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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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ihr sprach. Gebäude voller schlafender Skaa erhoben sich zu beiden Seiten der Straße, doch die dunklen Läden und die stille Luft gaben Vin das Gefühl, dass sie und Kelsier allein waren. Allein in der am dichtesten bevölkerten Stadt des gesamten Letzten Reiches.
    Kelsier ging weiter; seine federnden Schritte schienen nicht recht zur Düsternis des Zwielichts zu passen.
    »Sollten wir uns keine Sorgen wegen der Soldaten machen?«, fragte Vin leise. Ihre Bande hatte sich nachts immer vor den Garnisonspatrouillen in Acht nehmen müssen.
    Kelsier schüttelte den Kopf. »Selbst wenn wir so unvorsichtig wären, dass man uns erkennt, würde keine Patrouille es wagen, einen Nebelgeborenen zu belästigen. Sie würden unsere Umhänge sehen und so tun, als hätte sie uns nicht bemerkt. Denk daran, dass fast alle Nebelgeborenen Angehörige der Großen Häuser sind - und der Rest stammt aus den kleineren Adelssitzen Luthadels. Wie dem auch sei, sie sind sehr bedeutende Persönlichkeiten.«
    Vin zog die Stirn kraus. »Also ignorieren die Patrouillen die Nebelgeborenen einfach?«
    Kelsier zuckte die Achseln. »Es gehört sich ganz und gar nicht, zuzugeben, dass eine auf dem Dach herumlungernde Gestalt in Wirklichkeit ein hoher Adliger oder sogar eine adlige Dame ist. Es gibt so wenige Nebelgeborene, dass die Häuser es sich nicht leisten können, bei ihnen wegen des Geschlechts einen Unterschied zu machen.
    Die meisten Nebelgeborenen führen zwei Leben: eines als höfischer Aristokrat und ein anderes als heimlicher, spionierender Allomant. Die Identitäten der Nebelgeborenen sind gut gehütete Geheimnisse in den Großen Häusern - Gerüchte darüber, wer wohl ein Nebelgeborener sei, stellen einen beliebten Gegenstand des Klatschs unter den Adligen dar.«
    Kelsier ging eine weitere Straße hinunter, und Vin folgte ihm; noch immer war sie ein wenig nervös. Sie wusste nicht, wohin er sie führte, und es war leicht, sich in der Nacht zu verirren. Vielleicht hatte er nicht einmal ein Ziel und wollte sie nur mit dem Nebel vertraut machen.
    »In Ordnung«, sagte Kelsier schließlich, »nun solltest du dich an die grundlegenden Metalle gewöhnen. Spürst du deine Metallreserven?«
    Vin hielt inne. Wenn sie sich sehr konzentrierte, konnte sie acht Quellen der Kraft in sich erkennen. Jede von ihnen war viel größer als die beiden, mit denen Kelsier sie auf die Probe gestellt hatte. Seitdem hatte sie gezögert, noch einmal ihr »Glück« einzusetzen. Sie hatte erkannt, dass sie eine Waffe benutzt hatte, die sie nie richtig verstanden hatte - eine Waffe, die die Aufmerksamkeit eines Stahlinquisitors auf sie gezogen hatte.
    »Fange damit an, sie zu verbrennen, ein Metall nach dem anderen«, befahl Kelsier ihr. »Verbrennen?«
    »So nennen wir es, wenn du deine allomantische Gabe aktivierst«, erklärte Kelsier. »Du ›verbrennst‹ das Metall, das mit der Kraft verbunden ist, derer du dich bedienen willst. Du wirst schon sehen, was ich damit meine. Fang mit den Metallen an, von denen du noch nichts weißt. An den Gefühlen der Besänftigung und der Aufwiegelung arbeiten wir später.«
    Vin nickte und blieb mitten auf der Straße stehen. Vorsichtig berührte sie eine ihrer neuen Kraftquellen. Sie schien ihr vage vertraut zu sein. Hatte Vin sie schon einmal angewendet, ohne es zu wissen? Was würde sie bewirken?
    Es gibt nur einen Weg, um es herauszufinden ...
Vin wusste nicht genau, was sie tun sollte. Sie berührte die Quelle der Kraft und versuchte sie zu benutzen.
    Sofort spürte sie ein Aufflackern von Hitze in ihrer Brust. Es war nicht unangenehm, aber sehr klar und deutlich fühlbar. Zusammen mit der Wärme kam etwas anderes - ein Gefühl der Verjüngung und Macht. Sie fühlte sich ... irgendwie
fester.
    »Was ist passiert?«, fragte Kelsier.
    »Ich fühle mich ... anders«, sagte Vin. Sie hob die Hand, und es hatte für sie den Anschein, als ob diese etwas zu schnell reagierte. Die Muskeln waren geradezu begierig auf Bewegung. »Mein Körper fühlt sich seltsam an. Ich bin nicht mehr müde, sondern hellwach.«
    »Ah«, meinte Kelsier. »Das ist das Weißblech. Es verstärkt deine physischen Fähigkeiten, macht dich stärker und versetzt dich in die Lage, Müdigkeit und Schmerz zu trotzen. Du reagierst schneller, wenn du es verbrennst, und dein Körper ist kräftiger.«
    Vin beugte sich versuchsweise. Ihre Muskeln schienen nicht größer geworden zu sein, aber sie spürte ihre Stärke. Es war aber nicht nur in den Muskeln, es war

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