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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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kuschelte sich noch enger in ihren Mantel. Erstaunlicherweise aber sagte sie etwas.
    »Dein Bruder«, meinte sie mit so leiser Stimme, dass es beinahe ein Flüstern war. »Ihr beiden kommt nicht besonders gut miteinander aus.«
    Kelsier hob eine Braue. »Nein, nie. Es ist schade. Wir sollten es, aber es ist leider nicht so.«
    »Ist er älter als du?«
    Kelsier nickte.
    »Hat er dich oft geschlagen?«, fragte Vin.
    Kelsier zog die Stirn kraus. »Mich geschlagen? Nein, das hat er niemals getan.«
    »Also hast du ihn davon abgehalten«, meinte sie. »Vielleicht mag er dich deshalb nicht. Wie bist du ihm entkommen? Bist du vor ihm weggelaufen, oder warst du einfach nur stärker als er?«
    »Vin, Marsch hat nie
versucht,
mich zu schlagen. Es stimmt, dass wir uns gestritten haben, aber wir wollten einander nie wirklich verletzen.«
    Vin widersprach ihm nicht, aber er sah an ihrem Blick, dass sie ihm nicht glaubte.
    Was für ein Leben
dachte Kelsier und verstummte. Im Untergrund lebten so viele Kinder wie sie. Natürlich starben die meisten, bevor sie Vins Alter erreicht hatten. Kelsier hatte Glück gehabt. Seine Mutter war die einfallsreiche Geliebte eines Adligen gewesen und hatte vor ihrem Grafen die Tatsache verbergen können, dass sie eine Skaa war. Kelsier und Marsch waren als Privilegierte aufgewachsen - sie waren zwar illegitim, wurden aber trotzdem als adlig angesehen -, bis ihr Vater schließlich doch die Wahrheit herausgefunden hatte.
    »Warum bringst du mir solche Dinge bei?«, fragte Vin und unterbrach damit seine Gedankengänge. »Ich meine die Allomantie.«
    Kelsier runzelte die Stirn. »Das hatte ich dir doch versprochen.«
    »Was sollte mich jetzt noch davon abhalten, von dir wegzulaufen, wo ich all deine Geheimnisse kenne?«
    »Nichts«, antwortete Kelsier.
    Wieder einmal verriet ihm ihr misstrauischer Blick, dass sie ihm nicht glaubte. »Es gibt Metalle, über die du mir noch nichts erzählt hast. Bei dem Treffen am ersten Tag hast du gesagt, es gebe zehn.«
    Kelsier nickte und beugte sich vor. »Das stimmt. Aber ich habe die letzten beiden nicht ausgelassen, weil ich etwas vor dir verheimlichen wollte. Sie sind nur ... schwer zu handhaben. Es ist leichter für dich, wenn du erst mit den grundlegenden Metallen übst. Wenn du aber jetzt schon etwas über die letzten beiden erfahren willst, dann werde ich dir ihren Gebrauch beibringen, sobald wir in Fellise sind.«
    Vin sah ihn ungläubig an.
    Kelsier rollte mit den Augen. »Ich will dich nicht hinters Licht fuhren, Vin. Die Männer in meiner Mannschaft gehorchen mir, weil sie es wollen, und ich habe Erfolg, weil sie sich aufeinander verlassen können. Bei uns gibt es kein Misstrauen und keinen Verrat.«
    »Mit einer Ausnahme«, wandte Vin ein. »Ein Verrat hat dich in die Gruben gebracht.« Kelsier erstarrte. »Wo hast du denn das gehört?« Vin zuckte die Achseln.
    Kelsier seufzte und fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Eigentlich wollte er sich die Narben reiben; jene, die ihm über Finger und Arme liefen, bis hinauf zu den Schultern, doch er widerstand diesem Drang.
    »Es hat keinen Sinn, darüber zu reden«, sagte er.
    »Aber es gab einen Verräter«, beharrte Vin.
    »Das wissen wir nicht mit Sicherheit.« Dieser Einwand klang sogar in seinen Ohren schwach. »Wie dem auch sei, meine Mannschaften werden durch Vertrauen zusammengehalten. Es gibt keinen Zwang. Wenn du aussteigen willst, können wir jetzt sofort nach Luthadel zurückkehren. Ich zeige dir den Gebrauch der letzten beiden Metalle, und dann kannst du deiner Wege ziehen.«
    »Ich habe nicht genug Geld zum Überleben«, sagte Vin.
    Kelsier griff in seinen Umhang und zog eine Börse mit Münzen hervor, die er auf den Sitz neben ihr warf. »Das sind dreitausend Kastlinge. Es ist das Geld, das ich von Camon bekommen habe.«
    Vin sah die Börse missbilligend an.
    »Nimm es«, sagte Kelsier. »Du bist diejenige, die es verdient hat. Wenn ich es recht verstanden habe, steckte deine Allomantie hinter Camons meisten Erfolgen, und du warst diejenige, die es gewagt hat, die Gefühle eines Obligators zu beeinflussen.«
    Vin regte sich nicht.
    Prima,
dachte Kelsier. Er hob die Hand und klopfte gegen die Unterseite des Fahrersitzes. Die Kutsche hielt an, und sogleich erschien Sazed vor dem Fenster.
    »Wende die Kutsche bitte, Sazed«, sagte Kelsier. »Bring uns zurück nach Luthadel.«
    »Ja, Meister Kelsier.«
    Innerhalb weniger Augenblicke rollte die Kutsche zurück in die Richtung, aus der sie

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