stahldrücken und Eisenziehen waren die ersten Dinge gewesen, die Gemmel ihm beigebracht hatte.
Wenn du innerlich gegen etwas drückst, ist das so, als ob du dein Gewicht dagegen pressen würdest,
hatte der alte Wahnsinnige gesagt.
Und du kannst dein Gewicht nicht ändern. Du bist nicht irgendein Mystiker aus dem Norden, sondern ein Allomant. Zieh an nichts, das weniger wiegt als du selbst, es sei denn, du willst, dass es auf dich zufliegt, und drücke gegen nichts, was schwerer ist als du, es sei denn, du willst in die entgegengesetzte Richtung geworfen werden.
    Kelsier rieb seine Wunden, zog den Nebelumhang enger um sich und kauerte sich auf dem Dach zusammen. Das raue Holz stach in seine unbeschuhten Füße. Er wünschte sich oft, das Verbrennen von Zinn würde nicht all seine Sinne verstärken - oder zumindest nicht alle gleichzeitig. Er benötigte einen besseren Blick, damit er in der Dunkelheit sehen konnte, und auch das verbesserte Hören kam ihm jetzt zugute. Doch das Verbrennen von Zinn führte dazu, dass er die Kälte der Nacht noch deutlicher auf seiner Haut fühlte, und seine Füße spürten jeden Kiesel und jeden Holzspan, auf den sie traten.
    Die Festung Wager türmte sich vor ihm auf. Verglichen mit der düsteren Stadt war sie geradezu hell erleuchtet. Der Hochadel hatte andere Gewohnheiten als das einfache Volk. Die Möglichkeit, sich Lampenöl und Kerzen leisten und sogar verschwenden zu können, bedeutete unter anderem, dass sich die Adligen nicht den Launen der Jahres- und Tageszeiten beugen mussten.
    Die Festung war majestätisch - so viel war bereits aus ihrer Architektur zu erkennen. Zwar besaß sie eine Verteidigungsmauer, aber das Gebäude selbst war eher ein Kunstwerk als eine Wehranlage. Massive Strebepfeiler wölbten sich an den Seiten und ermöglichten moderne Fenster und zarte Türmchen. Hell erleuchtete Scheiben aus Bleiglas zogen sich an den Flanken des rechteckigen Gebäudes bis fast zum Dach hinauf und verliehen dem Nebel einen vielfarbigen Glanz.
    Kelsier verbrannte Eisen, fachte es heftig an und suchte die Nacht nach großen Metallquellen ab. Er war so weit von der Festung entfernt, dass ihm kleine Stücke wie Münzen oder Türangeln nichts nützten. Um diese Entfernung zu überwinden, benötigte er einen mächtigeren Anker.
    Die meisten der blauen Linien waren nur schwach ausgeprägt. Kelsier bemerkte, dass einige stärkere nach oben wiesen, vermutlich auf Wachen, die Brustpanzer und Waffen trugen. Trotz der allomantischen Bedenken bewaffneten die meisten Adligen ihre Wachen noch immer mit Metall. Nebelinge, die Metalle ziehen oder drücken konnten, waren selten, und Nebelgeborene waren noch seltener. Viele Grafen sahen es als unsinnig an, die eigenen Soldaten und Wachen wehrlos zu machen, nur um einem winzigen Teil der Bevölkerung damit Rechnung zu tragen.
    Nein, die meisten Hochadligen verließen sich auf andere Mittel, mit denen sie gegen die Allomanten vorgingen. Kelsier lächelte. Docksohn hatte gesagt, Graf Wager unterhalte einen Trupp von Dunsttötern. Falls das stimmte, würde Kelsier wohl mit ihnen Bekanntschaft machen, noch bevor die Nacht vorüber war. Er wandte seine Aufmerksamkeit erst einmal von den Wächtern ab und konzentrierte sich auf eine feste

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