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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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stehen und schaute hoch.
    Durch den Nebel sah Vin die massige Stadtmauer vor sich aufragen. »Was haben wir hier zu suchen?«
    »Hier werden wir Eisenziehen und Stahldrücken üben«, sagte Kelsier. »Aber zuerst musst du einige Grundlagen erfahren.« Er zog etwas aus seinem Gürtel. Es war ein Klipser, die kleinste Kastling-Münze. Er hielt sie vor ihren Augen hoch und trat beiseite. »Verbrenne Stahl - das Gegenstück zu dem Metall, das du vorhin verbrannt hast.«
    Vin nickte. Wieder erschienen die blauen Linien um sie herum. Eine von ihnen deutete unmittelbar auf die Münze in Kelsiers Hand.
    »In Ordnung«, sagte Kelsier. »Zieh jetzt daran.«
    Vin ertastete den richtigen Faden und zog mit ihrer inneren Kraft leicht an ihm. Die Münze zuckte aus Kelsiers Fingern und schoss direkt auf Vin zu. Sie richtete weiterhin all ihre Aufmerksamkeit darauf und drückte dann gegen die Münze, bis sie gegen die Wand eines in der Nähe stehenden Hauses schlug.
    Gleichzeitig wurde Vin ruckartig und heftig nach hinten geworfen. Kelsier fing sie auf und bewahrte sie davor, zu Boden zu fallen.
    Vin taumelte und richtete sich auf. Auf der anderen Straßenseite löste sich die Münze aus Vins Kontrolle und klimperte auf das Pflaster.
    »Was ist passiert?«, fragte Kelsier sie.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich habe gegen die Münze gedrückt, und sie ist davongeflogen. Aber als sie auf die Wand traf, wurde ich nach hinten geschleudert.«
    »Warum?«
    Nachdenklich runzelte Vin die Stirn. »Ich vermute ... ich vermute, da die Münze nicht mehr weiter zurückweichen konnte, war ich diejenige, die sich bewegen musste.«
    Kelsier nickte anerkennend. »Das sind die Auswirkungen deiner Taten, Vin. Du benutzt dein eigenes Körpergewicht, wenn du Stahl drückst. Wenn du viel schwerer als dein Anker bist, wird er von dir wegfliegen, wie es vorhin die Münze getan hat. Wenn der Gegenstand aber schwerer als du selbst ist - oder wenn er gegen irgendetwas Schwereres prallt - dann wirst du weggedrückt. Beim Eisenziehen ist es ähnlich. Entweder wirst du auf das Objekt zu gezogen, oder es wird auf dich zu gezogen. Wenn ihr beide etwa gleich schwer seid, bewegt ihr euch beide.
    Das ist die hohe Kunst der Allomantie, Vin. Das Wissen, wieviel - oder wie wenig - du dich bewegen wirst, wenn du Stahl oder Eisen verbrennst, verleiht dir einen großen Vorteil vor deinen Gegnern. Du wirst herausfinden, dass diese beiden Metalle die vielseitigsten und nützlichsten sind.«
    Vin nickte.
    »Du darfst nie vergessen«, fuhr er fort, »dass in beiden Fällen die Stärke deines Drückens oder Ziehens die Gegenstände
unmittelbar
von dir weg oder auf dich zu führt. Du kannst sie nicht durch deine Geisteskraft in der Luft herumwirbeln und ihre Flugbahn kontrollieren. So funktioniert die Allomantie nicht, denn so funktioniert auch die physische Welt nicht. Wenn du gegen etwas drückst - sei es mit Allomantie oder nur mit deinen Händen -, dann bewegt es sich unmittelbar in die entgegengesetzte Richtung. Kraft, Reaktion, Wirkung. Verstanden?« Vin nickte noch einmal.
    »Gut«, sagte Kelsier fröhlich. »Und jetzt wollen wir über diese Mauer springen.«
    »Was?«
    Er ließ sie verblüfft auf der Straße stehen. Sie sah zu, wie er sich der Stadtmauer näherte, und eilte hinter ihm her. »Du bist wahnsinnig!«, zischte sie.
    Kelsier lächelte. »Ich glaube, das ist das zweite Mal, dass du mir das heute gesagt hast. Du musst besser aufpassen. Wenn du den Leuten zugehört hättest, dann wüsstest du bereits, dass meine geistige Gesundheit schon lange verschwunden ist.«
    »Kelsier«, sagte sie und schaute an der Wand hoch. »Ich kann nicht ... ich meine, bis zum heutigen Abend habe ich noch nie Allomantie eingesetzt.«
    »Das mag sein, aber du lernst schnell«, erwiderte Kelsier und zog etwas unter seinem Mantel hervor. Es schien ein Gürtel zu sein. »Hier, zieh das an. Darin befinden sich Metallgewichte. Wenn etwas schiefläuft, kann ich dich auffangen. Vermutlich.«
    »Vermutlich?«, fragte Vin nervös, während sie den Gürtel umlegte.
    Kelsier lächelte und warf einen großen Metallbarren zu Boden. »Sorge dafür, dass sich dieser Barren unmittelbar unter dir befindet, und denk daran, mit deinem Stahl dagegen zu drücken und nicht etwa mit dem Eisen daran zu ziehen. Höre nicht mit dem Drücken auf, bis du auf der Mauer angekommen bist.«
    Dann bückte er sich und sprang hoch.
    Kelsier schoss in die Luft; seine dunkle Gestalt verschwand in den

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