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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Heer von einigen hundert Mann, und unter dem örtlichen Hausadel befinden sich zwei gute Dutzend Nebelinge.«
    Kelsier nickte. »Dann gehen wir also dorthin. In diesem Haus gibt es sicherlich ein wenig Atium zu holen.« Er zog den Rucksack auf und holte einen dunkelgrauen Umhang hervor. Er war groß und bestand nicht aus einem einzigen Stück Stoff, sondern aus hunderten langer Streifen. Sie waren an den Schultern und in der Mitte zusammengenäht, ansonsten hingen sie lose herunter wie einander überlappende Fähnchen.
    Kelsier warf sich das Kleidungsstück über. Die Stofffetzen wanden sich und schwankten; sie waren beinahe wie der Nebel selbst.
    Leise stieß Docksohn die Luft aus. »Ich bin noch nie jemandem, der so etwas trägt, so nahe gewesen.«
    »Was ist das?«, fragte Vin. Ihre leise Stimme drang kaum durch den Nachtnebel.
    »Das ist der Mantel eines Nebelgeborenen«, erklärte Docksohn. »Sie alle tragen so etwas. Das ist wie ein ... wie ein Mitgliedsabzeichen ihrer Vereinigung.«
    »Seine Farben und Machart helfen dir dabei, dich im Nebel zu verstecken«, sagte Kelsier. »Und er warnt die Stadtwachen und die anderen Nebelgeborenen, damit sie dich nicht belästigen.« Er wirbelte um die eigene Achse, und der Umhang flatterte beeindruckend. »Ich glaube, er steht mir gut.«
    Docksohn rollte mit den Augen.
    »In Ordnung«, meinte Kelsier, bückte sich und zog einen Stoffgürtel aus seinem Gepäck. »Das Haus Wager. Gibt es etwas, das ich wissen muss?«
    »Graf Wager hat bestimmt einen Tresor in seinem Arbeitszimmer«, teilte Docksohn ihm mit. »Vermutlich bewahrt er dort seinen Atiumvorrat auf. Du findest das Arbeitszimmer im dritten Stock, drei Zimmer hinter dem oberen Südbalkon. Sei bloß vorsichtig. Das Haus Wager besitzt zusätzlich zu seinen regulären Truppen und den Nebelingen noch etwa ein Dutzend Dunsttöter.«
    Kelsier nickte und legte sich den Gürtel um; dieser hatte keine Schnalle, besaß aber zwei kleine Futterale. Dann holte er zwei Glasdolche aus dem Rucksack und steckte sie in die Futterale. Hastig zog er Schuhe und Strümpfe aus und stand barfuß auf dem kalten Stein. Mit den Schuhen wich das letzte Stück Metall von seinem Körper, wenn man von der Geldbörse und den drei Phiolen mit den Metallen in seinem Gürtel absah. Er wählte die größte von ihnen aus, trank ihren Inhalt und gab Docksohn das leere Gefäß.
    »Das ist alles, oder?«, fragte Kelsier.
    Docksohn nickte. »Viel Glück.«
    Neben ihm beobachtete das Mädchen Kelsiers Vorbereitungen mit großer Neugier. Sie war ein stilles, kleines Ding, doch sie verbarg eine Eindringlichkeit, die er beeindruckend fand. Sie mochte zwar unter Verfolgungswahn leiden, aber sie war nicht furchtsam.
    Deine Zeit wird kommen, Kind,
dachte er.
Aber noch nicht heute Nacht.
    »Nun«, sagte er, zog eine Münze aus seiner Börse und warf sie am Rande des Gebäudes herunter. »Ich gehe jetzt. Wir sehen uns in Keulers Laden wieder.«
    Docksohn nickte.
    Kelsier drehte sich um und schritt bis zum Sims des Hauses. Dann sprang er in die Tiefe.
    Nebel wirbelte in der Luft um ihn herum. Er verbrannte Stahl, das zweite der grundlegenden allomantischen Metalle. Durchscheinende blaue Linien, die nur für seine Augen sichtbar waren, leuchteten um ihn auf. Jede führte aus der Mitte seiner Brust zu einer nahe gelegenen Metallquelle. All diese Linien waren recht schwach, was bedeutete, dass sie auf kleine Metallstücke hinwiesen: Türangeln, Nägel und dergleichen. Die Art des Metalls spielte keine Rolle. Das Verbrennen von Eisen oder Stahl zog blaue Linien zu allen Arten von Metall - vorausgesetzt, sie waren nahe und groß genug.
    Kelsier wählte die Linie, die auf eine Stelle unmittelbar unter ihm wies, nämlich zu seiner Münze. Während er Stahl verbrannte, drückte er innerlich gegen die Metallscheibe.
    Sofort wurde sein Fall aufgehalten, und er wurde entlang der blauen Linie in die entgegengesetzte Richtung geworfen. Er griff neben sich, suchte sich einen passenden Fensterriegel, drückte mit seiner inneren Kraft dagegen und angelte sich daran seitwärts. Dieser vorsichtige Stoß katapultierte ihn auf das Dach des Gebäudes gegenüber von Vins Schlupfwinkel.
    Kelsier landete mit einer geschmeidigen Bewegung, kauerte sich zusammen und rannte über das Satteldach des Hauses. In der Finsternis auf der anderen Seite hielt er inne und spähte in die Wirbelungen der Luft. Er verbrannte Zinn und spürte, wie dieser in seiner Brust aufflackerte und seine Sinne

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