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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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blaue Linie, die auf die hohe Spitze der Festung deutete. Vermutlich war das Dach mit Kupfer oder Bronze gedeckt. Kelsier fachte sein Eisen noch stärker an, holte tief Luft und zerrte an der Linie.
    Mit einem plötzlichen Ruck wurde er in die Luft gerissen.
    Kelsier verbrannte weiterhin Eisen und zog sich mit ungeheurer Geschwindigkeit auf die Festung zu. Einigen Gerüchten zufolge konnten Nebelgeborene fliegen, doch das war eine sehnsüchtige Übertreibung. Das Ziehen und Drücken verursachte zumeist ein Gefühl des Fallens - allerdings in die falsche Richtung. Ein Allomant musste heftig zerren, um den richtigen Schwung zu bekommen, und das trieb ihn mit unglaublicher Schnelligkeit auf seinen Anker zu.
    Kelsier schoss in Richtung der Festung, während ihn die Nebelschwaden umwirbelten. Mit großer Leichtigkeit überwand er die Schutzmauer um die Festung, doch dahinter sank sein Körper immer mehr hinunter. Der Grund dafür war wieder einmal sein eigenes ärgerliches Gewicht; es zerrte ihn nach unten. Selbst der schnellste Pfeil ging irgendwann zu Boden.
    So beschrieb er einen Bogen, anstatt geradewegs auf das Dach zu stürmen. Er näherte sich der Mauer des Gebäudes einige Dutzend Fuß unter der Dachlinie und schoss noch immer mit schrecklicher Geschwindigkeit dahin.
    Kelsier holte tief Luft und verbrannte Weißblech, das seine Körperkräfte genauso verstärkte, wie das Zinn seine Sinne schärfte. Er drehte sich in der Luft und traf mit den Füßen zuerst gegen die Steinwand. Sogar seine gestählten Muskeln protestierten gegen diese Behandlung, doch wenigstens hatte er sich nichts gebrochen. Sofort ließ er die Linie, durch die er mit dem Dach verbunden war, los, warf eine Münze in die Tiefe und drückte dagegen, noch bevor sein Fall begann. Er streckte seine Fühler aus, tastete nach einer Metallquelle über ihm - es handelte sich um die Bleieinfassungen eines verglasten Fensters - und zerrte daran.
    Die Münze fiel unter ihm auf den Boden und konnte plötzlich sein Gewicht tragen. Kelsier richtete sich in der Luft auf, drückte stärker gegen die Münze und zog gleichzeitig an dem Fenster. Dann löschte er beide Metalle in sich, und der Schwung trug ihn den Rest des Weges durch den dunklen Nebel. Mit flatterndem Umhang landete er auf dem Sims vor dem obersten Verteidigungsgang, warf sich über die steinerne Brüstung und landete leise hinter ihr.
    Ein verblüffter Wächter stand kaum drei Fuß von ihm entfernt. Kelsier sprang in die Luft, zerrte leicht an dem Brustpanzer des Soldaten und brachte ihn dadurch aus dem Gleichgewicht. Kelsier riss einen seiner Glasdolche hervor, und die Kraft seines Eisenziehens trieb ihn auf den Wächter zu. Er traf mit beiden Füßen auf den Panzer des Mannes, kauerte sich zusammen und führte den Dolch mit einem Schwung, der vom Weißblech verstärkt war.
    Der Wächter brach mit durchschnittener Kehle zusammen. Geschmeidig landete Kelsier neben ihm. Er lauschte nach Alarmrufen in der Nacht. Doch es kamen keine.
    Kelsier ließ den röchelnden Wächter allein sterben. Vermutlich handelte es sich bei ihm um einen Mann aus dem niederen Adel. Er war der Feind. Wenn es sich bei ihm hingegen um einen Skaa-Soldaten gehandelt hätte, der mit ein paar Münzen dazu verlockt worden war, Verrat an seinem eigenen Volk zu begehen ... Nun, einen solchen Mann hätte Kelsier noch lieber in die Ewigkeit geschickt.
    Mit seinen inneren Kräften drückte er gegen den Brustpanzer des Mannes und sprang von der Brüstung auf das Dach, dessen Bronzeüberzug sich unter seinen Füßen kalt und glatt anfühlte. Er eilte auf die Südseite des Gebäudes und suchte nach dem Balkon, den Docksohn erwähnt hatte. Kelsier machte sich kaum Gedanken darum, dass man ihn erspähen könnte. Zum einen hatte er vor, heute Abend ein wenig Atium zu stehlen, das zehnte und mächtigste der allomantischen Metalle. Zum anderen aber wollte er einen Aufruhr anzetteln.
    Den Balkon hatte er rasch gefunden. Er war lang und breit und vermutlich zu dem Zweck erbaut, kleineren Gesellschaften Platz zu bieten. Doch im Augenblick war er leer - mit Ausnahme zweier Wächter. Kelsier kauerte sich leise in den Nachtnebeln über dem Balkon zusammen. Sein grauer, ihn eng umschmiegender Mantel verbarg ihn, und seine Zehen krümmten sich um die Metalltraufe des Daches. Die beiden Wachen unter ihm plauderten arglos miteinander.
    Zeit, ein wenig Lärm zu machen.
    Kelsier sprang unmittelbar zwischen die beiden Wachen. Während er Weißblech zur

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