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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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deswegen machen?
Es fiel ihr allerdings schwer, wütend darüber zu sein, denn sie wusste ja, dass das alles nur Fassade war. »Graf Renoux« musste ein gewisses Maß an Raffinesse walten lassen, ansonsten würde er Misstrauen erregen.
    Außerdem gab es noch etwas, das sie davon abhielt, all diese Verschwendung zu verdammen. Die Diener waren fröhlich. Sie gingen ihren Tätigkeiten mit geschäftsmäßigem Eifer nach, und ihren Bemühungen haftete nichts Mühseliges an. Sie hörte sogar Gelächter im Korridor. Das hier waren keine misshandelten Skaa. Es war unwichtig, ob sie in Kelsiers Pläne eingeweiht waren oder nicht.
    Also zwang Vin sich, ein paar Früchte zu essen und gähnte hin und wieder. Es sollte eine sehr lange Nacht werden. Die Diener ließen sie schließlich allein, auch wenn Sazed weiterhin hinter ihr stand.
    Ich kann so nicht essen,
dachte sie frustriert. »Musst du mir unbedingt andauernd über die Schulter sehen?«
    Sazed nickte. Er trat zwei Schritte vor, so dass er nun neben statt hinter ihrem Stuhl stand. Er nahm wieder seine steife Haltung ein und ragte genauso über ihr auf wie vorhin.
    Verärgert runzelte Vin die Stirn, doch dann bemerkte sie das Lächeln auf Sazeds Lippen. Er schaute nieder auf sie, und in seinen Augen blitzte der Schalk. Endlich setzte er sich auf den Stuhl neben sie.
    »Ich bin noch nie einem Terriser mit Sinn für Humor begegnet«, bemerkte Vin trocken.
    Sazed hob eine Braue. »Ich hatte den Eindruck, Ihr wäret noch nie einem Terriser begegnet, Herrin Vin.«
    »Na ja, ich habe noch nie von einem mit Humor
gehört.
Du solltest eigentlich ganz steif und förmlich sein.«
    »Wir sind halt raffiniert, Herrin«, sagte Sazed. Obwohl er sehr aufrecht dasaß, war trotzdem etwas Entspanntes an ihm. Es war, als würde er ebenso gern aufrecht dasitzen, wie andere Leute sich herumlümmelten.
    So sollen sie sein. Die perfekten Diener, dem Letzten Reich treu ergeben.
    »Bereitet Euch etwas Sorgen, Herrin Vin?«, fragte Sazed, als sie ihn beobachtete.
    Wie viel weiß er? Vielleicht ist ihm gar nicht bewusst, dass Renoux ein Schauspieler ist.
»Ich habe mich nur gerade gefragt, wie du ... hergekommen bist«, sagte sie schließlich.
    »Ihr meint, wie es dazu kam, dass ein Haushofmeister aus Terris zum Teil einer Verschwörung gegen das Letzte Reich geworden ist?«, fragte Sazed mit seiner sanften Stimme.
    Vin errötete. Offenbar war er eingeweiht.
    »Das ist eine bemerkenswerte Frage, Herrin«, sagte er. »Natürlich ist meine Lage recht ungewöhnlich. Ich würde sagen, ich bin wegen meines Glaubens hineingeraten.«
    »Wegen deines Glaubens?«
    »Ja«, bestätigte Sazed. »Sagt mir, Herrin, was glaubt Ihr?«
    Vin runzelte die Stirn. »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Die wichtigste, denke ich.«
    Vin saß eine Weile schweigend da, doch offensichtlich erwartete er eine Antwort, also zuckte sie schließlich die Achseln. »Ich weiß nicht.«
    »Das sagen die Leute oft«, meinte Sazed, »aber ich habe festgestellt, dass es nur selten stimmt. Glaubt Ihr an das Letzte Reich?«
    »Ich glaube, dass es stark ist«, antwortete Vin.
    »Unsterblich?«
    Vin zuckte noch einmal die Schultern. »Bisher ist es das gewesen.«
    »Und der Oberste Herrscher? Ist er der Erhobene Avatar Gottes? Glaubt Ihr, dass er, wie das Ministerium lehrt, der Splitter der Unendlichkeit ist?«
    »Ich ... darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
    »Das solltet Ihr aber«, sagte Sazed. »Falls Ihr bei näherer Betrachtung feststellt, dass Euch die Lehren des Ministeriums nicht überzeugen, dann würde ich Euch gern eine Alternative anbieten.«
    »Was für eine Alternative?«
    Sazed lächelte. »Das kommt darauf an. Der richtige Glaube ist meiner Meinung nach wie ein guter Mantel. Wenn er Euch passt, hält er Euch warm und schützt Euch. Wenn er aber nicht passt, kann er Euch ersticken.«
    Vin erwiderte nichts darauf, sondern runzelte nur die Stirn, doch Sazed lächelte. Schließlich wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder dem Essen zu. Nach einiger Zeit wurde die Seitentür geöffnet, und Kelsier und Renoux kehrten zurück.
    »Jetzt sollten wir über dieses Kind sprechen«, meinte Renoux, nachdem er und Kelsier sich gesetzt und die Diener ein weiteres Tablett mit Speisen für Kelsier gebracht hatten. »Du sagst, der Mann, der eigentlich meinen Erben spielen sollte, weigert sich, diese Rolle zu übernehmen?«
    »Unglücklicherweise ja«, gab Kelsier zu und machte mit seinem Essen kurzen Prozess.
    »Das verkompliziert die

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