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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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statuenhaft aufrecht. Seine Kleidung war bescheiden: ein einfaches Hemd und eine Hose, darüber eine lockere Skaa-Weste. Er hielt die Arme unzufrieden vor der Brust verschränkt und hatte ein hartes, kantiges Gesicht, das ihr entfernt bekannt erschien.
    Vin schaute wieder hinüber zu Kelsier. Die Ähnlichkeit war überdeutlich.
    »Marsch?«, entfuhr es Yeden, der sich nun erhob. »Marsch,
du
bist das! Er hat zwar versprochen, dass du bei dieser Sache dabei bist, aber ich ... also ... willkommen bei uns!«
    Marschs Gesicht blieb ausdruckslos. »Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich ›bei euch‹ bin oder nicht, Yeden. Wenn du nichts dagegen hast, möchte ich erst einmal unter vier Augen mit meinem kleinen Bruder reden.«
    Kelsier schien von Marschs hartem Tonfall nicht eingeschüchtert zu sein. Er nickte der Gruppe zu. »Für heute Abend sind wir fertig, Leute.«
    Die anderen erhoben sich langsam und machten einen weiten Bogen um Marsch, als sie den Raum verließen. Vin folgte ihnen, schloss die Tür hinter sich und ging die Treppe hinunter, als wolle sie sich auf ihr Zimmer zurückziehen.
    Doch weniger als drei Minuten später war sie wieder bei der Tür des Versammlungszimmers und belauschte vorsichtig das Gespräch, das drinnen geführt wurde.

Raschek ist ein großer Mann - natürlich sind die meisten Männer aus Terris groß. Trotz seiner Jugend wird er von den anderen Trägern mit großem Respekt behandelt. Er hat Charisma, und die Frauen bei Hofe würden ihn vermutlich als auf eine raue Art als hübsch beschreiben.
    Doch es erstaunt mich, dass einem Mann, der einen solchen Hass verströmt, so große Aufmerksamkeit gezollt wird. Er war noch nie in Khlennium, und doch verflucht er diese Stadt. Er kennt mich nicht, aber ich kann bereits die Wut und die Feindseligkeit in seinen Augen sehen.

Kapitel 7
    I n den letzten drei Jahren hatte sich Marschs Erscheinungsbild nicht sehr verändert. Er war noch immer die strenge, gebieterische Person, die Kelsier seit seiner Kindheit gekannt hatte. Noch immer lag das Glitzern der Enttäuschung in seinen Augen, und er sprach noch immer mit der gleichen Missbilligung in der Stimme.
    Doch wenn man Docksohn glauben konnte, dann hatte sich Marschs Haltung seit jenem Tag vor drei Jahren grundlegend geändert. Es war für Kelsier schwer zu glauben, dass sein Bruder die Führerschaft der Skaa-Rebellion tatsächlich aufgegeben hatte, denn er war immer so leidenschaftlich bei der Sache gewesen.
    Doch anscheinend war diese Leidenschaft verblasst. Marsch trat vor und las die Worte auf der Tafel mit kritischem Blick. Seine Kleidung war ein wenig mit Ruß befleckt, aber das Gesicht war für einen Skaa recht sauber. Er stand einen Moment lang nahezu reglos da und las Kelsiers Notizen. Schließlich drehte sich Marsch um und warf ein Blatt Papier auf den Sessel neben Kelsier.
    »Was ist das?«, fragte Kelsier, während er das Blatt aufhob.
    »Die Namen der elf Männer, die gestern Nacht ermordet wurden«, erklärte Marsch. »Ich dachte, du möchtest sie vielleicht erfahren.«
    Kelsier warf das Papier in den knisternden Kamin. »Sie haben dem Letzten Reich gedient.«
    »Sie waren
Menschen,
Kelsier«, fuhr Marsch ihn an. »Sie hatten ein Leben und Familien. Einige von ihnen waren Skaa.«
    »Verräter.«
    »Menschen«, wiederholte Marsch. »Sie haben nur versucht, das Beste aus dem zu machen, was das Leben ihnen gegeben hat.«
    »Ich mache dasselbe«, entgegnete Kelsier. »Und zum Glück hat das Leben
mir
die Möglichkeit verliehen, Menschen wie sie vom Dach zu stürzen. Wenn sie sich mir wie Adlige in den Weg stellen, dann können sie auch wie Adlige sterben.«
    Marschs Gesicht verdüsterte sich. »Wie kannst du mit einer solchen Sache so leichtfertig umgehen?«
    »Weil Humor das Einzige ist, was mir geblieben ist, Marsch«, sagte Kelsier. »Humor und Entschlossenheit.«
    Marsch schnaubte leise.
    »Du solltest dich glücklich preisen«, fuhr Kelsier fort. »Nachdem ich jahrzehntelang deinen Lektionen gelauscht habe, bin ich endlich zu der Überzeugung gelangt, dass ich mit meinen Talenten etwas Vernünftiges anfangen sollte. Jetzt, da du hier bist und uns helfen willst, bin ich sicher, dass ...«
    »Ich bin nicht hier, um euch zu helfen«, unterbrach Marsch ihn.
    »Warum bist du dann überhaupt hergekommen?«
    »Um dich etwas zu fragen.« Marsch trat einen Schritt vor und blieb unmittelbar vor Kelsier stehen. Sie waren etwa gleich groß, doch Marsch wirkte aufgrund seiner Strenge und Steifheit

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