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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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sagte er und trat ins Bodenlose. Schwebend suchte er sich sein Gleichgewicht, so wie er es vorhin beschrieben hatte. »Es gibt nur zwei Wege nach unten. Entweder du springst hinunter, oder du versuchst der Mauerwache zu erklären, warum eine Nebelgeborene unbedingt ihre Treppe nehmen möchte.«
    Besorgt drehte sich Vin um und bemerkte ein schwankendes, näher kommendes Laternenlicht im dunklen Nebel.
    Als sie sich wieder zu Kelsier umwandte, war er bereits verschwunden. Fluchend lehnte sie sich über die Brüstung und schaute hinunter in den Dunst. Sie hörte die Wachen hinter ihr, die leise miteinander sprachen, während sie den Wehrgang abschritten.
    Kelsier hatte Recht, ihr blieb keine Wahl. Wütend kletterte sie auf die Brüstung. Sie hatte keine besonders große Höhenangst, aber wer wäre nicht nervös, wenn er von einer Mauer auf sein Schicksal hinunterstarrte? Vins Herz flatterte, und ihr drehte sich der Magen um.
    Ich hoffe, Kelsier ist mir nicht im Weg,
dachte sie, während sie die blaue Linie überprüfte und sich vergewisserte, dass sie sich genau über dem Barren befand. Dann trat sie über den Rand.
    Sofort stürzte sie wie Senkblei in die Tiefe. Reflexartig drückte sie mit ihrer Stahlkraff dagegen, doch sie war von ihrer Flugbahn abgewichen. Sie fiel nicht unmittelbar auf den Barren zu, sondern seitwärts von ihm. Daher führte ihr Drücken dazu, dass sie noch mehr zur Seite strebte, und sie taumelte durch die Luft.
    Entsetzt drückte sie erneut, härter diesmal, und fachte den Stahl in sich an. Diese plötzliche Anstrengung schleuderte sie wieder nach oben. Sie beschrieb einen seitlichen Bogen durch die Luft, bis sie erneut in Höhe der Brüstung angekommen war. Die vorbeigehenden Wachen wirbelten überrascht herum, doch ihre Gesichter wurden sofort wieder undeutlich, als Vin abermals auf den Boden zuschoss.
    Ihre Gedanken waren schreckgedämpft, und instinktiv zog sie an dem Barren und versuchte sich in seine Richtung zu bringen. Und natürlich schoss er sofort gehorsam auf sie zu.
    Ich bin tot.
    Dann machte ihr Körper einen weiten Satz, und sie wurde an ihrem Gürtel hochgezerrt. Ihr Fall verlangsamte sich, bis sie still durch die Luft trieb. Kelsier erschien im Nebel; er stand am Boden unter ihr, und natürlich grinste er.
    Er ließ sie die letzte Wegstrecke sinken, fing sie auf und brachte sie auf die weiche Erde nieder. Zitternd stand sie eine Weile da und atmete nervös und angespannt.
    »Das war ein großer Spaß«, sagte Kelsier leichthin.
    Vin erwiderte nichts darauf.
    Kelsier setzte sich auf einen Fels in der Nähe; offensichtlich wollte er ihr Zeit lassen, bis sie sich wieder gefangen hatte. Schließlich verbrannte sie Weißblech und benutzte das Gefühl der Festigkeit, das es ihr verlieh, um ihre Nerven zu beruhigen.
    »Das hast du gut gemacht«, sagte Kelsier.
    »Ich wäre fast gestorben.«
    »Das passiert jedem beim ersten Mal«, sagte Kelsier. »Eisenziehen und Stahldrücken sind gefährliche Fähigkeiten. Du kannst dich mit einem Stück Metall pfählen oder deinen Anker zu weit hinter dir lassen oder ein Dutzend anderer Fehler begehen. Meiner Ansicht nach ist es gut, diese extremen Erfahrungen frühzeitig zu machen, wenn jemand auf dich aufpasst. Wie dem auch sei, ich vermute, du verstehst jetzt, warum es für einen Allomanten wichtig ist, so wenig Metall wie möglich am Körper zu tragen.«
    Vin nickte, hielt inne und fuhr sich mit der Hand ans Ohr. »Mein Ohrring«, sagte sie. »Ich sollte ihn wohl nicht mehr tragen.«
    »Hat er einen zusätzlichen Verschluss an der Hinterseite?«, fragte Kelsier.
    Vin schüttelte den Kopf. »Es ist nur ein kleiner Knopf, und das hintere Ende ist zurückgebogen.«
    »Dann ist es in Ordnung«, meinte Kelsier. »Metall in deinem Körper - auch wenn nur ein Teil davon in ihm steckt - kann weder gezogen noch gedrückt werden. Ansonsten könnte dir ja ein anderer Allomant das Metall aus dem Magen reißen, während du es verbrennst.«
    Gut zu wissen,
dachte Vin.
    »Das ist auch der Grund, warum die Inquisitoren so zuversichtlich mit einem Paar Stahlstacheln im Kopf herumlaufen können. Das Metall durchbohrt ihren Körper, also kann es von keinem Allomanten benutzt werden. Behalte deinen Ohrring ruhig. Er ist klein, also wirst du nicht viel mit ihm anfangen können, aber im Notfall kannst du ihn vielleicht als Waffe einsetzen.«
    »In Ordnung.«
    »Bist du jetzt bereit zum Aufbruch?«
    Sie sah zur Mauer und bereitete sich darauf vor, wieder an ihr

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