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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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immer etwas größer als Kelsier.
    »Wie kannst du es wagen?«, fragte Marsch ruhig. »Ich habe mein ganzes Leben dem Kampf gegen das Letzte Reich gewidmet. Während du mit deinen Diebesfreunden rauschende Feste gefeiert hast, habe ich Flüchtlinge versteckt. Während du kleine Diebeszüge geplant hast, habe ich Überfälle durchgeführt. Während du im Luxus gelebt hast, habe ich zugesehen, wie tapfere Männer verhungert sind.«
    Marsch zeigte mit dem Finger auf Kelsiers Brust. »Wie kannst du es wagen, die Rebellion für eine deiner kleinen Unternehmungen einzuspannen? Wie kannst du es wagen, diesen Traum zu benutzen, nur um dich selbst zu bereichern?«
    Kelsier drückte Marschs Finger beiseite. »Darum geht es hier nicht.«
    »Ach, nein?«, fragte Marsch und deutete auf das Wort
Atium
an der Tafel. »Warum diese Spielchen, Kelsier? Warum treibst du Yeden vor dir her und tust so, als wäre er tatsächlich dein ›Auftraggeber‹? Warum gibst du vor, dich für das Schicksal der Skaa zu interessieren? Wir beide wissen, worauf du wirklich hinauswillst.«
    Kelsier biss die Zähne zusammen. Ihn verließ ein großer Teil seines Humors.
So ist er immer mit mir umgegangen.
»Du kennst mich nicht mehr, Marsch«, sagte er gelassen. »Hier geht es nicht um Reichtum. Ich hatte einmal mehr Geld, als ich ausgeben konnte. Bei dieser Sache hier geht es um etwas ganz anderes.«
    Marsch stand dicht vor ihm und sah ihm fest in die Augen, als ob er in ihnen nach der Wahrheit suchen wollte. »Du warst schon immer ein guter Lügner«, sagte er schließlich.
    Kelsier rollte mit den Augen. »Denk doch, was du willst. Aber halt mir keine Standpauke. Vielleicht ist es früher einmal dein Traum gewesen, das Letzte Reich zu stürzen, aber jetzt bist du zu einem guten kleinen Skaa geworden und scharwenzelst um die Adligen herum, die dir in deinem Laden einen Besuch abstatten.«
    »Ich habe mich der Wirklichkeit gestellt«, erwiderte Marsch. »Darin bist du nie gut gewesen. Selbst wenn es dir mit diesem Plan ernst ist, wirst du versagen. Alles, was die Rebellen bisher versucht haben - Überfälle, Diebstähle, Morde -, hat zu nichts geführt. Unsere besten Bemühungen waren für den Obersten Herrscher nicht einmal ein kleines Ärgernis.«
    »Ich
bin allerdings sehr gut darin, ein Ärgernis zu sein«, betonte Kelsier. »Ich bin sogar nicht nur ein ›kleines‹ Ärgernis. Man sagt mir, dass ich regelrecht entmutigend sein kann. Da darf ich dieses Talent doch einmal für eine gute Sache einsetzen, oder?«
    Marsch seufzte und wandte sich von ihm ab. »Hier geht es nicht um eine ›gute Sache‹, Kelsier. Hier geht es um Rache. Es geht um dich, wie immer. Ich glaube dir, dass du nicht hinter dem Geld her bist. Ich glaube sogar, dass du vorhast, Yeden die Armee aufzustellen, für die er dich offensichtlich schon bezahlt hat. Aber ich nehme dir niemals ab, dass dir diese Sache am Herzen liegt.«
    »Das siehst du falsch, Marsch«, sagte Kelsier ruhig. »In dieser Hinsicht hast du mich schon immer falsch eingeschätzt.«
    Marsch runzelte die Stirn. »Vielleicht. Wie hat das überhaupt angefangen? Ist Yeden zu dir gekommen, oder hast du ihn aufgesucht?«
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte Kelsier. »Sieh mal, Marsch, ich brauche jemanden, der das Ministerium unterwandert. Unser Plan führt nirgendwohin, wenn wir keinen Weg finden, wie wir die Inquisitoren im Auge behalten können.«
    Marsch drehte sich um. »Du erwartest von mir tatsächlich, dass ich euch helfe?«
    Kelsier nickte. »Deswegen bist du doch hergekommen, egal, was du vorgibst. Du hast mir einmal gesagt, du glaubst, ich könnte große Dinge bewirken, wenn ich mir ein würdiges Ziel suche. Nun, das tue ich gerade - und du wirst mir helfen.«
    »So einfach ist das nicht mehr, Kell«, sagte Marsch und schüttelte den Kopf. »Einige Leute haben sich in der Zwischenzeit geändert. Und andere sind ... nicht mehr da.«
    Kelsier schwieg, und im Raum wurde es sehr still. Sogar das Feuer erstarb allmählich. »Ich vermisse sie auch.«
    »Dessen bin ich mir sicher, aber ich muss ehrlich zu dir sein, Kell. Was auch immer sie getan hat ... manchmal wünschte ich mir, du wärest nicht derjenige gewesen, der die Gruben überlebt hat.«
    »Dasselbe wünsche ich mir jeden Tag.«
    Marsch betrachtete Kelsier mit seinen kalten, durchdringenden Augen. Es waren die Augen eines Suchers. Was immer er tief in Kelsier sah, schien schließlich seine Zustimmung zu finden.
    »Ich gehe jetzt«, sagte Marsch. »Aus

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