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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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gekommen war. Vin nahm dies schweigend wahr, schien sich ihrer Meinung aber nicht mehr so sicher zu sein. Sie warf einen Blick auf die Geldbörse.
    »Ich meine es ernst, Vin«, sagte Kelsier. »In meiner Mannschaft kann ich niemanden gebrauchen, der nicht für mich arbeiten will. Wenn ich dich zurückbringe, dann ist das keine Bestrafung. Es muss einfach nur so sein.«
    Vin erwiderte nichts darauf. Es war ein Risiko, sie gehen zu lassen - aber es war ein noch größeres Risiko, sie zum Bleiben zu zwingen. Kelsier saß still da und versuchte sie zu lesen und zu verstehen. Würde sie ihn und seine Männer an das Letzte Reich verraten? Er glaubte es nicht. Sie war kein schlechter Mensch.
    Sie hielt bloß alle anderen für schlecht.
    »Ich glaube, dein Plan ist verrückt«, sagte sie leise.
    »Das glaubt die Hälfte meiner Mannschaft.«
    »Du kannst das Letzte Reich nicht stürzen.«
    »Das müssen wir auch nicht«, sagte Kelsier. »Wir müssen nur Yeden eine Armee besorgen und den Palast erobern.«
    »Der Oberste Herrscher wird euch aufhalten«, sagte Vin. »Ihr könnt ihn nicht besiegen. Er ist unsterblich.«
    »Wir besitzen das Elfte Metall«, meinte Kelsier. »Wir werden einen Weg finden, ihn zu töten.«
    »Das Ministerium ist sehr mächtig. Es wird eure Armee entdecken und vernichten.«
    Kelsier beugte sich wieder vor und sah Vin tief in die Augen. »Du hast mir so sehr vertraut, dass du dich von einer hohen Mauer gestürzt hast, und ich habe dich aufgefangen. Du solltest mir auch in dieser Sache vertrauen.«
    Offenbar schätzte sie den Begriff »Vertrauen« nicht besonders. Sie betrachtete Kelsier im schwachen Licht der Laterne und blieb so lange still, dass das Schweigen schon unangenehm wurde.
    Schließlich nahm sie die Geldbörse und versteckte sie rasch unter ihrem Umhang. »Ich bleibe«, sagte sie. »Aber nicht, weil ich dir vertraue.«
    Kelsier hob eine Braue. »Und warum dann?«
    Vin zuckte die Achseln, und es klang vollkommen aufrichtig, als sie sagte: »Weil ich sehen will, was passiert.«
    *
    Der Besitz einer Festung in Luthadel verlieh einem Haus den Anspruch auf den Status des Hochadels. Aber wenn man dort eine Festung hatte, hieß das noch lange nicht, dass man auch darin leben musste, zumindest nicht die ganze Zeit über. Viele Familien unterhielten zusätzlich eine Residenz in den Städten rings um Luthadel.
    Das weniger übervölkerte, saubere und in der Beobachtung der Reichsgesetze weniger strenge Fellise war eine reiche Stadt. Statt beeindruckender Festungen fanden sich viele verschwenderisch ausgestattete Herrenhäuser und Villen innerhalb ihrer Mauern. Einige der Straßen waren sogar von Bäumen gesäumt. Bei den meisten handelte es sich um Birken, deren knochenweiße Borke den Entfärbungen durch die Asche einigen Widerstand entgegensetzte.
    Vin betrachtete die in Nebel gehüllte Stadt durch das Kutschenfenster; die Laterne war auf ihre Bitte hin gelöscht worden. Sie verbrannte Zinn und war daher in die Lage, die gepflegten Straßen zu bewundern. Diesen Teil von Fellise hatte sie nur selten gesehen. Trotz des Reichtums der Stadt glichen die Armenviertel sehr denen in den anderen Städten.
    Kelsier sah ebenfalls hinaus und runzelte die Stirn.
    »Dir gefällt die Verschwendung nicht«, vermutete Vin kaum hörbar, doch ihr Flüsterton drang bis an Kelsiers geschärfte Ohren. »Du siehst den Reichtum dieser Stadt und denkst an die Skaa, die ihn geschaffen haben.«
    »Das stimmt zum Teil«, gestand Kelsier ein, dessen Stimme ebenfalls kaum mehr als ein leises Flüstern war. »Aber da ist noch mehr. Wenn man bedenkt, wieviel Geld hier ausgegeben wurde, sollte diese Stadt eigentlich wunderschön sein.«
    Vin hielt den Kopf schräg. »Aber das ist sie doch.«
    »Nein. Die Häuser sind noch immer schwarz gefleckt. Der Boden ist noch immer unfruchtbar, und die Blätter der Bäume sind noch immer braun.«
    »Natürlich sind sie braun. Welche Farbe sollten sie denn sonst haben?«
    »Grün«, sagte Kelsier. »Alles sollte grün sein.«
    Grün?,
dachte Vin.
Was für ein seltsamer Gedanke.
Sie versuchte sich Bäume mit grünen Blättern vorzustellen, aber das erschien ihr zu dumm. Kelsier hatte durchaus seine Marotten, doch vermutlich war jeder, der so lange Zeit in den Gruben von Hathsin verbracht hatte, ein wenig seltsam.
    Er wandte sich ihr wieder zu. »Bevor ich es vergesse, es gibt da noch einiges, was du über die Allomantie wissen musst.«
    Vin nickte.
    »Als Erstes darfst du nie versäumen, alle

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