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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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der Fensteröffnung, während er weiterhin am Metall des Tresors zog.
    Der Tresor erschien am Rand des oberen Stockwerks, schwankte und fiel aus dem Fenster - direkt auf Kelsier zu. Lächelnd löschte er sein Eisenfeuer, stieß sich mit den Beinen von der Mauer ab und stürzte sich wie ein wahnsinniger Taucher mitten in den Nebel. Mit dem Rücken voran fiel er durch die Dunkelheit und bemerkte kaum das wütende Gesicht, das über ihm aus dem zerschmetterten Fenster sah.
    Kelsier drückte vorsichtig gegen den Tresor und bewegte sich in der Luft. Nebelschwaden umwanden ihn und machten seinen Blick verschwommen. Er hatte das Gefühl, als ob er gar nicht mehr fiele, sondern in der Mitte des Nichts hinge.
    Als er den niederstürzenden Tresor beinahe erreicht hatte, wirbelte er in der Luft herum und drückte sich ab, so dass er wieder aufstieg.
    Der Tresor bohrte sich in das Pflaster unmittelbar unter Kelsier. Er drückte leicht dagegen und verlangsamte damit seine eigene Bewegung, bis er schließlich einige Fuß über dem Boden in der Luft hing. Die Bänder seines Mantels flatterten und zuckten im Wind, und der Nebel umspielte ihn. Dann ließ er sich langsam auf das Pflaster neben dem Tresor hinab.
    Dieser war durch den Fall stark beschädigt worden. Kelsier riss die zerbeulte Tür auf, und mit vom Zinn geschärften Ohren lauschte er auf Alarmschreie aus dem Gebäude über ihm. In dem Tresor fand er eine kleine Börse voller Juwelen und einige Wechsel in einem Wert von mehreren zehntausend Kastlingen, die er sofort einsteckte. Er tastete weiter im Inneren herum und befürchtete schon, dass die ganze Arbeit dieser Nacht umsonst gewesen war. Doch dann fanden seine Finger ihn - den kleinen Beutel an der hinteren Wand.
    Kelsier holte ihn hervor, öffnete ihn und entdeckte einige dunkle, perlenartige Metallstücke. Atium. Der Schmerz in seinen Narben flackerte auf, und die Erinnerung an seine Zeit in den Gruben kehrte zurück.
    Er zog den Beutel wieder zu und stand auf. Mit hämischer Freude bemerkte er, dass in einiger Entfernung von ihm eine verdrehte Gestalt auf dem Pflaster lag. Es waren die verstümmelten Überreste des Dunsttöters, den er aus dem Fenster geschleudert hatte. Kelsier ging zu ihm hinüber und eignete sich dessen Geldbörse mit einer kurzen Anspannung von Eisenkraft an.
    Nein, es war keine vergeudete Zeit.
Selbst wenn er das Atium nicht gefunden hätte, war doch jede Nacht, die mit einer Gruppe toter Adliger endete, nach Kelsiers Ansicht eine erfolgreiche Nacht.
    In der einen Hand hielt er die Geldbörse und in der anderen den Beutel mit dem Atium. Er verbrannte weiterhin Weißblech - ohne die Stärke, die es seinem Körper verlieh, würde er vermutlich unter den Schmerzen seiner Wunden zusammenbrechen - und huschte in die Nacht hinein. Sodann machte er sich auf den Weg zu Keulers Laden.

Wirklich, das habe ich nie gewollt. Aber jemand muss den Dunkelgrund aufhalten. Und anscheinend ist Terris der einzige Ort, an dem dies gelingen kann.
    In dieser Hinsicht aber bin ich nicht auf die Worte der Philosophen angewiesen. Ich kann unser Ziel nun fühlen, ich kann es spüren, auch wenn dies den anderen nicht möglich ist. Es ... pulsiert in meinem Kopf, es liegt tief in den Bergen.

Kapitel 6
    V in erwachte in einem stillen Zimmer. Das rote Licht der Morgensonne spähte durch die Ritzen in den Läden. Sie lag in einem Bett und war verwirrt. Irgendetwas stimmte nicht. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie an einem unvertrauten Ort aufwachte. Die Reisen mit Reen hatten sie an eine nomadische Lebensführung gewöhnt. Es dauerte eine Weile, bis sie den Grund für ihr Unbehagen herausgefunden hatte. Das Zimmer war leer.
    Es war nicht nur leer, es war auch offen. Unbevölkert. Und es war ... bequem. Sie lag auf einer echten Matratze, die wiederum auf einem Bettgestell ruhte und von Laken und einem Überwurf aus Plüsch bedeckt war. In dem Raum befanden sich ein massiver hölzerner Schrank und sogar ein kreisrunder Teppich. Jemand anderes hätte dieses Zimmer vielleicht als eng und spartanisch angesehen, doch für Vin war es geradezu verschwenderisch ausgestattet.
    Sie richtete sich auf und zog die Stirn kraus. Es fühlte sich für sie falsch an, ein ganzes Zimmer zu ihrer eigenen Verfügung zu haben. Bisher hatte sie immer in engen Räumen voller Bandenmitglieder geschlafen. Auch wenn sie auf Reisen gewesen war, hatte sie in Bettlergassen oder Rebellenhöhlen genächtigt, und Reen war bei ihr gewesen. Immer hatte sie

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