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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Gelassenheit besitzt, eine Adlige zu spielen, auch wenn es sich dabei um eine junge und unerfahrene handelt. Wir haben das richtige Verhalten während des Essens geübt, die Etikette bei Gesprächen durchgenommen und den üblichen Klatsch auswendig gelernt. In einer kontrollierbaren Situation ist sie darin sehr gut. Sie hat sogar an Teegesellschaften teilgenommen, wenn Renoux adlige Gäste empfangen hat. Aber wir werden erst dann wirklich wissen, ob sie es schafft, wenn sie sich allein auf einer Festlichkeit der Aristokratie befindet.«
    »Ich wünschte, sie könnte noch ein wenig mehr üben«, meinte Kelsier und schüttelte den Kopf. »Aber mit jeder Woche wächst die Gefahr, dass das Ministerium unsere gedeihende Armee in den Höhlen entdeckt.«
    »Es ist alles eine Frage des Gleichgewichts«, sagte Sazed. »Wir müssen lange genug warten, um die Männer zusammenzubekommen, die wir benötigen, aber wir müssen bald losschlagen, damit wir ihre Entdeckung vermeiden.«
    Kelsier nickte. »Wir dürfen uns von einem einzelnen Mitglied der Truppe nicht aufhalten lassen. Wenn Vin es nicht schafft, müssen wir jemand anderen finden, der für uns den Maulwurf spielt. Armes Mädchen. Ich wünschte, ich hätte mehr Muße für ihre Ausbildung in der Allomantie. Wir haben kaum die vier ersten Metalle durchgenommen. Ich habe einfach nicht genug
Zeit!«
    »Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte ...«
    »Natürlich, Saze.«
    »Schickt das Kind zu ein paar Nebelingen unter den Bandenmitgliedern«, sagte Sazed. »Wie ich gehört habe, ist dieser Weher ein sehr erfahrener Besänftiger, und bestimmt sind die anderen gleichermaßen geschickt. Sie könnten Herrin Vin zeigen, wie sie ihre Fähigkeiten einsetzen kann.«
    Kelsier dachte nach. »Das ist eine gute Idee, Saze.«
    »Aber?«
    Kelsier warf einen Blick zurück auf die Tür, hinter der Vin noch immer das Frisieren griesgrämig über sich ergehen ließ. »Ich bin mir nicht sicher. Als wir heute miteinander geübt haben, sind wir beim Stahldrücken zu einem Gleichstand gekommen. Das Mädchen wiegt bestimmt nur halb so viel wie ich, aber sie hat mich trotzdem ganz schön in Atem gehalten.«
    »In der Allomantie gibt es die verschiedensten Stärken«, sagte Sazed.
    »Ja, aber die Bandbreite ist für gewöhnlich nicht sehr groß«, erwiderte Kelsier. »Ich selbst habe viele Monate gebraucht, bis ich wusste, wie ich drücken und ziehen muss. Es ist nicht so leicht, wie es sich anhört. Selbst etwas so Gewöhnliches wie das Drücken des eigenen Körpers auf ein Dach erfordert ein genaues Wissen über Gewichte, Austarieren und Flugbahnen.
    Aber Vin ... sie scheint all diese Dinge instinktiv zu wissen. Ihre Fähigkeiten beschränken sich zwar noch auf die vier ersten Metalle, aber der Fortschritt, den sie gemacht hat, ist verblüffend.«
    »Sie ist ein besonderes Mädchen.«
    Kelsier nickte. »Sie sollte Gelegenheit haben, mehr über ihre Kräfte zu erfahren. Ich fühle mich ein wenig schuldig, weil ich sie in unseren Plan einbezogen habe. Vermutlich endet sie mit uns anderen bei einer Hinrichtungszeremonie des Ministeriums.«
    »Aber diese Schuldgefühle halten Euch nicht davon ab, sie als Spionin in die Aristokratie einzuschleusen.«
    Kelsier schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er leise. »Wir brauchen jeden Vorteil, den wir bekommen können. Pass aber auf sie auf, Saze. Von jetzt an bist du Vins Diener und Wächter bei allen öffentlichen Auftritten. Es dürfte kein Aufsehen erregen, wenn sie einen Terris-Diener mitbringt.«
    »Keineswegs«, stimmte Sazed ihm zu. »Es wäre im Gegenteil sogar seltsam, würde man ein Mädchen in ihrem Alter ohne Begleitung zu Veranstaltungen bei Hofe schicken.«
    Kelsier nickte. »Beschütze sie, Saze. Sie mag zwar eine mächtige Allomantin werden, aber sie ist unerfahren. Ich werde mich viel weniger schuldig fühlen, wenn du sie in diese aristokratischen Lasterhöhlen begleitest.«
    »Ich werde sie mit meinem Leben beschützen, Meister Kelsier. Das verspreche ich Euch.«
    Kelsier lächelte und legte Sazed dankbar die Hand auf die Schulter. »Ich bedauere schon jetzt den Mann, der dir in die Quere kommt.«
    Sazed verneigte sich ehrerbietig. Er sah harmlos aus, doch Kelsier wusste um die Kraft, die in Sazed lauerte. Nur wenige Menschen - ob sie Allomanten waren oder nicht, spielte dabei keine Rolle - würden einen Kampf gegen einen Bewahrer überstehen, dessen Zorn erregt worden war. Vermutlich war das der Grund, aus dem das Ministerium diese Sekte bis

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